Von Artenrettung und Algenzucht
Der kompakte Medienrückblick: Grünlandhaltung beeinflusst Ökosystem +++ Algen zu Hause züchten +++ Pflanzen am Computer wachsen lassen +++ Artenrettung im Labor
Landwirtschaft – Wiesen und Weideland sind wertvolle Ökosysteme. Obwohl das Grünland mit einem weltweiten Anteil von 75% Felder weit überragt, sind diese Flächen bisher wenig erforscht. Ein internationales Forschungsteam hat nun auf sechs Kontinenten den Einfluss von unterschiedlich starker Beweidung auf die Ökosysteme und deren Dienstleistungen für die Menschen vom Wasserhaushalt bis zur Bodenfruchtbarkeit genauer untersucht, wie Roland Knauer im Tagesspiegel berichtet. Hier zeigte sich, dass je nach Klima und Region die Auswirkungen sehr verschieden sein können. Der Einfluss der Beweidung hängt demnach neben dem Klima stark vom Boden und der Artenvielfalt ab. Wenn Schafe und Rinder etwa in kühlen Regionen viel fressen, wie auf den Grasländern Patagoniens, wo viele Arten leben, können sich die Dienstleistungen der Ökosysteme sogar verbessern. Anders sieht es bei vergleichbar starker Beweidung in wärmeren Gefilden mit geringer Artenvielfalt aus: Dort wurde im Boden weniger Kohlenstoff eingelagert, Pflanzenmaterial schlechter abgebaut und bei Starkregen mehr Boden weggeschwemmt.
Ernährung – Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung für Mensch und Tier sind Omega-3-Fettsäuren unabdingbar. Dieser wichtige Nährstoff steckt aber nicht nur in Fisch, sondern auch in Algen. Wer seine Ernährung stärker auf Algen ausrichten möchte, muss dafür keinesfalls tief in die Tasche greifen. Da Algen zum Wachsen nur wenig brauchen, ist die Zucht auch kostengünstig. Joana Lück beschreibt in der Frankfurter Rundschau, wie Spirulina-Algen mit einfachen Mitteln auch zu Hause gezüchtet werden können. Um sich einen Nahrungsvorrat an Algen anzulegen, wird neben einer Spirulina-Kultur, lediglich ein transparenter Behälter mit Wasser benötigt sowie Mineralien, die das Wachstum der Algen fördern, und Sonnenlicht. Nach drei bis sechs Wochen kann die Algenpaste zum ersten Mal geerntet werden.
Landwirtschaft – Hitze, Dürre und Schädlinge setzen Nahrungspflanzen immer mehr zu und sorgen für Ernteverluste. Welche Pflanzen werden künftig noch gedeihen und die Ernährung sichern? Antworten auf diese Frage suchen Forschende unter anderem am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg. Geoökologe Claas Nendel lässt dafür Pflanzen im Computer wachsen, wie Nick Reimer in der taz berichtet. Mithilfe seines virtuellen Gewächshauses will der Forscher herausfinden, wie bestimmte Pflanzen auf den Klimawandel reagieren. Eine Pflanze, die in Zukunft die Ernährung sichern könnte, ist dem Forscher zufolge Soja. Seine Untersuchungen ergaben, dass mit der Klimaerwärmung der Sojaanbau Mitte des Jahrhunderts auch in ganz Deutschland möglich sein wird. Dafür hatten Nendel und sein Team virtuell Soja unter Klimabedingungen angebaut, die um 2050 vorherrschen. Hier zeigte sich, dass Soja selbst in Norddeutschland gedeihen würde. Würde Soja hierzulande großflächig angebaut, könnten nicht nur Importe für Tierfutter vermieden, sondern auch Anbauflächen eingespart werden, die ohnehin knapp sind. Der Forscher ist überzeugt: „Felder, wie wir sie heute kennen, wird es Mitte des Jahrhunderts nicht mehr geben.“ In Zukunft werde viel kleinteiliger angebaut.
Biotechnologie – Nach Angaben der Weltnaturschutzunion sind weltweit 41.500 Arten vom Aussterben bedroht. Dazu zählt auch das Sumatra-Nashorn. Davon leben aktuell noch 80 in Indonesien. In Malaysia hingegen starb 2019 der letzte Nashornbulle. Forschenden am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin ist nun ein entscheidender Schritt gelungen, um das Überleben der Art zu retten, wie Lennart Pyritz im Deutschlandfunk berichtet. Ein Team um Thomas Hildebrandt hat dafür aus Hautzellen des Nashornbullen Stammzellen gezüchtet. In ein bis drei Jahren könnten daraus transferfähige Embryonen entstehen. Ein Schritt, der nicht nur das Überleben des Sumatra-Nashorns retten kann, sondern auch das Ökosystem. Als sogenannte Flagship-Art steht das vom Aussterben bedrohte Tier in der Hierarchie von Nahrungs- und Lebenskaskaden ganz oben. Es ist mit 100 anderen Arten direkt oder indirekt verbunden und erbringt enorme Dienstleistungen, die das Überleben dieser Arten sichern.