Von antiken Samen und essbaren Hüllen
Der kompakte Medienrückblick: Datteln aus antiken Samen +++ Phosphorrecycling aus Gülle +++ essbare Schutzhüllen für Früchte +++ Smarte Landwirtschaft
Pflanzenzucht – Methusalem ist der Name eines Sprösslings, den israelische Forscher am Zentrum für nachhaltige Landwirtschaft am Arava-Institut für Umweltstudien 2005 gezogen haben. Nicht ohne Grund trägt die Dattelpalme den biblischen Namen: Sie stammt von einem 2000 Jahre alten Samen, der bei archäologischen Ausgrabungen rund um das Tote Meer gefunden wurde. Mittlerweile sind sechs weitere Dattelpalmen aus solchen antiken Samen gesprossen, wie Alexandra Föderl-Schmid in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Noch werden die neuen Sprösslinge im Gewächshaus des Instituts mit „Babyflaschen“ sanft gegossen. Methusalem steht mittlerweile im Freiland und hat eine stattliche Größe von dreieinhalb Metern erreicht. Das Alter der Pflanzen wurde jeweils mit der Radiokarbonmethode ermittelt. Die Forscher gehen davon aus, dass die Samen, die alle aus der Zeit vor Christi Geburt stammen, ihr Wachstumspotenzial auf Grund des trockenen Klimas erhalten konnten.
Landwirtschaft – Landwirte dürfen laut Düngemittelverordnung nur eine begrenzte Menge Gülle auf die Felder bringen. Eine Überdüngung mit Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor oder Kalium schadet der Umwelt und dem Grundwasser. In Regionen mit viel Tierhaltung kann das zum Problem werden. Im Kreis Borken im Münsterland, wo viel Gülle anfällt, haben sich 90 Landwirte zusammengeschlossen und in eine Gülleaufbereitungsanlage investiert, wie Andrea Hoferichter im Deutschlandfunk berichtet. Betrieben wird die Anlage von der NDM Naturwertstoffe GmbH. Hier wird aus der Brühe in mehreren Schritten Biogas vergoren und dann zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Aus den festen Bestandteilen der Gärreste wird wiederum Phosphor recycelt, der zum Düngen der Felder genutzt werden kann. Zukünftig soll der zurückgewonnene Rohstoff auch als Futtermittelzusatzstoff oder in der Metallverarbeitung verwendet werden. Der Betrieb der Anlage ist für dieses Jahr geplant. Dann könnten jährlich 200.000 Kubikmeter Gülle recycelt werden.
Lebensmittel – Zwölf Millionen Tonnen Obst, Gemüse und Fleisch werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Einige Supermärkte greifen jetzt auf eine unsichtbare Waffe zurück, um das Verderben zu bekämpfen. Bei Penny, Rewe und Edeka werden seit kurzem Avocados und Zitrusfrüchte mit Beschichtung angeboten, wie Piotr Heller in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Die Hülle soll das Obst und Gemüse vor frühzeitigem Verfall schützen und zumindest teilweise der Lebensmittelverschwendung Einhalt bieten. Der Kunde kann den Schutzmantel weder riechen noch ertasten, aber mitessen. Denn die Beschichtung besteht aus Zuckerresten, Zellulose und pflanzlichen Ölen. Neu ist die Erfindung nicht. Experten zufolge wurde sie erstmals in den 1980er Jahren vorgestellt. Dass die Händler jetzt darauf zurückgreifen, liegt vor allem an dem gestiegenen ökologischen Bewusstsein der Kunden. Tests im Lager bei Penny haben gezeigt, dass behandelte Avocados zehn Tage länger verkaufsfähig waren. Verpackungsexperten schätzen, dass bis zu 20% der Artikel davon profitieren könnten, sollte die Schutzhülle den Ladentest bestehen.
Landwirtschaft – Drohnen überwachen die Felder, Roboter jäten Unkraut und düngen den Acker: Forscher und Unternehmen arbeiten bereits mit Hochdruck an der Umsetzung der Vision einer modernen Landwirtschaft. Über die Chancen und möglichen Risiken der Digitalisierung berichtet Philip Bethge im Spiegel. Analysten prognostizieren, dass der Markt für digitale Agrartechnologien von heute 5 Mrd. Dollar auf 240 Mrd. Dollar im Jahr 2050 wachsen wird. Vor allem Start-ups treiben die Agrarwende 4.0 voran. Aber auch Großunternehmen wie Bayer, John Deere und Amazon investieren in das Zukunftsfeld. Umweltexperten warnen jedoch vor einem weiteren kapitalintensiven Wirtschaften, weil so viele Landwirte vom Fortschritt ausgeschlossen werden. Damit würde das industrielle Agrarmodell nur fortgesetzt und Umweltprobleme noch verschärft. Die Digitalisierung kann aus ihrer Sicht nur Gutes bewirken, wenn eine konsequente Wende hin zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Landwirtschaft vorausgeht. Gerade Biobetriebe könnten dann von der Digitalisierung profitieren, sagt Christian Rehmer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz. Voraussetzung dafür ist jedoch der Ausbau des Mobilfunknetzes.