Von Algenwänden und Grüner Gentechnik
Der kompakte Medienrückblick: Bauen mit Carbonfaser aus Algenöl +++ Mit Grüner Gentechnik gegen Pilzbefall +++ Feuerbakterium zerstört Olivenbäume +++ Pestizide auf Berggipfel nachgewiesen
Bauindustrie – Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe ist der Bausektor für 40 % des gesamten Rohstoffverbrauchs und 12 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Carbonfaserstein könnte der Baustoff der Zukunft sein, wie Christoph von Eichhorn in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Das Material aus Carbonfasern und Granitgestein ist extrem stabil und leicht. Von Eichhorn stellt Kolja Kuse vor. Der Elektroingenieur hat das klimafreundliche Material mit seiner Firma Technocarbon entwickelt und bereits beim Terrassenbau seines Privathauses eingesetzt. Er ist überzeugt, dass der Carbonfaserstein auch für den Bau von Gebäuden eingesetzt werden kann und damit Ressourcen schont und die Umwelt entlastet. Zudem wurde das Material im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts "GreenCarbon" untersucht und zeigte vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf Belastbarkeit und Gewicht. Bei der Herstellung von Carbonmatten werden allerdings noch Erdölderivate eingesetzt und damit Treibhausgase freigesetzt. Doch auch für dieses Problem gibt es bereits Lösungen. Forschende der TU München und des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik arbeiten daran, ölproduzierende Mikroalgen zur Herstellung von Carbonfasern zu nutzen. Dies könnte dazu beitragen, CO₂ aus der Atmosphäre zu binden und umweltfreundlichere Baustoffe herzustellen. Problematisch ist derzeit noch die Entsorgung des innovativen Baustoffs, denn bei der Verbrennung von Carbonfasern wird wieder CO₂ freigesetzt. Daher werden auch alternative Ansätze wie Pflanzenkohle im Beton und andere recyclingbasierte Baustoffe diskutiert, um die Zukunft des Bauens nachhaltiger zu gestalten.
Pflanzenzüchtung – Viele Nutzpflanzen wie Weizen, Reis, Kartoffeln und Soja leiden schon heute unter den Folgen des Klimawandels. Vor allem Feuchtigkeit und Wärme sorgen Forschenden zufolge zunehmend für Pilzbefall und damit Ernteverluste bis zu 30%. Mithilfe Grüner Gentechnik könnte die Landwirtschaft jedoch Pilzschädlingen entgegenwirken, wie Yasmin Appelhans in SWR2 Wissen berichtet. Bisher werden Fungizide eingesetzt, um Pflanzen vor Pilzbefall zu schützen. Doch diese chemischen Mittel sorgen dafür, dass sich Mikroben schneller vermehren und gegenüber Fungiziden resistent werden. Forschenden zufolge wird diese Anpassung durch Feuchtigkeit und Wärme noch beschleunigt. Bei der Suche nach resistenten Genen stehen daher Wildpflanzen im Fokus der Forschung. Mithilfe der Grünen Gentechnik könnten diese natürlichen resistenten Gene dann in Kulturpflanzen eingebracht und damit gegen klimabedingte Krankheitserreger gewappnet werden. Aber auch nützliche Bakterien könnten Forschenden zufolge Pflanzen vor krankmachenden Bakterien schützen.
Umwelt - Zehn Prozent der Äpfel in europäischen Supermärkten stammen aus Südtirol, vor allem aus dem Vinschgau entlang der Etsch. Forschende der Technischen Universität Kaiserslautern und der Universität für Bodenkultur Wien haben nun erstmals nachgewiesen, dass sich die Pflanzenschutzmittel, die in diesen Apfelplantagen eingesetzt werden, ausbreiten und selbst in abgelegenen Tälern und Nationalparks rund um den Vinschgau zu finden sind, wie Frauke Zbikowski in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Der Studie zufolge wurden insgesamt 27 Pflanzenschutzmittel, zehn Insektizide, elf Fungizide und sechs Unkrautvernichtungsmittel nachgewiesen. Die Menge der Pestizidrückstände nahm mit zunehmender Höhe ab, war aber auch in höher gelegenen Seitentälern wie dem Matscher Tal noch vorhanden. Selbst in Schutzgebieten wie dem Nationalpark Stilfer Joch und dem Naturpark Texelgruppe wurden diese Stoffe gemessen. In höheren Lagen wurden in den letzten Jahren weniger Schmetterlinge beobachtet, was möglicherweise auf Pflanzenschutzmittel zurückzuführen ist. Die Studie testete Pflanzen- und Bodenproben auf 97 Pestizide und fand Rückstände in 98 % der Pflanzen- und 59 % der Bodenproben. Wiesen in Tallagen waren besonders stark belastet, und die meisten gefundenen Pestizide waren Mittel gegen Apfelschädlinge. Einige Bodenproben enthielten auch Neonicotinoide, obwohl deren Einsatz in der EU seit 2020 verboten ist.
Landwirtschaft – Pflanzenschädlinge machen Olivenbauern zunehmend das Leben schwer. Auf Mallorca wurde nun erstmals die Unterart Xylella pauca ST53 entdeckt, wie der Spiegel berichtet. Dabei handelt es sich um ein Feuerbakterium, das bereits in verschiedenen EU-Ländern an unterschiedlichen Kulturpflanzen wie Pflaumen-, Mandel- und Kirschbäumen sowie Zierbäumen nachgewiesen wurde. Das Bakterium wird von bestimmten Insekten auf Pflanzen übertragen. Die Entdeckung erfolgte während Kontrollarbeiten an Olivenbäumen, bei denen auffällige Symptome festgestellt wurden. Die neu entdeckte Unterart pauca wurde zuvor bereits in Apulien, Korsika und Ibiza gefunden und sorgte hier für das Absterben Tausender Olivenbäume. Auf Mallorca wurden sieben Ausbrüche in einem Umkreis von drei Kilometern um die Gemeinde Sencelles festgestellt, die betroffenen Bäume bereits entfernt. Die Insel bemüht sich, die Ausbreitung einzudämmen. Seit 2016 werden auf den Balearen Proben von Xylella genommen – bisher 20.804 Proben mit 1.566 positiven Ergebnissen bei 38 verschiedenen Wirtsarten.