Von Algenflut und Bioplastik
Der kompakte Medienrückblick: Algenflut als Rohstoff nutzen +++ Bioplastik aus CO2 +++ Tote Heckenwurzeln bilden Humus +++ Lebensmittelverschwendung schadet dem Klima
Umwelt – In der Karibik verschmutzt Seetang derzeit die Strände. Die Braunalgen der Gattung Sargassum haben sich in den vergangenen Jahren im Atlantik derart vermehrt, dass Schäden für den Tourismus befürchtet werden. In Mexiko und anderen betroffenen Ländern versuchen daher Unternehmen, die Algenmasse als Rohstoff zu nutzen, wie Pia Heinemann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. So wird die Biomasse beispielsweise getrocknet, um Baumaterial wie Ziegelsteine daraus herzustellen. Auch als Biodünger und Tierfutter wurde die braune Algenmasse verwendet. Meeresforscher vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung wollen den Seetang hingegen für den Klimaschutz nutzen. Sie sind überzeugt, dass der Seetang bei der Dekarbonisierung der Ozeane helfen kann. Darüber hinaus könnte die Algenmasse auch als nachwachsender Energieträger für Treibstoffe, zur Herstellung von Kosmetika oder Pflanzenleder genutzt werden. Der Aufwand wäre den Forschenden zufolge allerdings nur sinnvoll, wenn das Sargassum in Aquafarmen kontrolliert gezüchtet und auf der See geerntet würde.
Biotechnologie – Weltweit arbeiten Forschende daran, das Klimagas CO2 als Rohstoff zu nutzen. Nun haben Biotechnologen aus Korea das Treibhausgas genutzt, um Bioplastik herzustellen, wie Stefan Parsch in der Welt berichtet. Die Forschenden vom Korea Advanced Institute of Science and Technology in Daejeon haben dafür ein Verfahren entwickelt, mit dem sich aus CO₂-Emissionen biologisch abbaubares Polyester herstellen lässt. Wird diese Anlage auch noch mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben, sei die Herstellung des Kunststoffs auch klimaneutral, heißt es. Um Polyhydroxybuttersäure (PHB) aus CO2 herzustellen, nutzte das Team das Bakterium Cupriavidus necator. Dafür entwickelte es eine Elektrolytflüssigkeit, die sowohl die elektrochemische Bindung des CO₂ als auch eine Bioplastikproduktion mit großer Ausbeute in den Bakterienzellen ermöglicht, schreibt das Team im Fachjournal PNAS. Im Fermenter nutzen die Bakterien wiederum Ameisensäure als Nahrungsquelle, um PHB herzustellen. Den Forschenden zufolge wurde der Prozess über einen Zeitraum von 18 Tagen stabil betrieben und hielt konstante Konzentrationen von Ameisensäure und PHB aufrecht. Sie sind daher zuversichtlich, mithilfe dieses Verfahrens auch die kommerzielle Herstellung des bioabbaubaren Kunststoffes realisieren zu können.
Landwirtschaft – In Hecken sehen viele nur Gestrüpp. Ihre Bedeutung für den Klimaschutz wurde lange unterschätzt. Doch das ändert sich gerade. Denn Hecken sind gut für Klima, Artenschutz und Landwirtschaft, wie Richard Fuchs in SWR2 Wissen berichtet. Vor allem hat das Gestrüpp ein enormes Potenzial als Langzeit-Speicher für Kohlenstoff, wie Forschende vom Braunschweiger Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischer herausfanden. Ein Ergebnis des Projektes „CarboHedge“ ist, dass Hecken auch Kohlenstoff in Form von Humus im Boden speichern – sogar im weitverzweigten Wurzelgeflecht der Hecke selbst. Die bemerkenswerteste Entdeckung der Forschenden war jedoch, dass ein erheblicher Teil der Wurzeln unter Hecken schon tot sei – und dass gerade das für den Klimaschutz besonders wertvoll ist. Der Grund: Wird eine Hecke regelmäßig geschnitten, um sie vital zu halten, stirbt immer ein Teil der Wurzelbiomasse ab. Und diese abgestorbenen Wurzeln wandeln sich dann zu kohlenstoffreichem Humus um.
Ernährung – Noch immer werden zu viele Lebensmittel weggeworfen – sei es, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist, oder Obst und Gemüse optisch kleine Makel aufweisen. Doch die Lebensmittelverschwendung ist nicht nur aus ethischer Sicht ein Problem, sondern auch für das Klima, wie David Zauner in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Wie gravierend das Problem ist, belegt eine Studie, die im Fachjournal Nature Foods erschienen ist. Demnach geht die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Lebensmittelproduktion allein auf Abfälle und Verluste zurück, insgesamt 9,3 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente. Das entspricht in etwa den jährlichen Emissionen der USA und der Europäischen Union zusammen. Besonders klimaschädlich ist es, Fleisch zu entsorgen. Die gesamte Produktion von Rind- und Lammfleisch verursacht 77-mal mehr Emissionen als Tomaten, schreiben die Forschenden. Durch den Verrottungsprozess auf Müllhalden entstehen dann noch weitere Treibhausgase, und auch die Müllinfrastruktur selbst produziert Treibhausgase. Die Forschenden sehen daher noch große Lücken bei der Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung.