Von Algenfarmen und Plastikrecycling
Der kompakte Medienrückblick: Food-Innovationen im Trend +++ Algenanbau an Europas Küsten boomt +++ CO2-Lagerung lohnt sich +++ Aus Plastikmüll wird Gasöl
Ernährung – Jede fünfte Tonne Treibhausgas entfällt auf die Tierhaltung. Um die Klimaziele zu erreichen, plädieren Experten dafür, Ernährungsgewohnheiten umstellen – also den Fleischkonsum zu reduzieren oder den Konsum nachhaltiger zu gestalten. Fleischimitate aus Soja- oder Erbsenproteinen gibt es bereits. Darüber hinaus läuft die Forschung zu tierischen Ersatzprodukten weltweit auf Hochtouren, wie ein Bericht von Jakob Arnold in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erläutert. In Deutschland sind es vor allem Start-ups, die Food-Innovationen vorantreiben. So arbeitet das Hamburger Start-up Mushlabs seit Jahren daran, aus Myzelien von Pilzen Fleischersatz herzustellen. Alife Foods in Leipzig forscht wiederum an zellbasiertem Fleisch. Fisch aus tierischen Zellen ist der Grundstock, mit dem das Start-up Bluu Seafood bereits Fischstäbchen und -bällchen herstellt. Trotz allem ist das Interesse an Food-Tech-Investitionen in Deutschland eher bescheiden. Ein Grund dafür ist, dass die Zulassungsverfahren in der EU mit bis zu drei Jahren sehr lange dauern. Umfragen haben zudem gezeigt, dass Verbraucher das Wort Laborfleisch abschreckt.
Landwirtschaft – Laut EU sollen Algen zukünftig einen wichtigen Beitrag zu den Klimazielen des European Green Deal leisten. Nach Schätzungen der EU-Kommission könnten theoretisch bis zu eine halbe Million Quadratkilometer Meeresfläche für den Seetang-Anbau freigegeben werden. Das sind umgerechnet etwa 70 Millionen Fußballfelder. Der Anfang ist bereits gemacht. Entlang der europäischen Atlantik- und Nordseeküsten entstehen derzeit überall Algenfarmen, wie Nathalie Bertrams, Ingrid Gercama und Tristen Taylor in der Süddeutschen Zeitung berichten. Etwa in Mulroy Bay im Norden Irlands. Die Pflanzen wurden zuvor im Labor des Unternehmens The Seaweed Company vorkultiviert, an Zuchtleinen im Meer versenkt und nach ein paar Monaten Wachstum wieder eingeholt und verkauft. Marktforscher gehen davon aus, dass die Algenindustrie bis zum Ende des Jahrzehnts von knapp 40 auf bis zu 90 Mrd. Euro Umsatz anwachsen wird.
Klima – Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Doch wie kann man Treibhausgase reduzieren, um das Klimaziele zu erreichen? Eine Möglichkeit, ist Kohlendioxid einzulagern. Norwegen will das in der Nordsee umsetzen. Könnte das sogenannte Carbon Capture and Storage, kurz CCS, auch für Deutschland eine Alternative sein? Dieser Frage geht Claudia Vallentin in der Zeit nach. CCS ist eine Technik, mit der sich CO2 von Industrieanlagen tief unter der Erde speichern lässt. Ob und wie gut das funktioniert, haben in Deutschland mehrere wissenschaftliche Projekte, koordiniert vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ), von 2004 bis 2017 im brandenburgischen Ketzin bereits erfolgreich getestet. Fast 70.000 Tonnen CO₂ sind in den Untergrund eingeleitet worden. Die Lagerung wurde als sicher eingeschätzt. Standorte wie in Ketzin gibt es bundesweit viele. Experten zufolge könnten so bis zu 15,5 Milliarden Tonnen CO₂ hierzulande versenkt werde. Sicherheitsbedenken seien unbegründet und die Gefahren beherrschbar, heißt es. Landwirtschaftliche Emissionen könnten mit BECCS (Bioenergie mit CCS) kompensiert werden. Das Umweltbundesamt hält dagegen, dass Deutschland auch ohne CO2-Speicherung klimaneutral werden könnte – etwa durch Wiedervernässung der Moore und Aufforstung und eine überwiegend vegetarische Ernährung.
Kreislaufwirtschaft – Millionen Tonnen Plastikmüll werden jährlich produziert. Das meiste davon wird verbrannt. Lediglich 16% der entsorgten Kunststoffprodukte werden recycelt. Ein Grund für die schlechte Recyclingquote: Plastikprodukte wie Jogurtbecher bestehen aus verschiedenen Kunststoffmischungen. Im 3sat-Wissensmagazin NANO stellt Ingo Baur ein Unternehmen aus Remscheid vor, das Plastikmüll komplett recycelt und daraus einen neuen Energieträger herstellt. Die Recenso GmbH konzentriert sich dabei auch die Kohlenwasserstoffe, die jeder Kunststoff enthält. Mithilfe eines optimierten Verfahrens werden die Kohlenwasserstoffe aus dem Plastikmüll in ein Gasöl umgewandelt, das universell einsetzbar ist und Erdöl ersetzen kann. Auf diese Weise werden Kunststoffe zu Wertstoffen und der Kreislauf wird geschlossen.