Von Algenfarmen und Bodenrettern
Der kompakte Medienrückblick: Algenfarm in Gießen +++ Mit Agroforst den Boden retten +++ Potenzial der Genschere für die Pflanzenzucht +++ EU will Lebensmittel retten
Ernährung – In der neuen Sommerserie „Arbeiten im grünen Bereich“, widmet sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung Menschen, die beruflich mit Umwelt, Natur, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit zu tun haben. In der ersten Folge mit dem Titel „Der Algenverstehen“ stellt Uwe Marx den Gießener Hochschulprofessor und Unternehmer Stefan Gäth vor. Der Umweltpreisgewinner und ehemalige Professor für Abfall- und Ressourcenmanagement hat eine Algenfarm gegründet und baut dort die Blaualge Spirulina platensis an. Diese Algenart benötigt warme Bedingungen und gedeiht in großen Becken. Gäth betont die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Spirulina als Nahrungsmittel und Tierfutter, aber auch als Farbstoff für die Lebensmittelindustrie. Aktuell kämpft der Unternehmer noch mit der Vermarktung seiner Algenprodukte, obwohl er mit einer Biosupermarkt-Kette bereits zusammenarbeitet. Er hofft auf eine größere Akzeptanz und Nachfrage nach Spirulina-Algen. Ein Ausbau der Produktion ist bereits geplant.
Landwirtschaft – Die vergangenen Trockenjahre haben gezeigt, wie anfällig viele Äcker für Dürre und Erosion sind. Vor allem große Ackerflächen im Osten Deutschlands wie im Land Brandenburg sind davon betroffen. Benedikt Bösel, ein bekannter Öko-Bauer in Brandenburg, setzt daher auf Agroforstsysteme, um den Boden zu retten und den Auswirkungen der Klimakrise entgegenzuwirken, wie die Frankfurter Rundschau schreibt. In einer der trockensten Regionen Deutschlands kombiniert er Bäume und Sträucher mit Ackerkulturen, um Feuchtigkeit im Boden zu halten und Schäden durch Wetterextreme zu verringern. Bösel betont die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Landwirtschaft und verweist auf die Vorteile der Agroforstwirtschaft wie Erosionsschutz, Erhalt der Bodenfeuchtigkeit, Humusaufbau und Erhalt der Artenvielfalt. Die Kosten und der Aufwand für Agroforstsysteme sind Bösel zufolge immer noch eine Herausforderung für viele Landwirte. Trotzdem gibt es ein wachsendes Interesse an dieser Form der Landnutzung. Bösel und andere Öko-Bauern setzen sich dafür ein, dass die Klimaleistung der Landwirtschaft angemessen vergütet wird und dass regenerative Landwirtschaftsmethoden in anderen Regionen erfolgreich angewendet werden können.
Gentechnik – Die Entdeckung der Genschere CRISPR-Cas im Jahr 2012 war ein Paukenschlag. Im Nu eroberte die Technologie die Labore der Welt. Denn schnell war klar, welches Potenzial in dem neuen molekularbiologischen Werkzeug steckt – vor allem für die Pflanzenzucht. Bisher waren gentechnisch veränderte Pflanzen in Europa verboten. Nun will die EU die Regeln für den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft lockern. Wie verändert man das Erbgut von Pflanzen im Labor, was sind die Risiken und wie wichtig werden gen-veränderte Nutzpflanzen, wenn sich die Erde erwärmt? Darüber spricht auf SWR2 Wissen Jochen Steiner mit dem Karlsruher Pflanzengenetiker Holger Puchta.
Lebensmittel – Jährlich entstehen in der EU fast 59 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle, davon mehr als die Hälfte in Haushalten. Nun hat die EU-Kommission neue Maßnahmen vorgeschlagen, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Bis 2030 sollen die EU-Länder pro Kopf 30 % weniger Lebensmittelabfälle im Einzelhandel und Verbrauchsbereich, wie zu Hause oder in Restaurants, sowie 10 % weniger Abfälle in der Herstellung und Verarbeitung haben. Lebensmittelabfälle sollen zudem pro Kopf bis 2030 um die Hälfte reduziert und die Abfälle entlang der Produktions- und Lieferkette verringert werden. Zusätzlich will die EU-Kommission auch die Hersteller von Textilien zur Verantwortung ziehen, um Textilabfälle zu reduzieren und die Kreislauffähigkeit zu verbessern. Auch EU-weite Vorschriften für Hersteller sind geplant, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und das Verursacherprinzip anzuwenden. Bevor die Regelungen in Kraft treten, müssen die EU-Ländern und das Parlament zustimmen.