Von Algen-Trinkhalmen und Insektenschutz
Der kompakte Medienrückblick: +++ Trinkhalme aus Algen +++ Umweltskandal in Rastatt +++ Fortschritte bei Nachhaltigkeitszielen ungleich verteilt +++ Insektenfreundliche Äcker
Konsumgüter – Einwegplastik-Produkte wie Trinkhalme soll es nach dem Willen der EU bald nicht mehr geben. Ab 2021 greift das Plastikverbot, und dann sind Alternativen gefragt. Eine mögliche Option könnten daher Strohhalme aus Algen sein, wie Michael Grassmann in der Welt berichtet. Erfinder des Algentrinkhalmes ist das New Yorker Unternehmen Loliware. Die Halme bestehen aus Seetang und sollen rein äußerlich von herkömmlichen Plastiktrinkstäbchen kaum zu unterscheiden sein. Der entscheidende Vorteil: Die Algenvariante beginnt sich nach 18 Stunden aufzulösen. Auch kann der eher geschmacksneutrale Rohstoff bei Bedarf durch Farbstoffe oder Geschmacksverstärker ergänzt und sogar gegessen werden. Erste Allianzen mit Hotelketten und Getränkekonzerne hat das US-Start-up bereits geknüpft. Im März wurden die ersten Öko-Halme ausgeliefert.
Landwirtschaft – Der Umweltskandal von Rastatt hat die Kleinstadt zwischen Karlsruhe und Baden-Baden international bekannt gemacht. Für einige Experten ist die Gegend mittlerweile zur Modellregion für ein Szenario geworden, wie per- und polyfluorierte Kohlenstoffverbindungen (PFC) auf Äcker und über das Grundwasser ins Trinkwasser gelangen können. Nach einem Bericht von Patricia Klatt und Andreas Frey in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fand auf Drängen einer Bürgerinitiative eine Untersuchung der Bevölkerung auf PFC-Konzentrationen im Blut statt. Nun hat das Stuttgarter Sozialministerium die Ergebnisse veröffentlich. Die Untersuchung beweist, dass PFC über das Trinkwasser ins Blut gelangt. Ob dies auch über Ackerfrüchte möglich ist, und wie gefährlich die Substanzen für die Gesundheit sind, ist bislang nicht geklärt. Forscher der Universität Bochum bezweifeln allerdings, dass der Stoff harmlos ist. In den USA wurden bisher 50 Krankheiten identifiziert, die auf PFC zurückzuführen sind.
Nachhaltigkeitsforschung – Die Vereinten Nationen haben 2015 mit der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ einen globalen Aktionsplan für eine nachhaltige Umgestaltung von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt verabschiedet. Darin wurden 17 Nachhaltigkeitsziele festgeschrieben. Bei einem Treffen in Potsdam haben Nachhaltigkeitsforscher im März über den Stand der Umsetzung debattiert. In einem Interview mit Britta Fecke vom Deutschlandfunk berichtet Umweltforscher Ortwin Renn über einige Fortschritte bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele. Erfolge gibt es demnach bei der Armutsbekämpfung und bei der Trinkwasserbelastung. Diese Fortschritte seien jedoch ungleichmäßig verteilt. Insbesondere in Krisenregionen sei die Wasserqualität weiter schlecht. Der Zustand der Ozeane sei hingegen durch Übersäuerung, Überfischung und Schadstoffen wie Plastik weiter ein großes Problem für das Ökosystem Meer. Nachholbedarf gibt es Ortwin zufolge auch bei der Umsetzung der Klimaziele.
Biodiversität – Wie ist das Insektensterben aufzuhalten? Darüber haben Experten auf der Deutschen Entomologentagung in Halle debattiert. Einigkeit bestand darin, dass zunächst eine Zählung der Insekten erfolgen müsse, um den Rückgang besser zu verstehen, wie Tina Baier in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Der Kongress zeigte, dass es an Methoden für ein Monitoring keinesfalls fehlt und ebenfalls ausreichend Wissen vorhanden ist, um den Insektenschwund schon heute aktiv zu bekämpfen. Nicht die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden ist den Experten zufolge für den dramatischen Rückgang der Insekten verantwortlich. Das Hauptproblem sei, dass nur noch wenige Pflanzen wie Mais und Weizen angebaut werden, wo Insekten für die Bestäubung nicht mehr notwendig seien. Eine Lösung könnten Blühstreifen und Hecken am Feldrand sein. Sie locken Insekten und andere Tierarten an, wie Öko-Landwirte aus dem brandenburgischen Brodowin in Halle berichteten. Die Teilnehmer forderten die Politiker auf, eine insektenfreundliche Bewirtschaftung auch finanziell zu fördern.