Von Agroforst und grüner Mode
Der kompakte Medienrückblick: Europas Landwirtschaft im Wandel +++ Waldschäden noch größer +++ Agroforste kaum verbreitet +++ Grüne Mode lohnt sich
Klimawandel – Steigende Temperaturen und zunehmende Unwetter haben die Anbaubedingungen in Europa verändert. Das gilt besonders für Pflanzen im Mittelmeerraum, wie Oliven oder Weintrauben. Aber auch in Deutschland werden mittlerweile Früchte angebaut, die bisher im Mittelmeerraum beheimatet waren. Wie sich Europas Landwirte den veränderten Klimabedingungen anpassen, zeigt ein Bericht von Martin Kuebler im Auslandsrundfunk Deutsche Welle. Wegen der steigenden Temperaturen werden in Niedersachsen mittlerweile wärmeliebende Aprikosen und Nektarinen angebaut. Der Weinanbau hingegen ist längst keine Domäne der Spanier, Franzosen oder Italiener mehr. Auch in Dänemark, Schweden und Großbritannien legt er zu. Frostperioden im Frühjahr, aber auch Hitzewellen und Dürren sorgen jedoch nicht nur für Verluste bei der Weinernte. Auch Zitrusfrüchte sind betroffen. In Italien plagen zudem Schwärme von Obstfliegen die Olivenbauern. Mit dem Anbau tropischer Früchte wie Mango, Papaya und Avocado versuchen beispielsweise Landwirte in Italien gegenzusteuern. Auch in Spanien wird der Anbau neuer Nutzpflanzen getestet, darunter Pistazien. Forscher plädieren jedoch dafür, traditionelle Anbaukulturen wie Pfirsiche anzupassen oder den Anbau in geeignete Gebiete zu verlegen. Der Experten vom Think-Tank Farm Europe appellieren, Europas Landwirtschaft für neue Züchtungsmethoden wie die Gentechnik zu öffnen, um Nutzpflanzen zu entwickeln, die gegenüber Dürre und Krankheiten tolerant sind.
Waldwirtschaft –Dürre, Stürme und Schädlinge haben dem Wald in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Die Schäden sind jedoch weitaus größer als bisher angenommen, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. 285.00 Hektar Waldfläche müssen bundesweit nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums aufgeforstet werden, um die Schäden auszugleichen. Bisher war man von 245.000 Hektar ausgegangen. Mit rund 178 Millionen Kubikmetern ist auch die Menge an Schadholz in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Besonders betroffen sind Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen, wo Dürre und der Borkenkäfer vor allem den Fichten in den Tieflagen zusetzen. Bund und Länder wollen daher 138 Mio. Euro für die Wiederaufforstung und die Anpassung der Wälder an den Klimawandel allein 2020 bereitstellen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Umweltverbände wie der WWF mahnen, den Waldumbau mit dem Fokus auf widerstandsfähige Mischwälder noch stärker voranzutreiben. Die FDP kritisiert, dass die Hilfen für die Wiederaufforstung zu bürokratisch seien.
Landwirtschaft – Bäume und Sträucher auf Ackerflächen oder Weideland sind charakteristisch für so genannte Agroforstsysteme. Diese Art der mehrschichtigen Landnutzung ist zwar nicht neu, in Deutschland aber wenig verbreitet. Tobias Herrmann stellt in der Süddeutschen Zeitung einen Biobauern aus Bayern vor, der zu den Pionieren der Agroforstwirtschaft in Deutschland gehört. Josef Braun, der seit 20 Jahren mit der vielschichtigen Landnutzung experimentiert, ist überzeugt, dass es über kurz oder lang für die Landwirte keine Alternative gibt. Die ökologischen Vorteile der Agroforste liegen seiner Meinung nach auf der Hand: Gehölzstreifen verbessern das Mikroklima im Boden, steigern die Humusbildung, führen zu einer verbesserten Nährstoff- und Wasserversorgung, verringern die Nitratbelastung des Grundwassers und leisten einen Beitrag zu Arten- und Klimaschutz. All dies sorgt langfristig auch für mehr Ertrag. Das belegt eine Feldstudie aus Frankreich. Das Land ist in punkto Agroforste europaweit Vorreiter. Die EU fördert das Agroforstsystem bereits seit 2007. In Deutschland fordert nun ein breites Bündnis, Agroforste auch hierzulande finanziell zu unterstützen. Josef Braun appelliert hingegen an seine Zunft, nicht auf die Politik zu warten, sondern einfach anzufangen, Bäume zu pflanzen.
Textilwirtschaft – Immer mehr Verbraucher legen Wert auf Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Textilien, doch nur wenige kaufen sie. Doch warum ist das so? Stephanie Eichler berichtet in SWR2 Wissen, wie sich die Forschung engagiert, damit der Markt für Ökokleidung wächst. So zeigen Wissenschaftler aus Hannover, wie umweltfreundliche Kleidung Ressourcen schont, Stoffabfälle beim Zuschneiden vermieden werden können und alte Kleidung wiederverwertet werden kann, statt sie zu entsorgen. Die Studie macht aber auch deutlich, dass nachhaltige Mode in üblichen Einkaufsgegenden so gut wie nicht zu finden ist. Wer auf Öko-Kleidung umsteigen will, muss dafür spezielle Geschäfte aufsuchen und lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Auch der höhere Preis für nachhaltige Mode schreckt noch viele ab. Forscher der TU Chemnitz beweisen jedoch, dass grüne Mode nicht teuer sein muss. Sie entwickelten Socken aus Hanf, die bis zu zehnmal länger halten als herkömmliche Baumwollsocken und so nicht nur die Geldbörse der Verbraucher, sondern auch die Umwelt schonen.