Von Agrardaten und Laborgeflügel
Der kompakte Medienrückblick: +++ Schattenseiten der digitalen Landwirtschaft +++ Soja-Report vorgestellt +++ Psychologie-Studie zu Insektenfood +++ Geflügelsteaks aus Stammzellen
Digitale Landwirtschaft – Drohnen, Feldroboter, automatische Melkanlagen erobern immer mehr Äcker und Ställe. Davon konnten sich die Besucher der Internationalen Grünen Woche in Berlin überzeugen. Am Rande der Agrarmesse wurde vielfach über das Potenzial, aber auch über die Nachteile der Digitalisierung debattiert. Manfred Ronzheimer beleuchtet in der tageszeitung die Schattenseiten digitaler Technologien in der Agrarwirtschaft. Problematisch sind danach nicht nur die Geschäfte mit der Hardware, sondern vor allem der Handel mit den landwirtschaftlichen Daten, die durch den Einsatz von Hightech-Traktoren, Drohnen, synthetischer Biologie oder Blockchain-Technologien entstehen.
Agrarindustrie – Hülsenfrüchte sind als Proteinquelle gefragt. Vor allem Soja gewinnt hierzulande als Alternative zu tierischen Proteinen an Bedeutung. Dafür werden jedoch Mengen an Soja aus dem Ausland importiert. Der Umweltverband BUND fordert nun, die Soja-Importe zu drosseln, weil diese gravierende Folgen für die Umwelt hat. Wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau berichtet, stellte die Organisation im Rahmen der Grünen Woche einen „Soja-Report“ vor. Danach beträgt die weltweite Anbaufläche von Soja derzeit bereits über 100 Millionen Hektar. Als Folgen des zunehmenden Soja-Booms werden dem Bericht zufolge immer mehr Wälder in den Haupt-Exportländern Brasilien, Paraguay und Uruguay abgeholzt. Der BUND fordert die Politik zum Handeln auf und warnt: Die Bundessregierung dürfe sich nicht zum „Erfüllungsgehilfen einer falschen Umwelt- und Menschenrechtspolitik machen“.
Lebensmittel – Lebensmittel aus Insekten sind ein Baustein, um das Ernährungsproblem der Zukunft zu lösen. Viele Menschen lehnen Grillen und Co. auf dem Teller jedoch noch ab. Doch wie lässt sich die Abscheu vor Insekten-Lebensmittel überwinden? Sebastian Herrmann stellt in der Süddeutschen Zeitung eine Studie vor, die sich genau dieser Frage widmete. Psychologen aus Australien und den USA haben darin sowohl die Gründe für die Ablehnung als auch die positiven Beweggründe zur Insekten-Kost in Indien und den USA untersucht. Wie das Team im Fachjournal „Food Quality and Reference“ berichtet, waren die Amerikaner beim Insektenverzehr wesentlich offener. In Indien waren die Vorbehalte erstaunlicherweise größer.
Laborfleisch – Kann nur ein Hühnchen eine ganze Welt ernähren? Israelische Forscher sind davon jedenfalls überzeugt. Michael Strang berichtet in der Deutschlandfunk-Sendung "Forschung aktuell" über das isrealische Start-up AlephFarms, das in einem Labor in Tel Aviv aus Geflügelstammzellen Enten- und Hühnerfleisch produzieren will. Das Team um Ido Savier verfügt eigenen Angaben zufolge über eine Zelllinie, die die Grundlage für eine Vielzahl von Produkten bildet. Derzeit suchen die Gründer nach Firmen, die sie mit ihrem Laborfleisch beliefern können. Über Investoren kann sich das Start-up nicht beklagen. Drei Firmen sind mit Millionenbeträgen in das israelische Jungunternehmen als Investoren eingestiegen, darunter auch das unter dem Namen Wiesenhof bekannte deutsche Geflügelfleischunternehmen PHW.