Von Acker-Apps und Greenwashing
Der kompakte Medienrückblick: +++ Meinungskampf um den Goldenen Reis +++ Deutsche Landwirte denken digital +++ Agrarreport zur Artenvielfalt +++ Selbstversuch mit der Genschere
Landwirtschaft - Die Digitialisierung und Automatisierung ist in der Landwirtschaft in vollem Gange. Markus Balser beschreibt in der Süddeutschen Zeitung, wie die Agrarindustrie und die Maschinenhersteller zunehmend auf digitale Anwendungen setzen. So sieht der Autozulieferer Bosch in der digitalen Landwirtschaft ein wachsendes Geschäftsfeld. Aber auch in der Viehzucht kommt immer mehr digitale Technik zum Einsatz. Der Autor betont, dass auch die Agrarkrise um sinkende Fleisch- und Milchpreise den Trend zur Digitalisierung noch verstärkt haben. Während die Politik den Trend fördert, gibt es auch Kritik: kleinere Betriebe könnten in zunehmende Abhängigkeit zu den landtechnischen Anbietern geraten, befürchtet der deutsche Bauernbund.
Biotechnologie - Die Genschere CRISPR-Cas revolutioniert derzeit die biomedizinische Forschung, auch weil sie mit wenig Aufwand eingesetzt werden kann. Aber kann wirklich Jedermann mit der Genschere hantieren und ist sie wirklich so kinderleicht anzuwenden? Autor Jens Lubbadeh macht einen Selbstversuch und beschreibt, welche Erfahrungen er gemacht hat. Er hat sich bei der kalifornischen Firma Odin einen „CRISPR-Kit“ bestellt, der für Do-it-yourself-Biologen und Amateurforscher geeignet sein soll. Seine Experimente macht Lubbadeh indes nicht - wie die Überschrift des Textes im Tagesspiegel suggeriert - daheim, sondern in einem Labor der TU Dresden. Und wie man schon ahnt - läuft beim Pipettieren nicht alles so glatt wie die Hersteller es versprechen.
Biodiversität - Am 21. Juni hat das Bundesamt für Naturschutz den Agrar-Report zur biologischen Vielfalt herausgegeben. Darin haben die Wissenschaftler die Auswirkungen der Landwirtschaft und der Landwirtschaftspolitik auf die Artenvielfalt in ländlichen Regionen untersucht. Die besorgniserregende Bilanz: Weniger Vögel, weniger Insekten, weniger typische Ackerpflanzen. Stefan Römermann hat in der Deutschlandfunk-Sendung "Umwelt und Verbraucher" mit der Chefin des Bundesamtes Beate Jessel gesprochen.
Grüne Gentechnik – In der Juli-Ausgabe des Magazins Zeit Wissen geht Autor Max Rauner der Frage nach, wie sich bei einem Symbol der Gentechnik bei Nutzpflanzen, dem sogenannten Goldenen Reis, der Kampf um die öffentliche Meinung gestaltet hat. Wie kam es dazu, dass die Mehrheit der Deutschen die grüne Gentechnik als böse abgehakt hat? Der Goldene Reis ist eine gentechnisch veränderte Reispflanze, die zwei Fremdgene enthält, durch die die Reiskörner die Vitamin A-Vorstufe Betacarotin erzeugen können. Das hilft gegen Mangelernährung. Rauner besucht die Entwickler des Goldenen Reises, Peter Beyer und Ingo Potrykus. Sie sind nach vielen Jahren der ideologischen Grabenkämpfe ernüchtert und wütend. Sie halten die Sicht der Europäer auf das Thema grüne Gentechnik so postfaktisch wie Donald Trumps Blick auf den Klimawandel, schreibt Rauner. Tatsächlich haben Forscher nach Jahrzehnten detaillierter Studien keine Gesundheitsrisiken durch gentechnisch veränderte Lebensmittel belegen können. Der Autor zeichnet nach, wie die Umweltorganisation Greenpeace vor vielen Jahren ihre Anti-Gentechnik-Kampagne gerade auf dem Thema „unkalkulierbare Gesundheitsrisiken“ aufbaute und damit verfing.