Von abbaubaren Kunststoffen und blühenden Wiesen
Der kompakte Medienrückblick: Nachwachsende Regenwälder geben Kohlenstoff frei +++ Bio-Kunststoffe recycelbar gemacht +++ Mehr Schmetterlinge auf renaturierten Wiesen +++ Kuhrülpser besteuern
Forstwirtschaft – Die Abholzung von Tropenwäldern etwa für den Anbau von Palmöl beeinträchtigt nachhaltig Ökosysteme und Umwelt. Selbst nachwachsende Tropenwälder setzen nach einer Rodung noch für lange Zeit mehr Kohlenstoff frei, als sie binden. Das ergab eine Studie von Forschenden der britischen Universität Leicester in Malaysia, über die die Zeit berichtet. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass gerodete und anschließend nachwachsende Regenwälder mindestens in den ersten zehn Jahren nicht den Kohlenstoffausstoß senken. Damit widerlegen die Autoren die bisher gängige Annahme, nachwachsende Regenwälder würden mehr Kohlenstoff in ihrer Biomasse aufnehmen, als sie freisetzen. Der Grund: Mikroorganismen, die verbliebenes Totholz und organisches Material im Boden zersetzen, stoßen mehr Treibhausgas aus, als die nachwachsenden Bäume binden. Ökosystemforscherin Almut Arneth vom Karlsruher Institut für Technologie verweist dabei auf die Bedeutung von Bodenkomponenten, gerade wenn es um den Einfluss von Holzeinschlag auf die Funktion von Wäldern als Kohlenstoffsenke geht.
Chemie – Kunststoffe sind auf Grund ihrer Robustheit und Langlebigkeit begehrt, können aber aus denselben Gründen auch der Natur zum Verhängnis werden, wenn sie in der Umwelt landen. Bei der Kunststoffherstellung werden daher immer öfter fossile Rohstoffe durch Biomasse wie Lignin ersetzt. Doch auch hier gibt es ein Recyclingproblem. Der Grund: Chemisch betrachtet, besteht ein Kunststoff aus langen Molekülketten, sogenannten Polymeren, die wiederum aus den Ketten von Monomeren bestehen. Diese Verbindung ist üblicherweise so stark, das Polymere sich nicht wieder in die einzelnen Monomere zersetzen lassen und daher das Recycling erschweren. Dieses Problem haben nun eine deutsche und eine amerikanische Forschungsgruppe unabhängig voneinander gelöst, wie Uhut Karaca in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. So hat ein Team um den Konstanzer Chemiker Stefan Mecking einen leicht abbaubaren Polyester synthetisiert mit ähnlichen Eigenschaften wie hochdichtes Polyethylen (HDPE). HDPE gehört zu den am meisten eingesetzten Kunststoffen weltweit. Im Fokus stand hier Ethylenglykol. Dabei handelt es sich um ein Monomer des Polyesters, das maßgebend für die einfache Zersetzung des Polymers verantwortlich ist. Das Polyester lässt sich durch die Zugabe von Pilz-Enzymen vollständig in seine Monomere zerlegen. Die Forschenden sind überzeugt, dass auf diese Weise eine industrielle Kompostierung unter normierten Standards binnen zwei Monaten denkbar ist. Forschenden der Universität Clemson in South Carolina gelang auf ähnliche Weise, bis zu 93 % des Lignins aus dem biobasierten Kunststoff schonend rückzugewinnen. Im Fokus stand auch hier die Zugabe von Ethylenglykol.
Biodiversität – Auf der Weltnaturkonferenz in Montreal hat sich die Weltgemeinschaft darauf verständigt, mehr für den Schutz der globalen Artenvielfalt zu tun. Ein Vorhaben vom Bund Naturschutz im oberbayerischen Landkreis Erding kann erste Erfolge vermelden, wie Florian Tempel in der Süddeutschen Zeitung berichtet. In der Nähe von Notzing wurde eine ehemalige 6.000 Quadratmeter große Ackerfläche in einen blühenden Lebensraum für Insekten und Vögel verwandelt. Das Projekt, an dem mehrere Universitäten und Institute beteiligt sind, ist Teil des bundesweiten Wissenschaftsprojekts „Grassworks", bei dem der Erfolg der Renaturierung untersucht und mit anderen, ähnlichen Vorhaben verglichen wird. Auch wenn eine abschließende Bewertung noch offen ist: Eine Verbesserung zu früher, als nur Mais und Kartoffeln wuchsen, sei schon heute deutlich sichtbar, heißt es. So sind auf der Wiese wieder deutlich mehr Schmetterlinge anzutreffen. Nicht nur bekannte Arten wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Kohl-Weißlinge, sondern auch seltene Arten wie Schornsteinfeger, Kleines Wiesenvögelchen, Wander-Gelbling, Hauhechl-Bläuling und Grünader-Weißling. Den Forschenden zufolge ist das ein gutes Zeichen dafür, dass die Renaturierung schnell angenommen wurde.
Landwirtschaft – Die Tierhaltung ist für einen Großteil der landwirtschaftlichen Emissionen verantwortlich. Vor allem der Methanausstoß der Rinder ist ein Faktor, der die Erderwärmung antreibt. Nach Neuseeland plant nun auch Dänemarks neue Regierung, den sogenannten Kuhrülpser zu besteuern, um die klimaschädlichen Emissionen im Landwirtschaftssektor zu reduzieren und bis 2045 klimaneutral zu werden, wie Reinhardt Wolff in der taz berichtet. Die Einnahmen sollen dann landwirtschaftlichen Betrieben bei der Umstellung auf eine nachhaltigere Produktion zugutekommen. Sollte die Steuer kommen, wäre Dänemark bei der Besteuerung des Methanausstoßes von Rindern ein Vorreiter. Greenpeace kritisiert, dass ein grundlegender Umbau der Landwirtschaft mit deutlich weniger Tierproduktion der eigentliche Weg wäre, um die Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen.