Vom Bienensterben und In-vitro-Produkten
Der kompakte Medienrückblick: Pestizide schaden Bienen +++ Lebensmittel aus dem Labor +++ Intakte Ökosysteme sind selten +++ Nachhaltige Fischzucht
Landwirtschaft – Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist seit langem umstritten. Immer mehr Studien beweisen, dass die Chemikalien nicht nur Pflanzen vor Schädlingen schützen, sondern auch Nützlingen wie Bienen schaden. Berndt Welz und Alexandra Taylor berichten im 3sat-Wissensmagazin nano, welche Folgen der Einsatz von Neonikotinoiden auf Bienen hat. Über eine halbe Million Insekten starben 2008 im Breisgau bei Freiburg, nachdem Maisfelder mit dem damals noch sanft geltenden Wirkstoff bestäubt wurden. Französische Forschende fanden später heraus, dass auch Felder kontaminiert waren, die nicht mit den Chemikalien besprüht wurden, die nachweislich nicht nur Schädlinge, sondern auch Bienen töteten. Einige Produkte mit Neonikotinoiden wurden von der EU zwar verboten, aber nur zur Behandlung von Maispflanzen. In Frankreich ist der Einsatz dieser Giftstoffe im Freiland seit 2020 komplett untersagt.
Ernährung – Die Nahrungsmittelproduktion belastet zunehmend die Umwelt. Doch wie kann die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung gesichert werden, ohne dass die Grundlagen unseres Planeten zerstört werden? Antworten darauf liefert Oliver Stengel von der Hochschule Bochum in einem Gespräch mit Jan Kixmüller im Tagesspiegel. Stengel, Professor für nachhaltige Entwicklung, sieht mit Blick auf Klimawandel und Artensterben das Ende von Vieh- und Landwirtschaft aufziehen und zeigt, wie sich die Branche verändern muss, damit die Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden können. Die Zukunft der Nahrungsproduktion liegt Stengel zufolge im Labor. Er verweist auf Erfolge bei der Herstellung von Fleischersatzprodukten, die aus tierischen Muskelzellen hergestellt oder Milchprodukte, die mithilfe von Mikroorganismen produziert werden können. Auch Pflanzenöle lassen sich mittels Hefezellen herstellen und könnten so Palmölimporte und die Abholzung von Regenwäldern verhindern. Der Nachhaltigkeitsforscher ist überzeugt, dass zelluläre Lebensmittel aus dem Labor die Weltbevölkerung ernähren können und die Einführung von In-vitro-Produkten nur noch eine Frage der Zeit ist. Auch Indoor-Farmen und Streuobstwiesen sind Stengel zufolge Optionen für eine ökologische und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion.
Biodiversität – Gibt es noch Regionen auf dieser Erde ohne den oft verheerenden menschlichen Fußabdruck und ohne Artenverlust? Antworten darauf liefert eine Studie, über die Zeit online berichtet. Darin kommt ein internationales Wissenschaftlerteam zu dem Ergebnis, dass der Anteil ökologisch unberührter Landflächen ohne negativen Einfluss auf Tier- und Pflanzenwelt mit nur noch 2,9% äußerst selten ist. Solche intakten Ökosysteme gibt es demnach nur noch in Teilen des Kongobeckens, des Amazonas, der russischen Tundra oder in einigen Wüsten wie der Sahara. Im Rahmen der Studie hatten die Forschenden untersucht, in welchen Gegenden Arten komplett verschwunden sind oder Populationen so stark dezimiert wurden, dass sie ihre Rolle im Ökosystem nicht mehr ausfüllen können.
Aquakultur – Die Weltbevölkerung wächst und der Fischkonsum steigt. Fast jeder zweite Fisch stammt heute aus Aquakultur. Doch ähnlich wie in der Massentierhaltung werden auch in der Fischzucht Chemikalien und Antibiotika eingesetzt, die Gewässer und Nahrung belasten. Experten befürchten, dass dieses Wachstum neue Probleme nach sich zieht. Ein Beispiel dafür ist die Lachszucht. Für das beliebte „Hühnchen der Meere“ gibt es bereits Impfungen gegen die wichtigsten Krankheiten und Parasiten. Aber mit der Aquakultur wächst auch der Bedarf an Fischmehl als Futtermittel. Vor allem die Wildbestände kleiner Fische wie Sardinen oder Sardellen wurden zuletzt stark überfischt. Kann die Fischzucht aus den Fehlern der Landwirtschaft lernen? Dieser Frage geht Tomma Schröder im Deutschlandfunk nach. Doch es geht auch umweltschonend. In Norddeutschland werden Garnelen gezüchtet, wo weder Ausscheidungen noch Tiere oder Keime in die Umwelt gelangen können. Die Aufzucht erfolgt in Becken, die wie in einem Hochhaus übereinander angeordnet sind. In dieser landbasierten Kreislaufanlage wird das Wasser immer wieder aufbereitet und wiederverwendet. Experten sehen die Aquakultur als eine Art Landwirtschaft unter Wasser und kritisieren, dass die Forschung hinterherhinkt.