Von Labor-Schoki und Bienenschutz
Schokolade aus dem Labor +++ Algenschwämme nutzen +++ Grüne Brücken für Artenvielfalt +++ Bienenschutz mit Zuckerwasser
Biotechnologie – Etwa 4,5 Millionen Tonnen Kakaobohnen werden jährlich weltweit zu süßen Köstlichkeiten und anderen Lebensmitteln verarbeitet. Der größte Teil der Kakaofrucht wird bei der Verarbeitung zur Schokolade aber nicht genutzt, sondern entsorgt. Forschende der Eidgenössischen Technische Hochschule Zürich (ETH) tüfteln derzeit an einer Schokolade, die fast aus der ganzen Frucht besteht, wie Aglaia Dane in Deutschlandfunk Nova berichtet. Zur Herstellung der neuen sogenannten Vollfruchtschokolade wird zwar nicht die äußere Schale genutzt, jedoch die weiße Innenhaut und das Fruchtfleisch. Daraus haben die Forschenden eine Art Gelee entwickelt, das den herkömmlichen Haushaltszucker in der Schokolade ersetzt. Dieser enthält neben Zucker auch Ballaststoffe und zudem nur wenige gesättigte Fettsäuren. Den Forschenden zufolge ist die Vollfruchtschokolade damit nicht nur nachhaltig, sondern auch gesünder als die bekannte Leckerei. Geschmacklich soll sie sich kaum von der handelsüblichen dunklen Schokolade unterscheiden, wie Tests ergeben haben. Noch ist die Schoki nicht auf dem Markt. Das Rezept haben die Schweizer zum Patent angemeldet. Die Kakaoschale wird übrigens zu Dünger verarbeitet.
Umwelt – An den Karibikstränden in Mexiko und Jamaika wird der Gang ins Meer seit geraumer Zeit zum Hindernislauf. An den Stränden türmen sich stinkende Haufen der Braunalge Sargassum, die den Zugang zum Wasser behindern. Die größte Algenblüte der Welt geht Experten zufolge auf die Erderwärmung und die Nährstoffverschmutzung zurück und hat den „Großen Atlantischen Sargassum-Gürtel“ entstehen lassen. Diese Algenblüte ist mittlerweile zu einem globalen Problem geworden und verursacht großen Schaden in den betroffenen Ländern. Carla Machado von der University of York untersucht daher, ob die Braunalge nutzbringend verwendet werden kann, beispielsweise zur Herstellung von Treibstoff und Biogas oder zur Verbesserung von Böden, wie Tina Baier in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Die Forschenden fanden heraus, dass die Algenzusammensetzung das ganze Jahr über konstant bleibt, was die industrielle Nutzung erleichtern könnte. Der Studie zufolge blieb zumindest der Proteingehalt auch bei verschiedenen Verarbeitungsmethoden gleich. Sargassum enthält interessante Substanzen wie Alginat und Fucoxanthin, die in der Industrie verwendet werden könnten. Bisher werden die Algen eingesammelt und auf Mülldeponien verbrannt. Die Forschenden gehen davon aus, dass mit fortschreitendem Klimawandel das Algen-Problem noch größer wird.
Biodiversität – Flächen sind knapp, gerade in Metropolen, und die Nutzung geht oft zulasten der Artenvielfalt. Doch es gibt Lösungen. Bezugnehmend auf die Empfehlung des Expertenrats der Bundesregierung zeigen Urs Willmann und Tobias Beck in der Zeit, wie man Flächen nutzen kann, ohne die Artenvielfalt zu gefährden. Dazu gehört beispielsweise die Einrichtung grüner Areale in Form von Parks, die sich positiv auf Klima, Gesundheit, Biodiversität und Wasserhaushalt auswirken. Auch grüne Fassaden oder sogenannte Blauräume wie Flüsse, Bäche, Seen, Springbrunnen oder Hafenanlagen verschönern nicht nur die Stadt, sondern sorgen für ein besseres Klima. Auch Agri-Photovoltaik, die doppelte Nutzung einer Fläche zur Energieerzeugung und zum Nahrungsmittelanbau, würde die Lebensmittelproduktion effektiver machen und zugleich auch die direkte Sonneneinstrahlung auf den Boden und Wasserverluste als Folge der Verdunstung reduzieren. Grüne Brücken, multiple Äcker mit Blühstreifen oder Agroforstsystemen, aber auch Windräder im Meer können der Artenvielfalt nutzen, ohne weitere Flächen zu versiegeln.
Landwirtschaft – Insektizide wie Fipronil und Imidacloprid verursachen bei Bienen motorische Probleme und Defizite in der Informationsverarbeitung. Die Folge: Die Insekten verlieren ihre Orientierung und finden den Weg in den Bienenstock nicht zurück. Der kolumbianische Biologe Andrés Josafat Riveros erforscht seit Jahren, welche Auswirkungen der Kontakt mit Insektiziden auf Bienen hat. Denn diese Orientierungslosigkeit hat nachweislich auch Folgen für die Landwirtschaft, besonders für den Kaffeeanbau des Landes. Riveros' Team hat nun ein Präparat entwickelt, das die Orientierungslosigkeit der Bienen nach Kontakt mit Insektiziden reduziert und das Gehirn vor den negativen Effekten schützt, wie Knut Henkel in der taz schreibt. Dieses Präparat basiert auf der antioxidativen Wirkung von Flavonoiden und kann einfach mit Zuckerwasser oder Pollen gemischt werden. Der Forscher ist überzeugt, dass seine Forschung ein „Meilenstein“ beim Schutz der Bienen darstellen kann.