Von Biogas und Hanfpflanzen
Biogas aus Mist und Stroh +++ Überlebenstrick der Bärtierchen aufgedeckt +++ Potenziale der Hanfpflanze wiederentdeckt +++ Vielfältige Landwirtschaft lohnt sich
Chemie – Biogas ist Experten zufolge neben Sonne- und Windenergie das fehlende Puzzlestück für das Energiesystem der Zukunft. Statt gezielt Mais für Biogasanlagen anzubauen, rücken Rest- und Abfallstoffe zunehmend in den Fokus. Anton Benz stellt in der taz einen Landwirt vor, der südlich von Berlin eine nachhaltige Biogasanlage betreibt. Hier wird aus Mist und Stroh grüner Strom erzeugt, ohne auf großflächigen Maisanbau zurückzugreifen. Die CO₂-Bilanz einer Biogasanlage hängt stark von der verwendeten Technologie und den eingesetzten Materialien ab. Bei einer Anlage, die auf Reststoffe setzt, dürfte die CO₂-Bilanz aber annähernd neutral oder sogar negativ sein. Die Nutzung von Reststoffen und Abfällen in Biogasanlagen wird von Umweltschutzverbänden unterstützt, da sie ökologisch verträglicher ist als der Anbau von Energiepflanzen. Doch es gibt noch ungenutzte Potenziale für die Biogasproduktion, wie Daniela Thrän vom Deutschen Biomasseforschungszentrum mit einem Team berechnet hat. Den Forschenden zufolge könnten Nebenprodukte und Abfälle den gegenwärtigen Einsatz von Energiepflanzen wie Mais „langfristig zu nennenswerten Anteilen“ ersetzen.
Biologie – In der Natur gibt es zahlreiche Lebewesen, die selbst unter extremen Bedingungen überleben können. Dazu gehören Bärtierchen, auch Tardigraden genannt. Die extrem widerstandsfähigen Mikroorganismen sind nicht nur gegen Hitze und Kälte resistent, sondern auch gegen Strahlung, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Ein Forschungsteam an der University of North Carolina in Chapel Hill ist nun dem Überlebenstrick der Bärtierchen auf die Spur gekommen. Demnach können sie selbst extremen Strahlungen widerstehen, indem sie die Produktion von DNA-Reparaturgenen erhöhen. Diese Erkenntnisse könnten zu neuen Ansätzen für den Schutz anderer Organismen vor schädlicher Strahlung führen. Parallel dazu hat ein französisches Forschungsteam ein Bärtierchen-Protein entdeckt, das die DNA vor Strahlung schützen könnte. Die Ergebnisse beider Studien wurden in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht und bestätigen die außergewöhnliche Überlebensfähigkeit der Bärtierchen.
Landwirtschaft – Hanf ist eine uralte Kulturpflanze, deren Potenzial schon vor 2000 Jahren erkannt und vielfältig genutzt wurde. Mit der Industrialisierung kam sie jedoch aus der Mode. In der Vergangenheit machte sich die Pflanze vor allem als Droge einen Namen. Doch das ändert sich allmählich, wie ein Beitrag von Alexander Budde in SWR Wissen zeigt. Forschende sind dabei, das alte Wissen zu generieren und wieder vielfältig zu nutzen. Denn das Potenzial ist groß: So lindern aus der Hanfpflanze gewonnene Cannabis-Arzneien Schmerzen. Aus Wurzeln und Blättern, Samen und Blüten werden Zusätze für Tee, Kosmetika und vegane Nahrungsmittel gewonnen. Hanffasern eignen sich wiederum als Rohstoff für das klimaschonende Bauen sowie für schadstoffarme Textilien und vergleichbar nachhaltig erzeugte Formpressteile in der Autoindustrie. Darüber bescheinigen Forschende dem Nutzhanf auch eine Schlüsselrolle im Kampf gegen das Artensterben und die Erderwärmung.
Biodiversität – Die intensive Landwirtschaft ist mitverantwortlich für das weltweite Artensterben. Fachleute raten daher seit langem, etwa durch den Anbau von Fruchtfolgen auf Vielfalt beim Ackerbau zu setzen. Eine internationale Studie von Forschenden der Universität Hohenheim und Kopenhagen zeigt nun, dass eine vielfältigere Landwirtschaft nicht nur der Biodiversität zugutekommen würde, sondern auch Landwirten, wie ein Bericht von Stefanie Peyk in der Tagesschau zeigt. Wie die Forschenden im Fachmagazine Science schreiben, wurde beispielsweise in Kalifornien durch die Integration von Blühstreifen und Hecken neben Erdbeerfeldern eine nachhaltigere Bestäubung durch Wildbienen erreicht. Ähnliche Erfolge gab es auch in Deutschland, Kolumbien und Malawi. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Menschen besser mit Vitaminen versorgt waren und sich die Kinder besser entwickelten, wenn neben dem Mais auch noch Kürbisse oder Hülsenfrüchte angebaut werden, die Eiweiß liefern. Auch konnte das Team nachweisen, dass bei einer vielfältigeren Landwirtschaft keinesfalls die Erträge leiden müssen. Die Einführung von Agroforst-Ölpalm-Systemen in Indonesien belegt beispielsweise, dass eine Kombination aus landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Praktiken die Artenvielfalt erhöhen kann, ohne die Erträge zu verringern. Auch die Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit und die Nutzung verschiedener Maßnahmen wie Mulchen und Kompostierung habe sich weltweit bewährt – vor allem in Entwicklungsländern stieg die Ernährungssicherheit. Die Herausforderung besteht den Forschenden nach darin, die mit einer vielfältigeren Landwirtschaft verbundenen Kosten zu bewältigen und politische Unterstützung sowie Verbraucherengagement für nachhaltige Praktiken zu fördern.