Von Bierhefe und Fermentation
Mit Bierhefe Elektroschrott trennen +++ Mit Gesteinsmehl auf Feldern CO₂ binden +++ Nachhaltige Milchproduktion dank Grasfütterung +++ Mit Fermentation zur nachhaltigen Ernährung
Chemie – Elektronikschrott zu recyceln, ist schwierig, da die Bauteile aus verschiedenen Metallen bestehen und sich nur schwer voneinander trennen lassen. Forschende der Universität für Bodenkultur in Wien haben nun einen neuen Weg gefunden, die kostbaren Rohstoffe selektiv zu entfernen, wie die Sendung MDR Wissen berichtet. Konkret nutzte das Team Bierhefe, ein Nebenprodukt, das beim Bierbrauen anfällt. Dafür wurde die Biomasse der Bierhefe von anderen Braurückständen getrennt und dann getrocknet. Mit Salzen wurde dann eine Lösung hergestellt, die solche Metalle enthielt, die auf Computerplatinen üblich sind, und mit der Bierhefe sowie Schwefelsäure oder Natronlauge vermischt. Wie das Team im Fachjournal „Frontiers in Bioengineering and Biotechnology“ schreibt, blieben Aluminium, Kupfer und Zink an der Bierhefe hängen.
Umwelt – Seit einigen Jahren ist bekannt, dass Felsen, insbesondere Bergflanken, das Klimagas CO₂ aus der Luft binden und ins Meer spülen. Das Konzept der „beschleunigten Verwitterung“ könnte einer Studie zufolge auch die Landwirtschaft klimafreundlicher machen, wie Christoph von Eichhorn in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Darin hatten Forschende der Universität Sheffield untersucht, ob zerkleinertes Gesteinsmehl auch auf Feldern Treibhausgase binden kann. Wie das Team im Fachmagazin PNAS berichtet, führte das Aufbringen von Basaltgestein auf dem Versuchsfeld tatsächlich zu einer höheren CO₂-Absorption und sorgte zudem für höhere Ernteerträge bei Mais und Soja. Diese Ertragssteigerung führt das Team auf die Freisetzung von Phosphor, Kalium und anderen Mineralstoffen aus dem Basaltstaub in den Boden zurück. Den Forschenden zufolge könnte damit auch der Übersäuerung des Bodens entgegengewirkt werden und Dünger eingespart werden. Studien zufolge könnten mit dieser Methode weltweit bis zu zwei Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr gebunden werden.
Landwirtschaft – Eine grünlandbasierte Milchproduktion dient dem Klimaschutz und könnte die Nahrungsmittelproduktion erhöhen. Das zeigt ein Bericht in der Frankfurter Rundschau. Eine Studie des Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) im Auftrag von Greenpeace ergab, dass ein Wechsel zu mehr Gras und Heu anstelle von Mais und Kraftfutter für deutsche Rinder positive Auswirkungen auf Flächenverbrauch, Nahrungsmittelproduktion, Klima und Tierwohl hat. Die Studie berechnete verschiedene Szenarien, in denen der Anteil von Gras im Futter zwischen 85 und 100 % liegt. Ohne Maissilage und Kraftfutter würde sich die Milchmenge um bis zu 50 % reduzieren und gleichzeitig würden 2,4 Millionen Hektar Ackerfläche frei werden. Auch die Treibhausgasemissionen könnten sich je nach Szenario deutlich verringern. Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass die Umstellung der Fütterung von Kraftfutter auf Gras erhebliche Veränderungen mit sich bringt und nur mit längeren Übergangsperioden und guter Unterstützung möglich ist. Die Autoren fordern von der Politik, die Bewirtschaftung von Grünland zu fördern und die Kuh wieder zu dem zu machen, was sie ursprünglich war: einem effizienten Verwerter von Grünland.
Biotechnologie – Fermentierte Lebensmittel gehören von jeher zum Speiseplan. So werden Joghurt, Sauerkraut oder Bier beispielsweise mithilfe von Fermentation hergestellt. Doch das Potenzial ist weitaus größer. Auch bei der Herstellung veganer Lebensmittel oder als Produktionsmethode in der Industrie kann die präzise Fermentation – auch Präzisionsfermentation genannt – genutzt werden und zu einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen. Biologe Dr. Martin Reich und Autor des Buches „Revolution aus dem Mikrokosmos“ ist überzeugt: Fermentation könnte, im großen Stil praktiziert, Ernährung und Landwirtschaft revolutionieren. In den Wissenswerten beim rbb24 Inforadio spricht Anna Corves mit dem Autor darüber, welches Potenzial die Technologie für eine nachhaltige Ernährung hat und welche Rolle biotechnologische Verfahren bei der Herstellung alternativer Milch- oder Fleischprodukte spielen.