Von Algenbauern und grüner Kohle
Der kompakte Medienrückblick: Kohle aus Biomasse +++ Laborhähnchen auf dem Speiseplan +++ Honigbiene verdrängt Wildbiene +++ Landwirt baut Algen an
Chemie – Der Kohleausstieg ist beschlossen. Die Erzeugung alternativer Energien mit Wind oder Sonnenlicht ist ein Weg, um die Energiewende voranzutreiben. Kohle aus Pflanzen herzustellen und das beinah CO2-neutral, ist eine andere Möglichkeit. Ein spezielles Verfahren, die sogenannte Hydrothermale Karbonisierung (HTC) hat sich hier als durchaus vielversprechend erwiesen. Dennoch wird das Verfahren bisher eher selten genutzt. Von den Startschwierigkeiten dieser Zukunftstechnologie berichtet Tomma Schröder im Deutschlandfunk. Forschende am Biomasseforschungszentrum in Leipzig versuchen, mithilfe der Technologie seit langem die Kohleherstellung im Zeitraffer zu optimieren. Stroh und Wasser werden hier in großen Stahltanks bei Temperaturen bis 300 Grad und Drücken bis 150 bar zu einer Masse, die Braunkohle sehr ähnlich ist. Auch Grünschnitt, Laub, Biomüll oder Klärschlamm können mit diesem Verfahren in Kohle und höherwertigere Produkte wie Aktivkohle und Dünger umgewandelt werden oder Ausgangsstoffe für Chemikalien und Kraftstoffe liefern. Dass das HTC-Verfahren bisher nur in Pilotanlagen erprobt wird, liegt Experten zufolge an den verschiedenen Regularien zur Klassifizierung von Abfall. Aufgrund des „Abfallstempels“, der den HTC-Produkten anhängt, könnten bisher nur geringe Preise erzielt werden, heißt es.
Lebensmittel - Beim Kauf von Fleischprodukten achten Verbrauche immer häufiger auf artgerechte Tierhaltung oder greifen zu veganen Alternativen. Auf dem Gebiet der alternativen Nahrungsmittelproduktion nimmt Singapur derzeit eine Vorreiterrolle ein und zieht Gründer und Start-ups aus der ganzen Welt an, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Das kalifornische Unternehmen Eat Just hat hier soeben die weltweit erste Erlaubnis bekommen, synthetisches Fleisch aus echten Muskelzellen auf den Markt zu bringen. Hähnchenbrust, die aus Tierzellen im Labor gezüchtet wurde, bekommen Gäste ab sofort in einem Edel-Hotel serviert. Auch deutsche Start-ups wie Next Gen produzieren und vermarkten von Singapur aus Ersatzfleischprodukte wie Hähnchenschenkelfleisch aus Pflanzen.
Ökologie – Die Honigbiene versorgt uns nicht nur mit Honig. Sie gehört auch zu den wichtigsten Bestäubern. Ohne sie gäbe es weniger Äpfel, Kirschen oder Pflaumen. Der Weltbienentag will daran erinnern, wie sehr Bienen und andere Insekten bedroht sind. Die gute Nachricht: Biene ist nicht gleich Biene. Denn von dem oft beklagten Aussterben ist die Honigbiene nicht betroffen, wie ein Bericht in der Frankfurter Rundschau klarstellt. Im Gegenteil. Die Zahl der Honigbienen-Völker ist in Deutschland in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Bedroht hingegen sind Wildbienen, die ein Großteil der Bestäuberleistung übernehmen. Doch nur wenige können Wildbienen von Honigbienen zu unterscheiden. Nach Angaben des Thünen-Instituts sind fast die Hälfte der mehr als 560 Wildbienen-Arten in Deutschland gefährdet oder gelten als verschollen. Um herauszufinden, welche Arten in welcher Zahl wo verbreitet sind, wollen die Forschenden ein bundesweites Monitoring für Wildbienen in Agrarlandschaften aufbauen. Studien haben gezeigt, dass Wildbienen mit ihrem eher kleinen Aktionsradius von Honigbienen verdrängt werden können, wenn sie nicht auf genügend Blüten in der unmittelbaren Nachbarschaft ausweichen können.
Umwelt – In Asien stehen Algen seit langem auf dem Speiseplan. Hierzulande ist die Nachfrage noch verhalten. Doch das Einsatzpotenzial der Algen geht weit über Smoothie und Salat hinaus. Welchen Beitrag Algen für mehr Nachhaltigkeit leisten können, zeigt Steve Przybilla in der Süddeutschen Zeitung. Er stellt einen Landwirt vor, der seit 2016 nicht nur Schweine mästet, sondern auch Algen züchtet. In der Zuchtanlage im niedersächsischen Rockstedt werden Cyanobakterien namens Spirulina angebaut und an die Nahrungsmittelindustrie verkauft, die daraus Tierfutter oder Flakes und Pulver für Lebensmittel herstellt. Derartige Anlagen sind hierzulande noch die Ausnahme. Doch Algen sind Multitalente. Die grünen Lebewesen eignen sich auch zur Herstellung von Medikamenten oder Biosprit. Der Vorteil: Algen wachsen ohnehin im Meer. Für den Anbau werden also keine extra Anbauflächen benötigt. Doch nicht jede Alge ist für alles geeignet und gedeiht prächtig. US-Forscher haben nun einen „Seetank-Aufzug“ entwickelt, der in fast allen Weltmeeren eingesetzt werden kann und das Wachstum der Algen um ein Vielfaches beschleunigt. Der Aufzug befördert die Algen tagsüber an die Meeresoberfläche zum Sonnenlicht, wo sie die Photosynthese optimal nutzen können, und bringt sie nachts wieder in die Tiefe, weil dort die Nährstoffzufuhr besser ist. Auch deutsche Forscher sind von dem Seetank-Experiment begeistert, warnen jedoch davor, dass diese Technologie in die Natur der Küstengebiete eingreift.