Von Wunderbohnen und Waldmachern
Der kompakte Medienrückblick: Invasive Arten in Schutzzonen +++ Fischen mit Fangquote +++ Bäume in der Sahelzone +++ Rückkehr der Ackerbohne
Ökologie – Naturschutzgebiete sind für den Erhalt der Biodiversität wichtig. Doch diese Schutzzonen sind weltweit von invasiven Arten bedroht, wie Patrick Eickemeier im Tagesspiegel berichtet. Für eine Studie hatten britische Forscher Daten zur Verbreitung von 894 Landtieren in fast 200.000 Schutzgebieten weltweit ausgewertet. Danach wurden in Schutzgebieten mit guter Verkehrsanbindung und in der Nähe größerer Siedlungen die meisten gebietsfremden Arten gefunden. Auch wenn sich der Anteil der Eindringlinge mit 10% noch in Grenzen hält, könnten sie zu einer Gefahr für das Ökosystem werden. So könnten heimische Arten durch die Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum, durch die Übertragung von Krankheiten oder genetischen Veränderungen, die bei Kreuzungen entstehen, verdrängt werden. Die Forscher plädieren daher dafür, die Überwachung und Erfassung invasiver gebietsfremder Tiere zu verbessern, verweisen zugleich jedoch darauf, dass nicht jede eingewanderte Art eine Gefahr darstellt.
Fischerei – Dorsch und Hering sind im Ostseeraum die wichtigsten Fischarten. Um den Bestand nicht zu gefährden, legt die EU jedes Jahr Fangquoten für die wichtigsten Konsumfischarten im Nordostatlantik fest. Gesunde und nachhaltig bewirtschaftete Fischbestände sind das Ziel dieser Maßnahme. Ob und welche Fischbestände tatsächlich gefährdet sind, darüber gehen die Meinungen jedoch auseinander, wie Tomma Schröder im Deutschlandfunk berichtet. Vor allem die Fangquoten sehen die Fischer als existenzbedrohend an. Sie registrieren in Nord- und Ostsee zwar einen leichten Rückgang einzelner Fischarten, betonen aber, dass noch ausreichend da ist. Zwar gebe es Schwankungen von Jahr zu Jahr, aber die seien natürlich, heißt es. Experten räumen ein, dass die Bestandsermittlung durchaus schwierig ist. Sie mahnen jedoch, dass sich die Nachwuchs-Produktion von Beständen, die einmal kollabiert sind, nicht so einfach wieder ankurbeln lässt und die Folgen des Klimawandels nicht absehbar sind. Erste Anzeichen für Veränderungen gibt es durchaus: In Nord- und Ostsee finden Fischer finden immer häufiger mediterrane Arten wie Thunfisch in ihren Netzen. Angesichts der Folgen des Klimawandels denken Experten mittlerweile über eine Neuordnung der Fangquoten nach.
Forstwirtschaft – Das Sahelland Niger ist viermal so groß wie Deutschland und besteht zu zwei Dritteln aus Wüste. Die Bevölkerung wächst, doch Ackerböden sind rar, obendrein sandig und nährstoffarm, so dass die Erträge nur mäßig sind. Doch das Bild der Region wandelt sich dank eines Mannes, der eine ganze Bewegung von Landwirten inspirierte, die Sahelzone neu zu begrünen, wie Thomas Kruchem in der Hörfunksendung SWR2 Wissen berichtet. Tony Rinaudo war es, der bei seinem ersten Besuch in Niger Mitte der 1980er Jahre entdeckte, dass Wurzeln, Stümpfe und Samen gefällter Bäume im kargen Sandboden weiterleben. Die Idee des Australiers war so genial wie einfach: Um das Land wieder zu begrünen, mussten keine neuen Bäume gepflanzt werden, sondern nur die Wurzeln und Baumreste im Untergrund erhalten bleiben. Rinaudo überzeugte die Bauern, dass Bäume ihre Felder ertragreicher machen. Dafür brauchten sie lediglich einige Baumtriebe zu erhalten, sie vor Ziegen und Feuer zu schützen und sie regelmäßig zu beschneiden. Heute stehen im Süden Nigers 280 Millionen Bäume – 40 mal mehr als vor 30 Jahren. Das Mikroklima hat sich verbessert, die Landwirtschaft ist ertragreicher geworden. Mittlerweile ist die Idee des „Waldmachers“ in ganz Afrika auf dem Vormarsch und avanciert zu einer Triebkraft im Kampf gegen Hunger, Umweltzerstörung und Klimawandel.
Pflanzenzüchtung – Ackerbohnen sind proteinreich und könnten eine umweltfreundliche Alternative zu Soja sein, das teuer importiert werden muss. In den vergangenen Jahrzehnten verschwand die Wunderbohne jedoch von den Feldern und machte Platz für Raps und Mais. Mit dem erklärten politischen Ziel, mehr Hülsenfrüchte anzubauen, erfährt die über Jahrzehnte vernachlässigte Frucht nun wieder mehr Aufmerksamkeit, wie Andrea Hoferichter in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Landwirtschaft und Artenvielfalt können nachweislich vom Anbau der Leguminose profitieren. Während Forscher an neuen Sorten tüfteln, machen im Rheinland Biobauern Werbung auf ihren Feldern mit Infoschildern und bei Veranstaltungen, um auf die Vorteile der Bohne aufmerksam zu machen. Sie nutzen die Bohne längst nicht mehr nur als Tierfutter, sondern stellen daraus auch Mehl zum Backen her. Auch in Norddeutschland läuft das Geschäft mit der Ackerbohne auf Hochtouren. Die Hülsenfrüchte werden zu Schrot, Mehl und Eiweißpulver verarbeitet, aber auch in großen Mengen exportiert.