Von Genscheren und Biosprit
Der kompakte Medienrückblick: Weniger Glyphosat versprüht +++ EuGH-Generalanwalt zu Genome Editing +++ Fragezeichen bei Holzverfeuerung +++ Bio-Öl aus Stroh
Landwirtschaft – Der Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat ist weltweit umstritten. In einem Sonderausschuss soll dieser nun für Glyphosat und andere Pestizide EU-weit untersucht und festgelegt werden. Doch wie verbreitet sind die Mittel überhaupt? Daniele Siebert berichtet im Deutschlandfunk in der Sendung „Umwelt und Verbraucher“ über die aktuellen Verkaufszahlen von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland, vorgelegt vom Industrieverband Agrar IVA. Demzufolge sank der Umsatz der verkauften Pflanzenschutzmittel 2017 gegenüber 2016 um rund zwei Prozent. So seien letztes Jahr nur noch 2.700 Tonnen des Totalherbizids ausgebracht worden. Damit mache Glyphosat rund 3% der verkauften Pflanzenschutzmittel in Deutschland aus. Dafür gebe es verschiedene Gründe: die Witterung, einen bewussteren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, einen Strukturwandel hin zu Betrieben, die besonders sparsam arbeiten sowie eine verbesserte Agrartechnik. Die große Frage nach der gesundheitlichen Gefahr sei allerdings noch immer nicht gänzlich geklärt. Während die Internationale Krebsforschungsagentur IARC ein erhöhtes Krebsrisiko durch Glyphosat als erwiesen ansieht, zweifelt der Präsident des Industrieverband Agrar IVA Helmut Schramm an der Verhältnismäßigkeit der Einschätzung.
Biotechnologie – Die Genschere CRISPR-Cas hat nicht nur die molekularbiologische Forschung revolutioniert, sie findet auch immer häufiger Anwendung in der Landwirtschaft, beispielsweise in der Pflanzenzüchtung. Mit CRISPR kann entweder neue, artfremde DNA in den Organismus eingebaut werden, oder es werden einzelne Mutationen ausgelöst und damit ein natürlicher Prozess beschleunigt. Im letzten Fall unterscheidet sich eine genom-editierte Pflanze nicht von einer nicht genom-editierten. Sollten mithilfe von CRISPR-Cas bearbeitete Pflanzen unter das Gentechnikrecht fallen? Sascha Karberg berichtet im Tagesspiegel von einem Vorabentscheidungsersuchen des EuGH-Generalanwalts Michal Bobek. Es kommt zu dem Schluss: erbgutveränderte Organismen gelten nur dann als „Gentechnisch Veränderte Organismen (GVO)“ und werden als solche reguliert werden müssen, wenn ihr „genetisches Material so verändert worden ist, wie es auf natürliche Weise nicht möglich ist.“ Die Entscheidung, ob ein Lebensmittel unter die Gentechnikverordnung fällt oder nicht, ist demnach nicht mehr von der Methode, sondern einzig dem Ergebnis abhängig. Ist dieses „naturidentisch“, so handelt es sich laut Richtlinie nicht um einen GVO. Das endgültige Urteil des EuGH ist in etwa sechs Monaten zu erwarten, zumeist folgt das Gericht der Einschätzung des Generalanwalts.
Forstwirtschaft – Die Holzverbrennung gilt als nachhaltige Alternative zu fossilen Brennstoffen. Doch wie Susanne Götze in der Frankfurter Rundschau berichtet, täuscht dieser Eindruck. Zwar setzt das Verbrennen von Holz tatsächlich nur so viel CO2 frei, wie die Bäume vorher beim Wachstum aufgenommen haben. Handelt es sich jedoch um industriell gefertigte Holzpellets – bei deren Herstellung weitere Energie zum Verpressen benötigt wird – so wird die CO2 Bilanz schnell negativ. Auch sei das Verfeuern extra angelegter Wälder eine klimapolitische Katastrophe: Der Ersatz von Laubbäumen durch schnell wachsende Nadelbäume habe in den vergangenen 250 Jahren bereits zur Klimaerwärmung beigetragen. Und auch für die Holzindustrie ist die Verbrennung nur als letzter Schritt in der Nutzungskette wünschenswert – also nachdem das Holz schon beispielsweise jahrzehntelang als Möbelstück gedient hat.
Bioenergie – Fossile Brennstoffe sind nicht nur endlich, sie sind durch ihre hohen Kohlendioxidemissionen auch äußerst umwelt- und klimaschädlich. Harald Czycholl berichtet in der Tageszeitung Die Welt von einer neuen, biobasierten Quelle, aus der Rohöl gewonnen werden kann: Stroh. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) arbeiten bereits seit 2005 daran, ein Verfahren zu entwickeln bei dem flüssige Brennstoffe aus Stroh gewonnen werden können. Inzwischen gibt es bereits eine Bioliq-Pilotanlage, in der Stroh und andere landwirtschaftliche Reststoffe zu einer Art Biorohöl aufbereitet werden. Schon in zwei Jahren soll die industrielle Produktion hierfür starten.