Von Weiden-Fäden und Bambus-Bechern
Der kompakte Medienrückblick: Weidenfäden zum Bauen +++ Schadstoffe in Bambusbechern +++ Das neue Waldsterben +++ Ökobilanz von Milchverpackungen
Bauen – Im Verbundprojekt „Tethok“ werden die vielseitigsten Baustoffe durch Stricken, Flechten und Weben in ungewöhnliche Formen verarbeitet. Gabriela Beck stellt in der Süddeutschen Zeitung das Teilprojekt "Bau Kunst Erfinden" der Universität Kassel vor, in dem ein Endlosfaden aus Weide entwickelt wird. Weide wächst schnell und muss nicht wie Bambus weit transportiert werden. Außerdem sind Weidenruten so biegsam, dass man sie verknoten kann. Der gewonnene Endlosfaden aus Massivholz kann wie ein Garn auf Spulen aufgewickelt und maschinell zu den unterschiedlichsten textilen Flächengebilden gewebt, geflochten oder gelegt werden. Ziel ist es, die Ästhetik und hervorragende Ökobilanz von Massivholz mit der überragenden Eignung textiler Konstruktionen für den Leichtbau zu verbinden.
Naturwerkstoffe – Die Stiftung Warentest hat wiederverwendbare Kaffeebecher aus Bambus getestet. In Der Tagesspiegel berichtet Richard Friebe, dass viele der von Stiftung Warentest untersuchten Becher in Tests mit heißen und leicht sauren Flüssigkeiten, auch nach mehrmaliger Benutzung, die potentiell ungesunden Abbauprodukte Formaldehyd und Melamin freisetzen. Bambus gilt als umweltfreundliches Material, das stabil ist und schnell wächst. Doch bei der Verarbeitung zu Mehrwegbechern werden neben Bambus auch Kunststoffe eingesetzt. Ähnlich wie bei den meisten Verbundmaterialien sind die Bambusbecher nicht recyclingfähig und können lediglich in der Müllverbrennungsanlage sachgerecht entsorgt werden.
Holzwirtschaft – Durch Stürme, Dürre und Waldbrände verursachtes Waldsterben wird in Deutschland zunehmend häufiger, wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau berichtet. Besonders Forste in Mittel- und Ostdeutschland seien betroffen. Bundesweit sind inzwischen rund 110.000 Hektar vernichtet, bereits rund ein Prozent der Waldfläche. Im Holz der Wälder Deutschlands sind rund 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert, und pro Jahr nehmen die wachsenden Bäume knapp 60 Millionen Tonnen CO2 neu aus der Atmosphäre auf. Das entspricht gut sechs Prozent der Treibhausgase, die Deutschland emittiert. Nimmt diese CO2-Speicherkapazität ab, weil Bäume vorzeitig absterben oder zu wenig neue nachgepflanzt werden, wird es für die Bundesrepublik schwierig, die Klimaschutzziele zu erreichen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner stellte kürzlich den Plan vor, eine halbe Milliarde Euro in die Wiederaufforstung in Deutschland zu stecken, um die steigenden Waldverluste auszugleichen.
Verpackungen – Laut einer aktuellen Studie des "Institut für Energie- und Umweltforschung" in Heidelberg sind die Ökobilanzen von Mehrweg-Milchflaschen und Milchkartons identisch, wie Markus Dichmann in der Deutschlandfunk Nova Sendung „Grünstreifen“ berichtet. Viel wichtiger als die Materialien seien demnach die Transportwege. Untersucht wurden ein Jahr lang die Wege, die Verpackungen von Milch bei Herstellung, Transport und Recycling insgesamt zurücklegen. So legt eine Mehrweg-Milchflasche im Schnitt mehr als 1.200 Kilometer zurück, der beschichtete Milchkarton im Schnitt allerdings nur rund 450 Kilometer. Deswegen kommen beide Verpackungssysteme zu einer ähnlichen Ökobilanz. Würde es viel mehr Milch in Mehrweg-Glasflaschen geben, wären die Transportwege kürzer und die Umweltbilanz der Glasflasche eine bessere.