Von Totholz und grünem Ammoniak
Der kompakte Medienrückblick: Warmes Klima lockt Schadinsekten an +++ Die Vorteile der Rispenhirse +++ Totholz belebt Waldleben +++ Ammoniak wird grün
Ökologie – Ob Borkenkäfer, Maiszünsler oder Kirschessigfliege: Die Zahl der Schadinsekten nimmt seit Jahren zu. Das Problem: Viele dieser Schädlinge sind eingewandert und haben hier keine natürlichen Feinde. Dazu gehört auch die aus Ostasien stammende Marmorierte Baumwanze, die Europas Obst-und Gemüsebauern seit einiger Zeit massiv unter Druck setzt und im Herbst sogar Städte befällt, wie Insektenkundler Olaf Zimmermann in einem Interview mit Thomas Hummel in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Der Biologe vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg verfolgt die Spuren der Baumwanze seit langem. In dem Interview schildert er, welche Auswirkungen die Erderwärmung auf solche Tierwanderungen hat. Demnach sorgte die Marmorierte Baumwanze 2019 allein in Südtirol für Schäden in Höhe von 500 Mio. Euro im Obst- und Gemüsebau. Aber auch in der Schweiz und in Süddeutschland sowie in Großstädten wie München und Berlin hat sich das Schadinsekt bereits ausgebreitet. Da weder natürliche Feinde noch wirksame Pestizide vorhanden sind, gibt es Überlegungen, mit der sogenannten Samurai-Wespe einen natürlichen Gegenspieler aus Asien zu holen. Für den Experten steht fest: Das Naturbild wird sich durch die neuen Arten stark verändern. Der Rheingraben gilt in Deutschland bereits heute als ein Hotspot der Tierarten-Einschleppung.
Landwirtschaft – In Zeiten des Klimawandels sind anspruchslose Getreidesorten gefragt. Und so geraten wieder Nutzpflanzen in den Fokus, die einst von den Feldern Europas verbannt wurden. Zu den anspruchslosen Getreidesorten zählt die Rispenhirse, wie Dietmut Klärner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Das Getreide, das einst aus dem Nahen Osten nach Europa kam, hat gleich mehrere Vorteile. Anders als Weizen und Gerste gedeiht die Rispenhirse auch auf kargen Böden gut. Sie ist wärmeliebend, sonst aber recht anspruchslos und in weniger als drei Monate erntereif. Zudem kommt Hirse mit wenig Wasser aus, produziert aber trotzdem in kurzer Zeit viel Biomasse. Auch als Tierfutter ist Hirse bestens geeignet. Die Körner sind ebenso nahrhaft wie Weizen, ihr Eiweiß ist jedoch hochwertiger, weil es reich an bestimmten essentiellen Aminosäuren ist. Rispenhirse könnte daher auch für Menschen, die unter Glutenunverträglichkeit leiden, eine Ergänzung des Speiseplanes sein. Aufgrund der vielen Vorteile wird derzeit untersuchet, welche Hirsesorten sich am besten als Futtermittel für Geflügel eignen.
Waldwirtschaft – Stürme, Brände oder Schädlinge bringen immer mehr Baume zu Fall. In Deutschland entstehen so jährlich mehr als 200 Millionen Kubikmeter Totholz. Statt in den Wäldern aufzuräumen, raten Experten, die maroden Bäume liegenzulassen. Denn sie sind mehr als nur totes Holz, wie Urs Willmann mit Illustrationen von Lea Berndorfer und Karla-Jean von Wissel in der Zeit darstellt. Sie zeigen: Alte Stämme sind voller Leben. Sie sorgen für Artenvielfalt und natürliches Recycling. Hier gedeihen Pflanzen, die es woanders nicht gibt. Die Larven des Hirschkäfers gedeihen beispielsweise an den morschen Wurzeln alter Obstbäume, Eichen und Ulmen. Vögel wie die Blaumeise brüten im toten Holz, Insekten wie Hummeln nutzen die feuchten Mulden zum Brüten und von den Nährstoffen im Holz ernähren sich wiederum Rindenpilze und Pflanzen. Auch Algen und Pilze besiedeln gern alte Buchen und Ahorn. Pilze bauen unter anderem die Zellulose ab. Am Boden sorgen zahlreiche Organismen wie Schnecken und Tausendfüßler gemeinsam mit Bakterien und Pilzen für eine schnelle Zersetzung des toten Holzes. Daraus entsteht Humus, der wiederum jungen Pflanzen als Nährstoff dient.
Chemie – Ammoniak ist ein wichtiger Grundstoff für Düngemittel. Doch die Chemikalie besteht häufig aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas. Weltweit gibt es jedoch Bemühungen, diese wichtige Substanz nachhaltig herzustellen, wie Ralph Diermann im Spiegel berichtet. So forscht ein saudisch-amerikanisches Konsortium derzeit daran, den dafür nötigen Wasserstoff klimaneutral per Elektrolyse mit Wind- und Solarstrom zu produzieren. 5 Mrd. US-Dollar sollen in die Herstellung des "grünen Ammoniaks" fließen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt ein Team im Projekt Campfire, das vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie in Greifswald geleitet wird. Hier geht es vorrangig um die Produktion und den Einsatz von grünem Ammoniak im Transportwesen. Die Energieversorgung auf Basis von umweltfreundlichem Ammoniak steht hingegen im Fokus einer Forschergruppe an der Universität Duisburg-Essen.