Von sensiblen Kaffeebohnen und Fleischersatz
Der kompakte Medienrückblick: Schweinefleisch aus Sojabohnen +++ Biohof setzt auf Hülsenfrüchte +++ Klimawandel belastet Kaffeeanbau +++ Neues Mikroplastik-Verbot in der EU
Gentechnik – Verbraucherinnen und Verbraucher greifen immer öfter zu Fleischersatzprodukte auf Pflanzenbasis. In puncto Geschmack oder Textur unterscheiden sie sich oft noch vom tierischen Original. Die Luxemburger Firma Moolec Science SA will nun Fleischersatzprodukte mit authentischerer Textur, Geschmack und Nährwert herstellen, ohne dass Tiere gezüchtet oder geschlachtet werden müssen. Dafür werden Sojabohnenpflanzen gentechnisch so verändert, dass sie tierische Proteine, insbesondere von Schweinen, produzieren, wie Roland Knauer im Tagesspiegel berichtet. Diese Pflanzen könnten eine alternative Proteinquelle darstellen und die Umweltauswirkungen der Viehhaltung reduzieren. Die Integration von Schweine-Erbgut in Sojabohnen könnte den Geschmack und die Farbe von pflanzlichem Fleisch verbessern. Ob das Fleisch aus gentechnisch veränderten Pflanzen dann auch schmeckt und ob es sich auf dem Markt durchsetzen wird, hängt nicht nur von der Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher ab. Als Hürde erweisen sich auch unterschiedliche Genehmigungsverfahren: In den USA sind bereits einige gentechnisch veränderte Nutzpflanzen als Lebensmittel zugelassen, während in der Europäischen Union die Akzeptanz solcher Produkte begrenzt ist. Forschende sind jedoch überzeugt, dass moderne Genome-Editing-Verfahren die Akzeptanz von genetisch veränderten Nutzpflanzen erhöhen, wenn sie nachweisbare Vorteile wie Umweltfreundlichkeit und Anpassungsfähigkeit an das Klima bieten.
Landwirtschaft – Hülsenfrüchte sind gerade auf dem Vormarsch. Seit dem Jahr 2011 hat sich die Anbaufläche für Körnerleguminosen in Deutschland fast verdreifacht. Der hohe Eiweißgehalt und der Trend zu fleischreduzierter oder vegetarischer Ernährung lassen den Bedarf an regional erzeugten Speiseleguminosen wie Erbsen, Kichererbsen, Bohnen, Lupinen und Soja steigen. In einer Text-Foto-Reportage stellen Francesca Polistina und Marco Einfeldt in der Süddeutschen Zeitung einen Biohof im bayerischen Königsfeld vor, wo ein junges Paar nicht nur Getreide, Kartoffeln, Sonnenblumen oder Gemüse anbaut, sondern auch mit Hülsenfrüchten experimentiert. Der Anbau von Leguminosen wird von der Bundesregierung seit Jahren gefördert. Im Vergleich zu Soja stecken die anderen Hülsenfrüchte aber noch in der Nische. Doch Leguminosen haben nicht nur viele Proteine, sie bereichern auch die Fruchtfolge und verbessern die Nährstoffversorgung der Böden durch die symbiontische Stickstofffixierung. Der Biohof Königsfeld ist ein Demobetrieb und wird im Rahmen des „Innovationsprojektes Speiseleguminosen“ von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising unterstützt.
Wirtschaft – In Deutschland trinken Erwachsene im Durchschnitt 3,4 Tassen Kaffee pro Tag. Doch der Klimawandel bedroht den weltweiten Kaffeesektor, wie aus einem Bericht in der Frankfurter Rundschau hervorgeht. Fachleute erwarten, dass bis 2050 die für den Kaffeeanbau geeigneten Flächen um die Hälfte schrumpfen werden, insbesondere in Ländern wie Vietnam und Brasilien, die die größten Kaffeeproduzenten sind. Ein Grund: Die Kaffeepflanze ist äußerst sensibel und benötigt spezifische Wachstumsbedingungen. Schon kleinste Veränderungen haben direkten Einfluss auf Ertrag und Qualität der Kaffeebohnen. Um den Kaffeeanbau in den Regionen rund um den Äquator zu sichern, setzen Bauern auf Mischkulturen und widerstandsfähigere Kaffeepflanzen, die hitze- oder schädlingsresistenter sind. Doch hier gibt es Forschungsbedarf. Bei der International Coffee Convention Mannheim suchen daher Bauern, Röster, Händler und Forscher gemeinsam nach Lösungen, um die Herausforderungen zu meistern. Die großen Themen neben dem Klimawandel sind das veränderte Verbraucherverhalten, die Modernisierung und Digitalisierung des oft kleinteiligen Kaffeeanbaus sowie das Thema Nachhaltigkeit.
Umwelt – Mikroplastik ist ein globales Problem. Die allmähliche Zersetzung der Kunststoffe in winzige Partikel gefährdet zunehmend das Leben der Meeresbewohner. Auch in zahlreichen kosmetischen Pflegeartikeln wie Peelings ist Mikroplastik. Das soll sich bald ändern, wie die Zeit schreibt. Die EU-Kommission will ein Verbot für Produkte erlassen, die bewusst Mikroplastik enthalten oder bei Gebrauch Mikroplastik freisetzen. So soll die Freisetzung von fast einer halben Million Tonnen Mikroplastik in die Umwelt verhindert werden. Das Verbot betrifft Waschmittel, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Spielzeug und Arzneiprodukte, die Plastikpartikel enthalten, die kleiner als fünf Millimeter, nicht löslich und zudem schwer abbaubar sind. Produkte, die in der Industrie verwendet werden und kein Mikroplastik freisetzen, sind zwar von dem Verbot ausgenommen, müssen jedoch künftig Anweisungen zur Verwendung und Entsorgung geben. Ausnahmen gelten auch für Arzneien und Lebensmittel. Die Vorschriften treten am 15. Oktober in Kraft. Von da ab dürfen beispielsweise Produkte wie Glitter nicht mehr verkauft werden, während für Kunstrasengranulat ein achtjähriger Übergangszeitraum vorgesehen ist.