Von recycelten Windeln und Bananentaschen
Der kompakte Medienrückblick: Windeln werden weiterverarbeitet +++ Finanzwelt soll grüner werden +++ Effizientere Nutzpflanzen durch bessere Photosynthese +++ Taschen aus Bananen
Upcycling – Janis Beenen berichtet in der Süddeutschen Zeitung über ein neues Verfahren zur Weiterverarbeitung gebrauchter Windeln. Das Unternehmen Procter & Gamble (P&G) entwickelt im Nordosten Italiens mit lokalen Partnern und dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg eine neue Recyclinganlage. Dort werden die gebrauchten Windeln gereinigt, deren Komponenten separiert und diese schließlich als Sekundärrohstoffe für den Einsatz in neuen Produkten aufbereitet. Die saugstarke Zellulose wird beispielsweise zu Katzenstreu verarbeitet. Bisher scheiterten ähnliche Ansätze vor allem daran, die einzelnen Bestandteile kostengünstig herauszufiltern. Doch der neue Ansatz scheint sich zu lohnen: Das recycelte Material kostet weniger als neu produzierte Ware. Umweltschützer stehen dem neuen Konzept laut Beenen jedoch kritisch gegenüber: Die Logistik sei ein ungelöstes Problem, da die Windeln separat gesammelt oder sortiert werden müssten, heißt es. P&G strebt daher zunächst Kooperationen mit Krankenhäusern und Pflegeheimen an, kann sich aber in Zukunft auch ein ähnliches Sammelsystem wie für Altglas vorstellen. Eine weitere, nachhaltige Alternative bietet laut Beenen das Start-up Fairwindel: Das Produkt ist plastikfrei und besteht zu 85% aus nachwachsenden Rohstoffen. Allerdings sind die Windeln aufgrund ihres relativ hohen Preises noch ein Nischenprodukt.
Wirtschaft – Ingo Narat berichtet im Handelsblatt über das Ziel der Europäischen Kommission, die Finanzwelt nachhaltiger und „grüner“ zu gestalten. Ein dementsprechender Aktionsplan mit zehn Punkten wurde bereits im März 2018 vorgelegt. Einige dieser Ziele sind bereits zu Gesetzvorschlägen konkretisiert worden. Das Projekt ist Teil des EU-Plans zur Einhaltung der Klimavorgaben von Paris sowie einer umfassenden nachhaltigen Ausrichtung der Wirtschaft. Bis Ende 2019 sollen die Punkte aus dem Aktionsplan umgesetzt sein. In der Branche trifft der Vorstoß der EU laut Narat zwar prinzipiell auf große Zustimmung. Banker und Vermögensverwalter fürchten jedoch, dass aus den neuen Regeln ein „bürokratisches Monster“ durch Überregulierung entstehen könnte. Ein weiterer Knackpunkt: die Unterscheidung zwischen nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Unternehmen oder Anlagen. Dem Autor zufolge werden Rüstungshersteller in nachhaltig strukturierten Depots meist von vornherein aussortiert, obwohl Panzer durchaus nachhaltig produziert werden können. Im Gegenzug haben Hersteller von Elektroautos oft einen guten Nachhaltigkeitsstatus, obwohl deren Herstellung nicht unbedingt nachhaltig ist.
Landwirtschaft – Wie kann die wachsende Weltbevölkerung in Zukunft ernährt werden? Ein wichtiger Schritt wäre es, die Ertragseffizienz der Ackerpflanzen zu verbessern. US-amerikanische Pflanzenforscher sind diesem Ziel nun einen großen Schritt nähergekommen: Sie haben Tabakpflanzen genetisch so verändert, dass ihre Photosynthese effizienter verläuft, wodurch bis zu 40% mehr Biomasse gebildet werden kann. In der Sendung „Forschung aktuell“ im Deutschlandfunk spricht Michael Böddeker mit dem Biochemiker Andreas Weber von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Das entscheidende Enzym im Kontext der Photosynthese ist danach Rubisco. Es sorgt dafür, dass Pflanzen CO2 aus der Luft in Biomasse verwandeln. Allerdings gibt es auch einen zweiten Reaktionsweg, der auf Sauerstoff basiert. Hierbei entstehen jedoch Giftstoffe, die die Pflanze aufwendig entsorgen muss – dadurch wird die Photosyntheseeffizienz geschmälert. US-Forscher haben nun einen neuen Weg zur Entgiftung des Metaboliten in der Tabakpflanze gefunden. Dabei wird der Metabolit in CO2 umgewandelt und dem Rubiscoenzym zur Verfügung gestellt, wodurch die Photosynthese wesentlich effizienter wird. In naher Zukunft wollen die Forscher diesen Mechanismus auch auf andere Nutzpflanzen übertragen.
Konsumgüter – Georg Weishaupt berichtet im Handelsblatt über den Schweizer Taschenhersteller Qwstion. Das Unternehmen produziert seit einiger Zeit nachhaltige Taschen aus Biobaumwolle. Derzeit entwickeln die Schweizer das Gewebe „Bananatex“. Wie der Name vermuten lässt, werden dazu Fasern einer Bananenpflanzenart, der Abacá, verwendet. Aus dem Garn entsteht ein Gewebe, das zu Taschen verarbeitet werden kann. Die Pflanze wächst zudem auf ehemaligen Palmölplantagen auf den Philippinen – ohne künstliche Bewässerung und Pestizide. Bisher verkauft Qwstion seine Taschen und Accessoires hauptsächlich online. 2019 soll die erste Filiale in Deutschland eröffnet werden. Bisher bestehen 90% aller Taschen weltweit noch aus synthetischen Geweben. Um dies zu ändern, will Qwstion-Gründer Hannes Schönegger das neue Bananenfasergewebe als Open-Source-Technologie auch anderen Firmen zur Verfügung stellen.