Von Pilzhäusern und Biodünger
Der kompakte Medienrückblick: Pilzmyzel als Baumaterial +++ Zu viel Stickstoff schadet Pflanzen +++ Viele Fischbestände sind überfischt +++ Urin und Kot als Pflanzendünger
Bauwesen – Geht es um nachhaltige Baustoffe, rücken Baumaterialien aus Pilzmyzel zunehmend in den Fokus. Auch in Namibia nutzt man die Vorteile des innovativen Baustoffes, um die ökologischen Herausforderungen zu bewältigen, wie Leonie March in der Frankfurter Rundschau schreibt. Am Rande der namibischen Hauptstadt Windhuk hat die Biochemikerin Kristine Haukongo ein kleines Haus aus Pilzmyzel gebaut, das dank der besonderen Eigenschaften des Pilzmaterials ein kühles Raumklima bewahrt. Das Baukonzept könnte in trockenen und heißen Klimazonen wie Namibia eine umweltfreundliche Alternative bieten. Zur Herstellung werden Buschabfälle genutzt, die im „De-Bushing“ anfallen, einer Maßnahme, um invasive Sträucher zu kontrollieren, die das Grasland verdrängen und den Grundwasserspiegel weiter senken. Die Buschabfälle werden zerkleinert und als Nährsubstrat für Austernpilze verwendet. Das dabei entstehende Myzel wird nach der Ernte zu „Myco-Blocks“ weiterverarbeitet, die als Bausteine dienen. Der Vorteil: Die Produktion dieser Myco-Blocks bindet im Gegensatz zur Betonherstellung CO₂, statt es auszustoßen. Mit diesem Ansatz trägt Namibia nicht nur zur CO₂-Reduktion bei, sondern auch zur Ernährungssicherheit, denn die Pilze werden sowohl als Lebensmittel als auch zur Herstellung des Baumaterials genutzt.
Landwirtschaft – Die Düngepraxis der Landwirtschaft steht seit langem in der Kritik. Welche Rolle dabei Stickstoff spielt, zeigt ein Bericht von Martin Ballaschk im Tagesspiegel. Denn Stickstoff, den der Mensch beim Düngen in die Umwelt entlässt, macht Pflanzen zu schaffen und verändert die Ökosysteme. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien, die in den Fachjournalen Science und Science Advances veröffentlicht wurden. Forschende hatten dafür Daten zur Bodenvegetation in gemäßigten Wäldern in Europa und den USA analysiert, die bis 1933 zurückreichen. Auch Forschende der Universität Potsdam waren beteiligt. Den Studien zufolge ging die Vielfalt stickstofffixierender Spezies zurück, unabhängig von Trockenheit und Hitze. Das führen die Forschenden auf die Überdüngung mit Nitrat und ähnlichen Verbindungen aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr zurück. Zudem hätten sich die Lebensräume anderer Waldpflanzen in Europa umverteilt – und zwar nicht in Richtung Nordpol, wie es aufgrund des erwärmten Klimas zu erwarten wäre. Sie folgten dem Dünger und wanderten weiter westlich, heißt es.
Fischerei – Die weltweite Überfischung könnte viel schlimmer sein als bislang angenommen. Nach einem aktuellen Bericht der Welternährungsorganisation (FAO) hat sich der Zustand der Fischbestände in den zurückliegenden Jahren zwar verschlechtert, aber nur leicht, berichtet Tina Baier in der Zeit. Im Jahr 2021 wurden demnach 62,3 % der Bestände nachhaltig bewirtschaftet, 2,3 % weniger als im Jahr zuvor. Als „unterfischt“ gelten laut FAO nur ganz wenige Bestände. Nach einer Studie der australischen University of Tasmania ist diese Einschätzung jedoch zu optimistisch. In der Untersuchung hat das Team um den Meeresökologen Graham Edgar historische Fischbestände neu modelliert. Danach sind 29 % der Bestände überfischt. Ein Team um Nicolas Loiseau von der Universität Montpellier kommt aufgrund einer KI-Modellierung zu dem Schluss, dass 12,7 % aller Fischbestände vom Aussterben bedroht sind. Diese Studie ist im Fachjournal Plos Biology erschienen. Die Weltnaturschutzunion spricht von 2,5 %.
Landwirtschaft – Wie kann man kostbare Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff, die der Umwelt durch den Anbau von Nahrungsmitteln entzogen werden, der Landwirtschaft wieder zurückgeben? Antworten liefert eine Studie des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau. Darin zeigen Forschende vom Projekt zirkulierBAR, dass menschliche Exkremente auch als Dünger genutzt werden können, wie Annette Jensen in der taz schreibt. So lässt sich Kot gefahrlos kompostieren und erhöht den Kohlenstoff- und Humusgehalt des Bodens. Kombiniert mit aufbereitetem Urin bekommt der Acker alles zurück, was ihm bei der Ernte genommen worden ist. Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,4 Mio. Euro gefördert. In Eberswalde entstand dafür auf dem Gelände der Kreiswerke Barnim ein Reallabor zur Umwandlung von menschlichen Exkrementen in Pflanzendünger.