Von Nobelpreisen und Neptungras
Der kompakte Medienrückblick: Umweltsiegel als Marketingtool +++ Brot für die Tonne +++ Nobelpreis für zielgerichtete Enzym-Evolution +++ Neptungras vor Mallorca unter Schutz
Öffentlichkeitsarbeit – In der Unternehmenskommunikation spielt nicht mehr nur die reine Produktqualität eine Rolle, immer mehr Firmen wollen auch mit ethischen Grundwerten überzeugen. André Kieserling berichtet in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über aktuelle soziologische Studien zu diesem Thema. Diese haben unter anderem analysiert, unter welchen Bedingungen Firmen beispielsweise mit der besonderen Umweltverträglichkeit ihrer Produkte werben. Demnach werden Umweltsiegel von Firmen immer dann nicht aktiv kommunzierit, wenn sich ein Umweltskandal abzeichnet. Die Organisationen werben demnach zwar mit verschiedensten Auszeichnungen, aber nicht in den Themenbereichen, in denen sie gerade in der öffentlichen Kritik stehen; dort treten sie zurückhaltender auf. Die Forscher erklären das defensive Verhalten mit der zu minimierenden Fallhöhe: Eine ökologisch bedenkliche Produktionsweise wird erst dann zum vollen Skandal, wenn man sie einem vermeintlichen Saubermann nachweisen kann. Wenn der vermeintliche Saubermann so tut, als wäre er nicht einmal dies, dient das demnach der Schadensbegrenzung.
Lebensmittel – Längere Öfffnungszieten von Lebensmittelhändlern tragen zur Lebensmittelverschwendung bei. So werden beispielsweise den ganzen Tag über frische Backwaren produziert, damit die Kunden auch kurz vor Ladenschluss noch frische Produkte vorfinden. Laut einer Studie des WWF ist dies eine Hauptursache dafür, warum Backwaren zu den am häufigsten weggeworfenen Lebensmitteln gehören – nämlich rund 1,7 Millionen Tonnen jährlich. Dieter Nürnberger berichtet im Deutschlandfunk in der Sendung „Umwelt und Verbraucher“ über die Studie. Demnach werden allein in Haushalten oft bis zur Hälfte der gekauften Waren nicht verzehrt, sondern weggeschmissen. In den Bäckereien wird bis zu einem Drittel der Backwaren weggeschmissen. Jährlich würden so laut WWF mehrere 100.000 Tonnen Brot- und Backwaren verschwendet. Mögliche Lösungsstrategien sind laut den Autoren spezielle Softwareprogramme. Diese könnten helfen, die Menge tatsächlich verkaufter Backwaren zu bestimmen und so die Herstellung anzupassen. Eine weitere Möglichkeit: Online-Reservierungen, mit denen Kunden ihre gewünschten Backwaren(-mengen) bei den Bäckern anmelden. Außerdem fordert der WWF, dass die Bundesregierung Strategien gegen die Lebensmittelverschwendung erarbeitet.
Chemie – Letzte Woche war es wieder soweit: Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hat die diesjährigen Gewinner der Nobelpreise bekannt gegeben. Dagny Lüdemann berichtet in der Zeit über die Auszeichnung in der Kategorie Chemie: Der Nobelpreis 2018 geht zur Hälfte an die Enzymforscherin Frances H. Arnold und zur anderen an George P. Smith und Sir Gregory P. Winter, die die Grundlagen für die moderne Antikörpermedizin geliefert haben. Den Forschern sei es gelungen, die Evolution im Reagenzglas in kurzer Zeit ablaufen zu lassen und Enzyme damit für ganz bestimmte Zwecke nutzbar zu machen, so die Begründung der Akademie. Mithilfe dieser sogenannten "gerichteten Evolution" werden in der Biotechnologie heute zum Beispiel Biokraftstoffe entwickelt, oder Mittel, die in der Industrie Giftstoffe abbauen. Auch Therapien mit Antikörpern, denen Biomedizinerinnen mit solchen Laborverfahren die gewünschten Eigenschaften verleihen, beruhen auf diesem Prinzip.
In der Süddeutschen Zeitung berichtet Kathrin Zinkant ebenfalls über die Auszeichnung und erklärt die zugrundeliegenden, vorangegangen Erkenntnisse, auf denen die Arbeit der Preisträger beruht.
Naturschutz – Urlauber lieben glasklares Meerwasser, in dem sie bis auf den Grund sehen können. Doch für den Lebensraum Meer sind Unterwasserpflanzen enorm wichtig. Patrick Schirmer Sastre berichtet in der Welt über Neptungras, das nur im Mittelmeer wächst. Die vermeintliche Alge, über die Touristen oft schimpfen, heißt mit botanischem Namen Posidonia oceanica und ist eine gefährdete Pflanze: Sie wächst nur etwa ein bis drei Zentimeter pro Jahr und ist für das Mittelmeer überlebenswichtig. Sie filtert das Wasser, produziert Sauerstoff und bietet Unterschlupf für die Unterwassertierwelt. Seit Sommer 2018 stehen insgesamt 650 Quadratkilometer Seegraswiesen in der Balearenregion unter verstärktem Schutz. Unter anderem wird vermehrt darauf geachtet, dass Boote nicht auf dem Neptungras ankern, denn die schweren Anker reißen das Gras bei der Abfahrt gleich büschelweise aus. Illegal ankernden Schiffen werden neue Ankerplätze zugewiesen. Außerdem versuchen Meeresforscher neue Neptungraswiesen vor Mallorca anzupflanzen.