Von Mutagenese und Sojaanbau
Der kompakte Medienrückblick: Heimischer Sojaanbau +++ Ranglisten schützenswerter Arten - sinnvoll? +++ Reaktionen auf EuGH-Gentechnik-Urteil +++ Ökobilanz der Fleischindustrie
Landwirtschaft – Soja und Sojaprodukte wie Milch oder Tofu erfreuen sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit. Doch der herkömmliche Anbau in Brasilien, Argentinien und China findet häufig in riesigen Monokulturen statt, zudem sind diese Pflanzen oftmals gentechnisch verändert. Daher wächst die Nachfrage nach heimischem, gentechnikfreiem Soja rapide. Klaus Betz spricht im Deutschlandfunk in der Sendung „Umwelt und Verbraucher“ unter anderem mit Matthias Krön, Vorsitzender des in Wien angesiedelten Vereins Donausoja, über den heimischen Anbau und die Nachfrage auf dem hiesigen Markt. Krön ist von den Eigenschaften und Inhalten der Pflanze restlos überzeugt, sie enthalte nicht nur hochwertiges Eiweiß sondern auch zahlreiche andere essenzielle Nährstoffe und sei deshalb hervorragend für die menschliche Ernährung geeignet. Auch ihr Anbau sei relativ umweltfreundlich und sogar in Wasserschutzgebieten zulässig, da Sojapflanzen auch nach der Ernte nur so viel Stickstoff hinterlassen, wie sie zuvor aufgenommen haben. Zudem werden kleinere Betriebe im Anbau subventioniert – bis zu einer Größe von 70 Hektar bekommen die Bauern pro Hektar 70 Euro Zuschuss aus der EU. Die Ernte von Rolf Wagner und weiteren Landwirten in der Umgebung sei im Prinzip bereits schon im Voraus verkauft, berichtet Wagner, der auf 46 Hektar im Kraichgauer Hügelland Soja anbaut. Die beiden größten Abnehmer der Kraichgauer Soja-Erzeugnisse sind die Hallischen Bauern und die in Offenburg angesiedelte Handelsgesellschaft Edeka Südwest.
Biodiversität – Immer mehr Arten sind vom Aussterben bedroht. Ihre Lebensräume werden durch den Klimawandel und Waldrodungen zunehmend zerstört. So sehr, dass die Forscher mittlerweile auswählen müssen, welche Arten überhaupt gerettet werden sollten und können. Katrin Blawat berichtet in der Süddeutschen Zeitung über eine neue Studie im Fachmagazin „Nature Communications“, in der Evolutionsökologen verschiedene Methoden und Auswahlkriterien untersuchen. Beispielsweise könne die sogenannte funktionale Vielfalt und der Verwandtheitsgrad als Entscheidungshilfe dienen. Die Idee: Ein gesundes Ökosystem benötigt Bewohner, die viele verschiedene Funktionen ausüben – von Insekten, die Pflanzen bestäuben zu Insektenfressern und bis hin zu deren Fressfeinde etc. Je weiter entfernt zwei Tiergruppen, um so wahrscheinlicher ist es, dass sie unterschiedliche Funktionen ausüben, also schützenswert sind. Das Ergebnis der Studie: Diese Methode ist nur sehr bedingt geeignet, denn es hänge von der jeweiligen Region ab, ob die phylogenetische Vielfalt wirklich mit funktioneller Diversität einhergeht. Und selbst dort, wo dieser Zusammenhang besteht, ist er oft nur schwach ausgeprägt. Doch auch andere Auswahlverfahren und -kriterien haben ihr Schwachstellen. Egal mit welcher Methode die Wissenschaftler die schützenswerten Arten aussuchen, das Problem bleibt bestehen: Perfekt ist keiner der Ansätze. Je nach Methode fällt die Prioritätenliste verschieden aus. Eine moderne Arche Noah so zu bestücken, dass Ökosysteme möglichst gut erhalten bleiben, ist eine äußerst schwierige Aufgabe. Selbst seit Langem akzeptierte Ansätze erweisen sich mittlerweile in manchen Fällen als unbrauchbar.
Gentechnik – Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 25. Juli, nach dem mittels gezielter Mutagenese – etwa per Genschere CRISPR-Cas – erzeugte Pflanzen als gentechnisch veränderte Organismen zu regulieren sind, stieß vor allem bei Forschern und in der Biotechbranche auf großes Unverständnis und Enttäuschung. Im Tagesspiegel berichten Richard Friebe und Sascha Karberg zum einen über die Hintergründe des Rechtstreites sowie des Urteilsspruch und bilden erste Reaktionen aus Politik, Wissenschaft und Industrie ab. Am Tag drauf bewerten Richard Friebe, Anja Kühne und Tilmann Warnecke ebenfalls im Tagesspiegel den Rechtsspruch als „richtig schlechtes Urteil“ und zitieren hierzu abermals etliche wissenschaftliche Experten sowie führende Kräfte aus Industrie und Wirtschaft.
Landwirtschaft – Verena Kern berichtet in der Frankfurter Rundschau über die Klimabelastung, die von Fleisch- und Milchproduktion ausgeht. Laut einer neuen Studie des „Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP)“ und der internationalen Non-Profit-Organisation „Grain“ lassen die großen Fleisch- und Milchkonzerne bis zu 90% ihrer Klimalast in ihren Jahresberichten unter den Tisch fallen, da beispielsweise die Lieferketten zwischen Landwirt und Konsumenten nicht in die Berechnungen einbezogen werden. Für ihre Studie haben die beiden Organisationen die 35 größten Unternehmen der Branche genau unter die Lupe genommen, darunter auch die Konzerne Deutsches Milchkontor (DMK) und Tönnies aus Deutschland. Diese landen auf Platz 21 und 24 der Fleisch- und Milchproduzenten mit den höchsten Emissionen weltweit. Die fünf größten Konzerne weltweit – JBS, Tyson Foods, Cargill, Dairy Farmers of America und Fonterra – kommen laut den neuen Berechnungen auf Emissionen von insgesamt 578 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr. Das ist so viel, wie der Ölgigant Exxon Mobil jährlich an Klimagasen verursacht. Sowohl die globalen Marktführer als auch die Deutschen Milch- und Fleischproduzenten geben allenfalls 2 bis 5% dieser CO2-Emissionen in ihren Berichten an.