Von Mischwäldern und urbanen Farmen
Der kompakte Medienrückblick: Klimaresiliente Mischwälder +++ Garnelenzucht in Indoor-Farmen +++ Züchtung neuer resilienter Kartoffeln +++ Urban Farming in der Stadt
Forstwirtschaft – Wie können Wälder vor den Folgen des Klimawandels besser geschützt werden? Fachleute sind sich einig: Der Fokus muss künftig auf klimaresiliente Mischwäldermsowie auf ein besseres Risikomanagement gelegt werden, um Bäume vor Schädlingen und Trockenheit zu schützen. Ein Lösungsansatz ist nach Ansicht von Fachleuten die sogenannte unterstützte Migration, über die Kristina Koch in SWR3 Wissen berichtet. Hier werden Samen von klimaresilienteren Bäumen aus wärmeren Regionen, beispielsweise Buchen aus Südfrankreich gezielt gepflanzt. Versuche, wie an der Universität Freiburg, zeigen, dass Mischwälder aus vier bis fünf angepassten Baumarten die besten Chancen haben, den Klimawandel zu überstehen und weiterhin als Kohlenstoffsenke zu fungieren. Zu den Hoffnungsträgern gehört auch die Eiche, da sie durch ihre hohe genetische Vielfalt selbst extremen Klimawandelszenarien trotzen könnte. Forschende empfehlen daher länderspezifische Maßnahmen und verweisen auf den Einsatz von passendem Saatgut, um den Wald wieder zu einem effektiven CO₂-Speicher zu machen.
Fischereiwirtschaft – Ob Lachs, Forelle oder Garnele: Viele Meerestiere werden in Aquakulturen gezüchtet, um die große Nachfrage zu bedienen. Der Großteil der Aquakultur findet jedoch in Asien statt und ist selten umweltfreundlich. Seit 2012 züchtet das Foodtech-Unternehmen Oceanloop im bayerischen Langenpreising bei München Bio-Garnelen und Fische. Nun ist es auf dem „besten Weg, zu einem in Europa führenden Anbieter von Indoor-Zuchtanlagen für Garnelen und Fische“ zu werden, wie Regina Bluhme in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Mit einem Darlehen von 35 Mio. Euro wird Oceanloop von der Europäischen Investitionsbank (EIB) unterstützt, um seine innovative und nachhaltige Indoor-Aquakultur weiter auszubauen. Das Unternehmen betreibt bereits in München und Kiel Garnelenfarmen. Die Meerestiere werden hier in speziell entwickelten Becken mit frischem Salzwasser bei konstanten Bedingungen und unter Einsatz von künstlicher Intelligenz gezüchtet. Dadurch werde Biomasse und Stresslevel der Tiere in Echtzeit erkannt und so ein „besseres Tierwohl“ sichergestellt, lobt die EIB. Zudem eröffne die Technologie „neue Wege zur umweltfreundlichen Produktion und rückverfolgbare Alternativen zu Meeresfrüchten“. Das frische Kapital will Oceanloop in den Ausbau der Produktionskapazitäten in Kiel sowie den Bau einer neuen Indoor-Farm auf Gran Canaria stecken, wo künftig 2.000 Tonnen White-Tiger-Garnelen jährlich produzieren werden sollen. Perspektivisch will das bayrische Unternehmen weltweit landgestützte Hightech-Farmen für nachhaltige Meerestiere etablieren, um die Aquakulturindustrie zu revolutionieren.
Pflanzenzüchtung – Neben Reis und Nudeln gehört die Kartoffel zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln der Deutschen. Doch Klimawandel und Extremwetter sorgen zunehmend für Ernteverluste. Besonders die Kraut- und Knollenfäule hat der Kartoffel in diesem Jahr zugesetzt. Neben Kartoffelschädlingen wie Kartoffelkäfer und Blattläuse macht auch ein neues Schadinsekt Landwirten seit zwei Jahren das Leben schwer. Dabei handelt es sich um die Schilf-Glasflügelzikade, die mit gängigen Mitteln wie Insektiziden kaum in den Griff zu bekommen ist. Forschende am Julius-Kühn-Institut versuchen daher, neue resiliente Kartoffelsorten zu züchten. Dabei versuchen sie, die erwünschten Eigenschaften alter Sorten mit ertragreichen modernen Kartoffelsorten zu kombinieren, wie Friedericke Walch-Nasseri in der Zeit berichtet. Doch die Ansprüche an die Kartoffeln sind hoch: Je nachdem, ob die Sorte als Speisekartoffel verkauft wird oder als Pommes- oder Chipskartoffel zum Einsatz kommt, gibt es unterschiedliche Wunscheigenschaften. Rund 40 Merkmale sind demnach für die Kartoffelzucht relevant. Dazu zählen Faktoren wie Ertrag, Größe und Stärkegehalt, aber auch verschiedene Resistenzen. Wenn ein neuer Schädling wie die Schilf-Glasflügelzikade auftritt, machen sich Forschende auf die Suche nach einer Pflanze, die möglicherweise schon eine natürliche Resilienz gegen den Erreger mitbringt. Doch es kann viele Jahre dauern, bis sich die gewünschten Eigenschaften in der Zuchtlinie etabliert haben. In Zukunft wollen Forschende daher die Eigenschaften neuer Züchtungen mithilfe genetischer Informationen vorhersagen.
Landwirtschaft – Frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse umweltfreundlich vor Ort produzieren. Gerade in Großstädten kann das sogenannte Urban Farming die Lebensmittelproduktion nachhaltiger machen. Doch welches Potenzial steckt in der städtischen Landwirtschaft? Dieser Frage geht Martin Ballaschk im Tagesspiegel nach.
In Berlin reicht Urban Farming von Hightech-Lösungen wie Aquaponik, bei der Fisch- und Pflanzenzucht in Kreisläufen kombiniert werden, bis hin zu Gemeinschaftsgärten, die soziale und ökologische Vorteile bieten. So beliefert das Berliner Start-up ECF seit Jahren lokale Einkaufszentren mit Speisefisch und Pflanzen, die in der Kreislaufwirtschaft erzeugt werden. Das Abwasser vom sogenannten Hauptstadtbarsch wird hier als Dünger für den „Hauptstadtbasilikum“ genutzt, welcher wiederum das Wasser klärt. Das Projekt „Cube Circles“ an der Humboldt-Universität geht noch weiter: Hier werden Gemüseabfälle von Insekten gefressen, die wiederum als Futter für Fische dienen, deren Ausscheidungen dann zum Düngen von Gemüsepflanzen genutzt werden. Die Kreislaufführung von Nährstoffen und Ressourcen sei künftig „ein absolutes Muss“, sagt Werner Kloas, Aquaponik-Experte vom IGB und am Cube-Circles-Projekt beteiligt. Doch sie seien wegen ihrer künstlichen Beleuchtung sowie Klima- und Regeltechnik wartungs- und energieintensiv und würden sich daher nur für große Anlagen lohnen. Darüber hinaus sehen Fachleute auch in Gemeinschaftsgärten, Hinterhöfen und Vorgärten sowie Urban-Gardening-Projekten ein großes Potenzial – nicht nur für die Lebensmittelproduktion der Zukunft, sondern auch für die Biodiversität und das Klima.