Von Milbenkäse und Genscheren
Der kompakte Medienrückblick: Aktiv gegen Lebensmittelverschwendung +++ Milben machen Käse +++ TV-Doku zur Genschere CRISPR-Cas +++ Vertical Farming in Londoner Bunker
Ernährung – Noch immer werden viele zu viele Lebensmittel ohne Grund einfach weggeworfen. Um dem entgegenzuwirken engagiert sich Manuel Wieman als Lebensmittelretter bei Foodsharing. Louisa Theresa Braun berichtet in der taz von der Initiative, die am 12. Dezember ihren fünften Geburtstag feiert. Der größte Erfolg, laut Wieman, sei die enorme Sensibilisierung für das Thema in den letzten Jahren. Über 30.000 Foodsaver organisieren heute bei über 3.000 Betrieben in Deutschland, Österreich, Holland und der Schweiz durchschnittlich 495 Abholungen am Tag – allesamt ehrenamtlich.
Lebensmittel – Zwar nicht jedermanns Sache, aber dennoch eine kulinarische Besonderheit: Der Milbenkäse aus dem sachsen-anhaltinischen Würchwitz. Gitta Keil berichtet in der Mitteldeutschen Zeitung von der lokalen Spezialität, die inzwischen sogar von der Organisation Slow Food als Rarität zum Passagier der Arche des Geschmacks gemacht wurde. Die Würchwitzer Milbenmanufaktur wird mittlerweile von Christian Schmelzer und Helmut Pöschel betrieben. Es vergehen etwa drei Monate, bis der Käse reif ist. In dieser Zeit leben die Milben vom Quark und fermentieren diesen. Zusätzlich streut Pöschel Roggenmehl als Futter für die Milben in die Quarkkisten. Von 100 Gramm Quark bleiben am Ende 40 Gramm Käse übrig. Der besondere, fruchtige Geschmack entsteht durch Abwehrstoffe, welche die Milben in den Quark abgeben.
Gentechnik – Die Bezeichnung „Genschere“ und deren wissenschaftlicher Name CRISPR-Cas sind längst bekannte Begriffe geworden. Doch was bedeutet die durch dieses Werkzeug ausgelöste "Revolution im Genlabor"? Die Wissenschaftsjournalistin Claudia Ruby hat für eine 45-minütige ARD-Dokumentation wichtige Schauplätze auf der Welt besucht, und Forscher, Ärzte, Patienten wie Landwirte getroffen. Ihre Recherche führte sie unter anderem nach Berlin, London und Kalifornien. Ihr Film beleuchtet die diversen Einsatzmöglichkeiten in der Medizin und in der Pflanzenzüchtung.
Landwirtschaft – Laut dem Welt-Agrarbericht werden bis zum Jahr 2050 etwa sieben Milliarden Menschen in urbanen Ballungsräumen leben. Um alle Menschen ernähren zu können, müssen alle vorhandenen Flächen für den Nahrungsmittelanbau genutzt werden. Zu diesem Schluss kamen auch Steven Dring und Richard Ballard, die zusammen die Firma Zero Carbon Food in London betreiben. Fabian Wegener berichtet in der Tageszeitung Neues Deutschland von dem Unternehmen der beiden Gründer, die für ihren Vertical Farming-Ansatz einen ehemaligen Weltkriegsbunker in West-London verwenden. Heute wachsen in dem Bunker sogenannte Microgreens - Gemüse und Kräuter, die in einem sehr frühen Stadium geerntet werden. Obwohl oder gerade weil das Wachstum der Pflanzen komplett über künstliches Licht gesteuert wird, ist der Anbau sehr rentabel – die Firma liefert täglich rund 5000 Packungen Bunkergemüse aus. Allerdings nagt die Ungewissheit über den Brexit-Ausgang auch an den Jungunternehmern und potenziellen Investoren. Zudem werden Subventionen aus Brüssel wegfallen.