Von Laborfleisch und digitalen Bauernhöfen
Der kompakte Medienrückblick: Bioplastik aus Abfallfetten +++ Laborfleisch noch teuer +++ Digitaler Bauernhof +++ Debatte zum Genome Editing
Chemie – Alternativen zu erdölbasierten Kunststoffen, die zudem biologisch abbaubar sind, werden künftig immer wichtiger. Der Blick der Forscher richtet sich hier auch auf Rest- und Abfallstoffe. Wie Heike Kampe in der Berliner Zeitung berichtet, ist es Wissenschaftlern der Technischen Universität Berlin gelungen, aus Frittenfett und Schlachtabfällen Bioplastik herzustellen. Dafür haben sie Bakterien im Bioreaktor unter kontrollierten Bedingungen wachsen lassen. Diese waren schließlich in der Lage, das Abfallfett in Biopolymere - konkret Polyhydroxyalkanoate (PHA) - umzuwandeln. Die Anwendungspalette für das neue Bioplastik ist breit: Daraus könnten nicht nur Besteck und tassen, sondern auch Medizinprodukte wie Knochen oder Folien für die Spargelernte in der Landwirtschaft hergestellt werden.
Laborfleisch - Fleisch aus der Petrischale ist nicht jedermanns Sache. Auch wenn die Akzeptanz von Laborfleisch steigt: Nicht alle Hürden bei der Herstellung sind bisher genommen. Und auch die Bedenken in der Öffentlichkeit erschweren den Zugang zum Markt. Das zeigt ein Bericht von Florian Schumann im Tagesspiegel über die Falling-Wall-Konferenz. Hier sprach der Erfinder der Retortenbulette, Mark Prost, über die Schwierigkeiten bei der Produktion von Laborfleisch. Zwar gibt es dem Experten zufolge mittlerweile mehrere tierfreie Substanzen, um die Nährlösung zur Kultivierung der tierischen Zellen herzustellen. Mit 138 Euro für ein Kilo Laborfleisch sind die Produktionskosten aber noch immer sehr hoch. Bis die Bulette aus der Petrischale zum Standardangebot im Supermarkt gehört, werden daher noch einige Jahre vergehen.
Landwirtschaft – Die Digitalisierung der Landwirtschaft ist auf dem Vormarsch. Traktoren, die selbstständig ihre Runden über das Feld ziehen oder Sensoren, die Pflanzenwachstum oder Bodenqualtiät erfassen und mithilfe von Algorithmen präzise Düngemittelgaben errechnen, sind längst keine Utopie mehr. Viele Großunternehmen wie die Bayer AG oder der Landtechnikhersteller John Deere, aber auch Start-ups, setzen mittlerweile auf das sogenannt Digital Farming. Im schweizerischen Aadorf im Turgauer Land wird die Zukunft der Landwirtschaft bereits erprobt, wie Bert Fröndhoff und Kevin Knitterscheidt im Handelsblatt berichten. Sie zeigen, wie der durchdigitalisierte Bauernhof Ökologie und Ökonomie durchaus vereinen kann und Produktionszuwächse bis zu 30% möglich sind.
Gentechnik - Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Genome Editing ist bis heute umstritten. Das zeigt auch ein aktueller Protestbrief an die Bundesregierung, den 300 Wissenschaftler unterschrieben haben. Darin sprechen sie sich gegen die aus ihrer Sicht zu hohen Restriktionen für das Genome Editing aus. „Verpasste Chance oder Risiko“ – dieser Frage geht Thomas Wagner in der Deutschlandfunk-Sendung „Umwelt und Verbraucher“ nach. Auch in dem Beitrag wird die widersprüchliche Haltung deutlich. Während Pflanzenzüchter die neuen molekulargenetischen Eingriffe für weniger riskant als herkömmliche Züchtungsmethoden halten, bewerten Ökologen das Genome Editing wesentlich kritischer.