Von goldenem Reis und Stadtbäumen
Der kompakte Medienrückblick: Vergessene Nutzpflanzen-Sorten in Kenia +++ Lachgas-Emissionen +++ Anbaustopp für Golden Rice auf Philippinen +++ Wie bringt man mehr Bäume in Städten unter?
Landwirtschaft – Was in Afrika angebaut und gegessen wird, ist noch immer von der Kolonialzeit bestimmt, sagt der Ethnobotaniker Patrick Maundu im Interview mit ZEIT-Redakteur Fritz Habekuß. Die Briten setzten damals die Bedeutung der lokalen Lebensmittel gezielt herab, sagt Maundu, der im kenianischen Nationalmuseum in Nairobi arbeitet. Ein Beispiel sei die abwertende Namensgebung von Getreide und Gemüse. Dabei könnten vergessene Pflanzen helfen, in Zeiten des Klimawandels satt zu werden. Mehr Vielfalt bedeute zunächst mehr Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel. Der andere Vorteil von einem vielfältig bepflanzten Garten sei, dass man zu jeder Jahreszeit und in jedem Monat etwas ernten könne und nicht von einer einzelnen Pflanze abhängig sei. Auch der Boden werde besser und lebendiger. Der Ethnobotaniker setzt sich dafür ein, vergessene Sorten zurückzuholen: „Wir haben Samen von verschiedenen Farmen und aus der freien Natur gesammelt und außerdem welche vom World Vegetable Center bekommen, einem Forschungszentrum mit Sitz in Taiwan und Tansania.“ Das Saatgut von gut wachsenden Nutzpflanzen wurde den Bäuerinnen und Bauern gegeben.
Landwirtschaft – Die Menschheit produziert zunehmend mehr klimaschädliches Lachgas. Es ist nach Kohlendioxid und Methan das drittwichtigste Treibhausgas. In den vier Jahrzehnten seit 1980 seien die von Menschen verursachten Lachgas-Emissionen um etwa 40 % gestiegen, heißt es in der umfangreichen Analyse des Forschungsverbundes Global Carbon Project unter Leitung des Boston College in den USA. In den zuletzt untersuchten Jahren 2020 und 2021 seien es besonders hohe Werte gewesen. Eine wichtige Quelle sind chemische Dünger. Hinzu kommt die Gülle, die auf Weiden gelassen oder auf Feldern ausgebracht wird. Wird all dieser Dünger nicht vollständig von den Pflanzen aufgenommen, kann er sich direkt in Lachgas verwandeln oder später indirekt in die Atmosphäre gelangen. Insgesamt ist die Landwirtschaft der Studie zufolge mittlerweile für 74 % des menschlichen Lachgas-Ausstoßes verantwortlich. Um die Menge des menschengemachten Lachgases zu verringern, schlagen Fachleute mehrere Ansätze vor. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde etwa hält es für zentral, Düngemittel effizienter einzusetzen – wird weniger Dünger verwendet, verbleibt am Ende weniger Überschuss im Boden, der zu Lachgas werden kann. Außerdem empfiehlt die Behörde, weniger Öl, Gas und Kohle zu verwenden beziehungsweise Katalysatoren bei deren Verbrennung einzusetzen.
Grüne Gentechnik – Golden Rice ist ein gentechnisch veränderter Reis, dessen Körner Beta-Carotin enthalten, eine Vorstufe von Vitamin A. Seit 2022 wird der Reis auf den Philippinen angebaut. Zusammen mit anderen NGOs hatte Greenpeace gegen den Anbau geklagt. Mit Erfolg: Durch das Gerichtsurteil wird der Anbau auf den Philippinen gestoppt. Im Interview mit Birgit Herden vom Tagesspiegel spricht Matin Quaim, Professor für Agrarökonomie und Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn, über die Rolle von Greenpeace und die Auswirkungen dieser Entscheidung. Das Gericht hatte entschieden, dass die Sicherheit von Golden Rice nicht zu 100 % bewiesen ist und verfügte nicht nur für dieses Produkt und eine insektenresistente Aubergine einen Anbaustopp. Wie Quaim berichtet, dürfen auf den Philippinen nun gar keine gentechnisch veränderten Organismen mehr angebaut werden. „Der Schaden ist riesig, das Urteil ist eine Katastrophe“, so Quaim. Im Interview geht er auch darauf ein, warum er gentechnisch veränderte Pflanzen für sicher hält und welche Vorteile der Golden Rice mit sich bringt. Die beteiligten Firmen hätten die Patente lizenzfrei zur Verfügung gestellt.
Lebensraum Stadt – Katja Richter geht in der Süddeutschen Zeitung der Frage nach, wie viele Bäume in eine Stadt passen. Auch in Städten gelten Bäume als wichtig für die Anpassung an den Klimawandel. Das Team der Suchmaschine Ecosia hat mit Mitstreitern den „Berliner Baumentscheid“ ins Leben gerufen. Die Gruppe arbeitet an einem Entwurf für mehr Stadtgrün, zu dem es einen Volksentscheid geben soll. Bis 2035 soll in Berlin die Zahl der Stadtbäume auf 800.000 Exemplare fast verdoppelt werden. Der Artikel beleuchtet auch, warum Stadtplaner dafür plädieren, von dem Grundsatz abzuweichen, keine Bäume über unterirdischen Leitungen zu pflanzen. Als Stadtbaumarten der Zukunft werden derzeit verschiedene nicht-einheimische Klimabäume erprobt, wie der Eisenholzbaum oder der Zürgelbaum. In Erfurt setzen Forschende indes auf schnell wachsende Pappeln oder Robinien.