Von E-Traktoren und Cyanobakterien
Der kompakte Medienrückblick: Kritischer Blick auf die Bioökonomie +++ Ernährungsreport: es muss schmecken +++ Bakterien wandeln Sonnenenergie um +++ E-Trekker auf dem Acker
Gesellschaftliche Debatte – Die Bioökonomie verspricht biobasierte und nachhaltige Lösungen für die Wirtschaft. Das „Zivilgesellschaftliche Aktionsforum Bioökonomie“ stellt jedoch die Nachhaltigkeit mancher Bioökonomie-Ansätze infrage. Das vom Umweltbundesamt geförderte Aktionsforum, dem ein Dutzend Umwelt- und Entwicklungsverbände angehören, bemängelt beim Thema Bioökonomie den fehlenden fachübergreifenden Austausch mit der breiten Öffentlichkeit. Wie Manfred Ronzheimer in der taz berichtet, will das Aktionsforum auf der Grünen Woche ein Forderungspapier vorlegen. Das Forum kritisiert unter anderem, dass viele neue, technisch aufwendige Prozesse der Bioökonomie sehr viel Energie verbrauchen. Außerdem seien die sozialen Auswirkungen der Bioökonomie in den Entwicklungsländern noch kaum verstanden. Deshalb setzt sich das Forum dafür ein, dass im Bioökonomierat, dem Expertengremium der Bundesregierung, in Zukunft auch die Zivilgesellschaft stärker vertreten sein sollte.
Ernährung – Hanna Gersmann stellt in der Berliner Morgenpost den aktuellen Ernährungsreport vor, den Bundesagrarministerin Julia Klöckner am 9. Januar präsentiert hat. Die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen haben sich demnach kaum geändert. Beispielsweise gehen noch immer die meisten Deutschen mindestens einmal pro Woche zum Einkaufen in den Supermarkt. Und noch immer achten mehr Frauen auf eine reduzierte Kalorienaufnahme als Männer. Eines ändert sich aber tatsächlich: Während vor zwei Jahren noch bei 34% der Deutschen täglich Fleisch auf den Tisch kam, sind es nun nur noch 28%. Doch egal, was gegessen wird, am wichtigsten ist laut dem Report noch immer, dass es schmeckt. Außerdem wollen die Konsumenten wissen, woher ihr Essen stammt und ob die Tiere, deren Produkte sie essen, beispielsweise artgerecht gehalten wurden. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte für den Report im vergangenen Oktober und November 1.000 Verbraucherinnen und Verbraucher ab 14 Jahren befragt. Es macht diese repräsentative Umfrage seit 2015 jedes Jahr.
Solarenergie – Sonnenlicht nicht nur in Energie umgewandeln, sondern auch speichern– ohne dabei seltene Rohstoffe zu verbrauchen: Veronika Fritz berichtet im Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung aktuell“ über eine neues solartechnologisches Verfahren. Vor allem die Speicherung von Sonnenenergie sorgte bisher für Probleme. Bislang wurde die Energie über den Weg der Elektrolyse in Form von Wasserstoff gespeichert. Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben nun erfolgreich ein Verfahren getestet, bei dem spezielle Enzyme aus Bakterien diese Umwandlung übernehmen. In einem ersten Schritt wandeln Cyanobakterien die Sonnenenergie mithilfe ihres speziellen Enzyms in schnelle Elektronen um. Eine Hydrogenase aus einer anderen Bakterienart nutzt diese dann, um speicherbaren Wasserstoff herzustellen. Noch ist dieser Ansatz zwar nicht konkurrenzfähig, aber da keine seltenen Rohstoffe verbraucht werden, die CO2-Bilanz neutral ist und es sich um einen biobasierten und nachhaltigen Weg der Energieumwandlung und -speicherung handelt, rechnen sich die Forscher in naher Zukunft dennoch gute Chancen auf dem Markt aus.
Landwirtschaft – Im Stadtverkehr halten Elektroautos immer stärker Einzug. Doch für die Bestellung von landwirtschaftlichen Flächen ist die Leistung von Elektromotoren noch zu gering – um einen Traktor mit 290 Kilowatt Nennleistung über zwölf Stunden zu bewegen, bräuchte man eine Batterie, die zwölf Tonnen wiegt. Johannes Winterhagen berichtet in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über einen Lösungsansatz des Landmaschinenherstellers John Deere: Der Prototyp „Gridcon“ soll über ein Kabel und einen mobilen Trafo direkt mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden sein. Wichtig ist dabei, dass der Traktor nicht über das Kabel fährt. Deshalb trägt der Gridcon auf dem Vorbau eine Trommel, von der das Kabel abgewickelt werden kann. Ein Roboterarm legt es zentimetergenau neben der ersten Fahrspur ab und nimmt es auf dem Rückweg wieder auf. Damit das wirklich genau funktioniert, ist der Traktor vollständig automatisiert. Der Landwirt kann jedoch über eine Fernsteuerung jederzeit eingreifen.