Von Brotlöffeln und Moorbauern
Der kompakte Medienrückblick: Supermarkt der Zukunft +++ Sanfte Schädlingsbekämpfung +++ Verpackungen aus Brotteig und Algen +++ Moore retten
Ernährung – Immer mehr Verbraucher legen Wert auf regionale und nachhaltig produzierte Produkte. Nach dem Anbau frischer Kräuter im Supermarkt könnte künftig auch der Fisch direkt vor Ort gezüchtet werden und damit lange Transportwege hinfällig machen. Möglich macht das eine Aquaponikfarm, die Basilikumanbau und Barschzucht in einem geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf kombiniert. In Wiesbaden-Erbenheim will der Lebensmitteleinzelhändler Rewe mit dem Bau eines „Supermarktes der Zukunft“ diese Vision schon bald Realität werden lassen, wie Diana Unkart in der Frankfurter Rundschau berichtet. Gebaut und betrieben wird die Anlage von der Berliner Firma ECF Farmsystem. Gewächshaus und Fischbecken entstehen auf dem Dach des neugebauten, aus Holz errichteten Supermarktes. Auf dem Dach wird auf einer circa 1.640 Quadratmetern großen Fläche Basilikum angebaut. Die erste Ernte soll Anfang Juni an 450 Märkte der Region ausgeliefert werden. In weiteren 13 Bassins auf rund 230 Quadratmetern Fläche werden Barsche gezüchtet, die Ende des Jahres in den Handel kommen sollen.
Biotechnologie – Die Zahl der Insekten ist in den vergangenen Jahrzehnen dramatisch zurückgegangen – bis zu 75%. Gleichzeitig landeten auf den Äckern auch immer mehr Chemikalien, um Schadinsekten fernzuhalten. Naturschützer kritisieren seit langem, dass die eingesetzten Gifte auch andere nützliche Insekten wie Bienen gefährden. Joachim Budde berichtet im Deutschlandfunk von einer sanften Technologie der Schädlingsbekämpfung – der RNA-Interferenz (RNAi). An der Universität Göttingen wird an solch einem maßgeschneiderten Insektengift bereits geforscht. Das Prinzip: Einem Käfer wird eine doppelsträngige RNA gespritzt, die einem seiner Gene entspricht, so dass sein Körper dieses Gen nicht mehr in Proteine übersetzen kann. Diese so genannte Proteinbremse wirkt auch in den Eizellen der weiblichen Käferpuppe, so dass auch die Nachkommen dieses Protein nicht mehr herstellen können. Der große Vorteil an RNAi in der Schädlingsbekämpfung: Man kann diese Chemikalien sprühen und trifft damit nur den Schädling. Für Mensch und Umwelt, für Bienen und andere nützliche Organismen wäre diese Methode sicher.
Ökologie – Ob Kaffeebecher oder Essbesteck: Einwegartikel aus Plastik sollen schon bald aus dem Alltag verschwinden. Das Verbot von Einwegplastik in der EU öffnet auch in Deutschland neue Märkte, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Start-ups Kulero und Fülett stellen beispielsweise essbare Löffel, Schüsseln, Strohhalme und Teller her – und zwar aus Brotteig. Alle Zutaten – Weizen- und Roggenmehl, Wasser, Rapsöl und Salz – sind zudem biologisch produziert. Auch Forschende sind essbaren Verpackungen auf der Spur. Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) und die Hochschule Bremerhaven entwickeln derzeit Verpackungen aus Algen und kooperieren dazu mit dem Fischhändler Nordsee. Eine unsichtbare Verpackungsidee, die bereits im Supermarkt hierzulande getestet wird, kommt aus den USA: Dabei handelt es sich um einen Schutzfilm für Früchte und Gemüse. Die Hülle besteht aus pflanzlichen Materialien. Sie reduziert den Wasserverlust und das Eindringen von Sauerstoff und verhindert so das vorschnelle Verderben.
Landwirtschaft – Das Moor stand einst für Ödnis, Fäule und Verwesung. Über Jahrhunderte wurden Moore daher trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt. Doch der Rückbau hat Folgen für die Umwelt. Frederik Bombosch stellt in der Berliner Zeitung Bauern und Wissenschaftler vor, die sich daran machen, Moore wieder zu bewirtschaften, ohne sie zu zerstören. Das Anklamer Stadtbruch ist eines der Moore, das jahrelang als Weideland diente. Künftig sollen hier wieder Rohrkolben geerntet werden. Ihr dichtes und stabiles Wurzelnetz soll für einen stabilen Bodendruck sorgen, der Menschen und Maschinen tragen kann. Paludikultur heißt diese Form der Landwirtschaft, die der Niederländer Aldert van Weeren gemeinsam mit dem Greifswald Moor Centrum in Anklam umsetzen will. Doch das ist nur ein Schritt: Rohrkolben konnten künftig auch der Rohstoff zur Herstellung von biobasiertem Einweggeschirr sein. Auch das wäre ein Feld, das Landwirte künftig bedienen könnten.