Von Anti-Terror-Bambus und Kaffeekirschlimo
Der kompakte Medienrückblick: +++ Biodiversität im Klimawandel +++ Tierfutter aus der Insektenfarm +++ Limo aus Kaffeeresten +++ Pflanzen als Terrorschützer
Ackerbau - Der Rekordsommer 2018 hat bundesweit zu Ernteeinbußen durch Dürre und Trockenheit geführt. Doch nicht nur die Landwirtschaft bekommt die Folgen des Klimawandels zu spüren. Es ist die Gesamtheit der Biosphäre mit ihrer Vielfalt der Arten und Ökosysteme, die darunter leidet, wie Biodiversitätsforscher Christian Hof in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen schreibt. Der Autor hinterfragt darin, inwiefern die Anpassungsprozesse der Tier-und Pflanzenwelt mit der Erderwärmung mithalten, ob weniger anpassungsfähige Arten in günstigere klimatische Regionen ausweichen können und welche Konsequenzen das Zusammenspiel von Klima- und Landnutzungswandel haben. Klimaprognosen und Modellberechnungen können demnach zwar Trends aufzeigen. Hof gibt aber zu bedenken, dass der von den Menschen gemachte Landnutzungswandel für die weitaus größten Biodiversitätsverluste verantwortlich ist. So reduziere der zunehmende Anbau von Energiepflanzen wie Mais und Raps die Insekten- und Vogelbestände. Er plädiert in seinem Artikel für radikale und integrative Lösungsansätze und einen politisch wie gesellschaftlichen Diskurs, der Visionen zulässt.
Tiernahrung - Die britische Firma Entocycle will die Landwirtschaft nachhaltiger machen. Statt Soja als Tierfutter setzt das 2016 gegründete Londoner Unternehmen auf Insekten. Hierfür züchtet das Start-up eigens Schwarze Soldatenfliegen, wie Björn Finke in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Die Aufzucht der Insekten erfolgt mit Essensabfällen wie Kaffeeresten und Braurückständen. Die Larven werden gemästet, getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Noch ist die Anlage im Pilotbetrieb. Bis Anfang 2020 will Entocycle ein komplexes System entwickeln und die erste kleine Insektenfarm schlüsselfertig an Landwirte übergeben. Mit der Anlage sollen die Bauern ihr eigens Insektenpulver aus Abfällen zu Tierfutter verarbeiten können.
Reststoffe – Bei der Kaffeeproduktion fallen Unmengen an Abfall an. Darunter das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche, das fast 80% der Frucht ausmacht. Aus diesem bisher ungenutzten, meist verbrannten Reststoff haben zwei Hamburger eine Geschäftsidee entwickelt, die Stephanie Eichler im Tagesspiegel vorstellt. Aus dem ungewöhnlichen Rohstoff stellen Bastian Muschke und Bastian Senger die Cola-ähnliche Limonade namens Catè her. Das getrocknete Fruchtfleisch beziehen die Gründer des gleichnamigen Start-ups von einem Kaffeebauern in Panama, der seine Plantage nachhaltig – also ohne den Einsatz von Pestiziden – bewirtschaftet und das getrocknete Fruchtfleisch nach Deutschland verschifft. Noch dürfen die Hamburger das Getränk aus der Kaffeekirsche vermarkten. Ob der ungewöhnliche Rohstoff als Lebensmittel zugelassen wird, ist derzeit aber noch offen.
Materialforschung – Forscher der Universität der Bundeswehr in München machen derzeit ungewöhnliche Experimente mit Pflanzen: Sie sprengen Bambus, Eibe und Thuja gezielt in die Luft. Was eigenartig klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Die Wissenschaftler testen, inwiefern Pflanzen Stadtbewohner vor Explosionen und Terrorattacken schützen können. Die Idee dahinter: Mithilfe von Pflanzen sollen der Explosionsdruck abgeschwächt und so Menschen und Gebäude geschützt werden. Leopold Hock berichtet in der Deutschlandfunk-Sendung "Forschung aktuell", wie ein Sprengsatz im Bambusgebüsch explodiert, ohne dabei großen Schaden zu nehmen. Ähnliche Versuche gab es mit Thuja und Eibe, die knapp 40% des Explosionsdruckes abfangen konnten.