Chemie

DFG fördert Mikroben- und Pflanzenforschung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt seit Jahren die Spitzenforschung an deutschen Hochschulen. Auch im kommenden Jahr werden wieder mehr als ein Dutzend neue Verbünde gefördert: Insgesamt 166 Mio. Euro stellt die Forschungsorganisation für 13 Sonderforschungsbereiche (SFB) – zunächst für die nächsten vier Jahre zur Verfügung. Auch die Bioökonomie-Forschung profitiert von der Millionenförderung.

Auf dem Weg zur mikrobiellen Präbiotika-Produktion

Im menschlichen Darm leben unzählige Mikroorganismen, die unser Wohlergehen nachhaltig beeinflussen: Darmbakterien. Sie helfen, wichtige Nährstoffe unserer Nahrung zu verwerten, verdrängen Krankheitserreger im Darm und sorgen für ein intaktes Immunsystem. Eine ausgeglichene Darmflora ist für die Gesundheit daher ausgesprochen wichtig – und die richtige Ernährung kann dazu beitragen, dieses Gleichgewicht zu erhalten. Zu den bekanntesten Gesundheitshelfern gehören Milchsäurebakterien, die in probiotischen Lebensmitteln wie Jogurt enthalten sind.

Mit Peptiden Seltene Erden recyceln

Ob im Smartphone, LED-Bildschirm oder in Windkraftanlagen: Seltene Erden sind für die Hightech-Industrie unverzichtbar. Kaum ein elektronisches Gerät kommt ohne die kostbaren Metalle aus. Doch der Rohstoff ist begrenzt und die deutsche Wirtschaft auf Importe vor allem aus China angewiesen. Ein besseres und zugleich nachhaltiges Recycling Seltener Erden könnte Abhilfe schaffen und wäre ein erster Schritt, damit Deutschland wirtschaftlich unabhängiger von Importen wird.

Premiere für Theaterdeko aus Pilzmycel

Es soll eine Premiere in zweierlei Hinsicht werden: das Theaterstück „Der Entrepreneur“ von Kevin Rittberger am Residenztheater in München. Wenn sich am 9. Dezember 2022 am Bayrischen Staatstheater der Vorhang hebt, steht neben den Darstellern erstmals auch eine Theaterdekoration im Rampenlicht, die es so auf der Bühne noch nicht zu sehen gab. Präsentiert wird ein acht Meter hoher Baumstamm, der aus einem nachhaltigen Material besteht. Für den Bau dieser Kulisse wurde erstmals ein Verbundwerkstoff aus Holzspänen und Pilzmycel genutzt.

Weizenstroh in Textilfasern verwandeln

In der Textilindustrie wächst das Interesse an nachhaltigen Materialien. Dabei geht es vor allem um Alternativen zum klassischen Rohstoff Baumwolle, aber auch darum, erdölbasierte synthetische Stoffe zu ersetzen. Die Rohstoffbasis für Textilfasern zu erweitern, ist das Ziel eines neuen Forschungsprojektes. Im Rahmen des Vorhabens CRF-Sraw wollen Forschende der Universität Hamburg gemeinsam mit dem Faserexperten J. Rettenmaier & Söhne nunmehr Agrarreststoffe für die Faserproduktion nutzbar machen.

Kunststoff kontrolliert biologisch abbauen

Biobasiert und biologisch abbaubar, bei gleichen oder besseren Materialeigenschaften: So wünscht sich die Industrie die Kunststoffe von morgen. Schon heute gibt es einige Kunststoffe, die als biologisch abbaubar gelten. Doch in der Praxis zeigt sich oft, dass sie dies nur unvollständig oder unter bestimmten Umständen sind. Wirklich gut biologisch abbaubare Kunststoffe erfüllen hingegen oftmals nur bestimmte Materialanforderungen. An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe hat ein Forschungsteam nun eine mögliche Antwort auf dieses Problem gefunden.

BASF: Mit Pilzen und Bakterien zur grünen Chemie

Mit Mikroorganismen zu mehr Nachhaltigkeit – so könnte man die Forschungs- und Entwicklungsstrategie der BASF zusammenfassen, die der Chemiekonzern Mitte November im Rahmen der jährlichen Forschungspressekonferenz präsentierte. Melanie Maas-Brunner, Mitglied des Vorstands und Chief Technology Officer der BASF, verwies dabei auf die zunehmende Bedeutung der weißen Biotechnologie, mit deren Hilfe das Unternehmen bereits heute an nachhaltigen chemischen Lösungen forscht.

Bayer übernimmt Max-Planck-Ausgründung Targenomix

Auf die Zusammenarbeit folgt die Übernahme: Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat das Start-up Targenomix gekauft. Bereits seit dessen Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie im Jahr 2014 besteht eine Kooperation zwischen beiden Firmen. Targenomix nutzt Methoden der Systembiologie und der Bioinformatik, um neue molekulare Ziele für Pflanzenschutzmittel zu identifizieren.

Alternativen zu Palmöl – Macauba-Palme und Mikroben als Ölquellen der Zukunft?

Palmöl ist günstig, vielseitig einsetzbar und das meistangebaute Pflanzenöl der Welt. Doch Anbau und Produktion haben starke Auswirkungen auf Mensch, Klima und Biodiversität. Die südamerikanische Macauba-Palme könnte eine Alternative sein. Sie ist beinahe so effizient wie die Ölpalme, für ihren Anbau müssten aber keine neuen Flächen gerodet werden und der Regenwald bliebe verschont. An der Universität Hohenheim und am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising wird seit einigen Jahren ihr Potenzial erforscht. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Projekte unterstützt.

Die Hoffnungsträger an der Technischen Universität München wiederum sind nur unter dem Mikroskop zu erkennen. Als Teil des BMBF-geförderten „GreenCarbon“-Projekts werden hier winzig kleine Hefezellen zu möglichen Ölproduzenten der Zukunft gemacht. Das biotechnologisch hergestellte Hefeöl ist chemisch identisch mit Palmöl und kann hocheffizient auf kleinstem Raum produziert werden. Die Wissenschaft gibt also durchaus Hoffnung, nachhaltigen Öl-Alternativen auf der Spur zu sein und einer Ausweitung des Palmölanbaus im tropischen Regenwald entgegenzuwirken.