BASF: Mit Pilzen und Bakterien zur grünen Chemie
Bei der Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren will die BASF künftig verstärkt auf Verfahren der weißen Biotechnologie setzen.
Mit Mikroorganismen zu mehr Nachhaltigkeit – so könnte man die Forschungs- und Entwicklungsstrategie der BASF zusammenfassen, die der Chemiekonzern Mitte November im Rahmen der jährlichen Forschungspressekonferenz präsentierte. Melanie Maas-Brunner, Mitglied des Vorstands und Chief Technology Officer der BASF, verwies dabei auf die zunehmende Bedeutung der weißen Biotechnologie, mit deren Hilfe das Unternehmen bereits heute an nachhaltigen chemischen Lösungen forscht.
3.000 nachhaltige Produkte
Bei der weißen Biotechnologie kommen Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze zum Einsatz, mit deren Hilfe organische Rohstoffe wie Zucker oder Abfallströme in nachhaltige Produkte verwandelt werden. Nach Angaben von Maas-Brunner wird diese Technologie in den nächsten Jahren eine größere Bedeutung haben als das klassische Chemiegeschäft. Ob Biopolymere, essenzielle Inhaltsstoffe für die Ernährung von Menschen und Tieren wie Vitamine und Enzyme, Pflanzenschutzmittel, Aroma- und Duftstoffe oder Enzyme für Waschmittel und Kosmetika: Die BASF hat eigenen Angaben zufolge aktuell 3.000 Produkte im Portfolio, „die zur Biotechnologie zählen oder biologisch abbaubar“ sind. Im Jahr 2021 wurde damit ein Umsatz von mehr als 3,5 Mrd. Euro erwirtschaftet. „Besonders freut mich, dass 2021 bereits 45 % unserer Patentanmeldungen auf Innovationen mit einem besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit entfielen – und die Tendenz ist steigend“, so Maas-Brunner.
Weiße Biotechnologie als Schlüsseltechnologie
Auch zukünftig will die BASF Maas-Brunner zufolge das Augenmerk auf Produkte legen, die „einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten“. Die weiße Biotechnologie ist dafür ein wichtiges Werkzeug. „Für uns ist die weiße Biotechnologie mittlerweile eine unserer Schlüsseltechnologien, mit der wir auf Basis unterschiedlichster Rohstoffe effizient, ressourcenschonend und vor allem auch flexibel produzieren können“, erklärt Doreen Schachtschabel, Vice President White Biotechnology Research bei BASF.
Bakterien und Pilze spielten dem Unternehmen zufolge aber nicht nur bei der Herstellung nachhaltiger Produkte eine wichtige Rolle. „Für uns bedeutet Nachhaltigkeit auch genau zu wissen, wie und warum Mikroorganismen in der Umwelt unsere Produkte nach deren Verwendung abbauen“, so Andreas Künkel, Vice President Research Biopolymers bei BASF. Für ein besseres Verständnis der dabei ablaufenden biologischen Zersetzungsprozesse wurde beispielsweise gemeinsam mit Forschenden in einem Feldversuche analysiert, wie und warum sich biologisch abbaubare Mulchfolie im Boden abbaut. „Wir schauen uns bis ins Detail an, wie wir Materialien designen sollten, damit sich unsere Produkte im Boden und in technischen Systemen wie Kompost- und Kläranlagen abbauen“, erklärt Künkel.
Breites Bündnis für Transformation
Mit dem Fokus auf die weiße Biotechnologie will BASF eigenen Angaben nach den Wandel zur Nachhaltigkeit in der chemischen Industrie weiter voranbringen. „Dafür brauchen wir Allianzen mit allen Akteuren in der Industrie, der Wissenschaft, in Politik und Gesellschaft“, betonte Maas-Brunner. Der Schulterschluss zwischen Unternehmen und Gesetzgeber sei dabei besonders wichtig, da gute Rahmenbedingungen dafür notwendig seien.
bb