Bayer übernimmt Max-Planck-Ausgründung Targenomix

Bayer übernimmt Max-Planck-Ausgründung Targenomix

Das Potsdamer Start-up Targenomix nutzt Systembiologie und Bioinformatik, um neue Pflanzenschutzmittel zu entwickeln.

Bayer übernimmt Targenomix
Bayer möchte mit der Akquisition von Targenomix vielversprechende Moleküle für den Pflanzenschutz schneller entdecken und nutzen (mittig im Bild: Targenomix-CEO Dr. Sebastian Klie).

Auf die Zusammenarbeit folgt die Übernahme: Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat das Start-up Targenomix gekauft. Bereits seit dessen Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie im Jahr 2014 besteht eine Kooperation zwischen beiden Firmen. Targenomix nutzt Methoden der Systembiologie und der Bioinformatik, um neue molekulare Ziele für Pflanzenschutzmittel zu identifizieren. Von der Übernahme erhofft sich der DAX-Konzern, diese Entwicklung zu beschleunigen, um die landwirtschaftliche Produktion besser auf dynamische Herausforderungen wie den Klimawandel und zunehmende Resistenzen von Unkraut, Krankheiten und Insekten einzustellen und gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten. Trotz der Übernahme soll Targenomix weiter unabhängig im Stile eines Start-ups agieren. Den Kaufpreis teilten die Firmen nicht mit.

Neuartiges Herbizid bis Ende des Jahrzehnts geplant

„Der Ansatz von Targenomix hat sich als sehr erfolgreich erwiesen“, erklärte Bob Reiter, Leiter Forschung und Entwicklung des Bereichs Crop Science bei Bayer, dazu anlässlich der öffentlichen Mitteilung der Übernahme am Donnerstag, 10. November 2022. „Durch die Verwendung eines einzigartigen und ganzheitlichen systembiologischen Ansatzes und die Nutzung führender Expertise, die auf einer starken wissenschaftlichen Grundlage aus dem Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie aufbaut, hat Targenomix zahlreiche neuartige Targets und Wirkmechanismen für kleine Moleküle in der Unkrautbekämpfung geliefert“, begründet Reiter die Akquise.

Ein Ergebnis der bisherigen Kooperation ist ein wesentlicher Beitrag zum branchenweit seit 30 Jahren ersten neuen Herbizid-Wirkungsverfahren, mittels dessen großflächig Unkraut nach Pflanzenaufgang bekämpft werden kann. Die Entwicklung dauert noch an, doch das identifizierte Molekül hat sich gegen wichtige resistente Gräser bewährt und soll bis Ende dieses Jahrzehnts kommerzialisiert werden.

Neue Wirkmechanismen entwickeln

Targenomix-Geschäftsführer Sebastian Klie betont die Vorteile der neuen Form der Zusammenarbeit: „Durch die Kombination der führenden Expertise und der bewährten Pflanzenschutzpipeline von Bayer mit der flexiblen Start-up-Mentalität, der umfassenden Multi-Omics-Technologie und dem systembiologischen Wissen von Targenomix können wir gemeinsam weiterhin neuartige Wirkmechanismen entwickeln.“ Diese neue Phase der komplementären Beziehung werde die Entdeckung der nächsten Generation nachhaltiger und sicherer Moleküle beschleunigen, zeigt sich Klie zuversichtlich.

„Die Entscheidung des multinationalen Konzerns Bayer, Targenomix zu erwerben, ist ein weiteres Beispiel für die hohe internationale Anerkennung, die Max-Planck-Institute für ihre Wissenschaft genießen“, freut sich Lothar Willmitzer, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Pflanzenphysiologie und Mitgründer von Targenomix. Willmitzer hatte bereits vor rund 25 Jahren das Start-up Metanomics aus dem Max-Planck-Institut ausgegründet. Metanomics wurde einige Jahre später vom Chemiekonzern BASF übernommen und wuchs zur Sparte BASF Plant Science heran.

bl