Weizenstroh in Textilfasern verwandeln

Weizenstroh in Textilfasern verwandeln

Hamburger Forschende wollen neue Rohstoffquellen zur Gewinnung von Cellulosefasern für die Textilindustrie erschließen und nehmen dafür Stroh ins Visier.

Zu Rundballen zusammengepresstes Weizenstroh
Die Zellstoffausbeute aus einem Kilogramm Stroh liegt bei rund 40 %.

In der Textilindustrie wächst das Interesse an nachhaltigen Materialien. Dabei geht es vor allem um Alternativen zum klassischen Rohstoff Baumwolle, aber auch darum, erdölbasierte synthetische Stoffe zu ersetzen. Die Rohstoffbasis für Textilfasern zu erweitern, ist das Ziel eines neuen Forschungsprojektes. Im Rahmen des Vorhabens CRF-Sraw wollen Forschende der Universität Hamburg gemeinsam mit dem Faserexperten J. Rettenmaier & Söhne nunmehr Agrarreststoffe für die Faserproduktion nutzbar machen.

Zellstoffe aus Weizenstroh gewinnen

Im Fokus steht die Gewinnung hochreiner Zellstoffe aus Weizenstroh. Cellulosehaltige Textilfasern wie Viskose oder Lyocell bestehen bisher fast ausschließlich aus Zellstoff, der aus Holz gewonnen wird. Doch je mehr Menschen auf der Erde leben, desto größer wird die Nachfrage nach Textilfasern und damit nach Cellulosefasern. Holz als Cellulosequelle reicht da nicht aus, zumal Bäume sehr langsam wachsen und Holz auch für andere Industriezweige eine wichtige Rohstoffquelle ist. Weizenstroh ist hingegen in großen Mengen verfügbar. Nach Angaben des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) bleiben hierzulande jährlich zwischen 4 und 9 Mio. Tonnen Stroh ungenutzt. Die Zellstoffausbeute aus einem Kilogramm Stroh liegt bei rund 40 %.

CRF-Produktion für die Industrie nutzbar machen

In Vorarbeiten konnte bereits bewiesen werden, dass mit dem Lyocellverfahren hochreine Zellstoffe aus Weizenstroh gewonnen werden können. Nun will das Team dieses Verfahren so weit optimieren, dass die Produktion sogenannter cellulosischer Regeneratfasern (CRF) auch im industriellen Maßstab funktioniert.

Geringer Energie- und Chemikalienverbrauch

Agrarreststoffe wie Getreidestroh zur Faserproduktion zu nutzen, hätte gleich mehrere Vorteile: Sie bieten die Möglichkeit, die Zellstoffproduktion aufgrund des schnelleren Wachstums der Pflanzen und des geringeren Energie- und Chemikalienverbrauchs für den Faseraufschluss schnell und mit geringerem Aufwand zu erhöhen. Das Team ist überzeugt, dass damit Landwirten zusätzliche Wertschöpfungsoptionen offeriert werden können, dass die Rohstoffversorgung der Textilindustrie verbessert und die Textilproduktion umweltfreundlicher werden kann.

Doch nicht nur Weizenstroh kann als neuartige Cellulosequelle dienen. Auch andere Agrarreststoffe wie Gras, Heu, Hanf oder Flachs könnten die Palette der nachhaltigen Textilfasern künftig erweitern. Das Projekt CRF-Sraw läuft bis Ende 2024 und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

bb