Sprit aus Stroh: Erster Flottentest startet
In Straubing stellt der Chemiekonzern Clariant Ethanol aus Stroh her. In einer Allianz mit Mercedes-Benz wird der Biosprit nun in Fahrzeugen getestet.
Sprit aus Stroh auf der Straße: Gemeinsam mit dem Autohersteller Mercedes-Benz und dem Mineralölunternehmen Haltermann hat der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant nun einen ersten Flottentest gestartet. Dabei soll sich ein Gemisch aus 20 Prozent Bioethanol aus nachwachsenden Rohstoffen und 80 Prozent Superbenzin für den alltäglichen Einsatz in Serienfahrzeugen beweisen. Der Biosprit kommt aus der Bioraffinerie-Demonstrationsanlage, die Clariant seit 2012 in Straubing betreibt.
Man bringe nichts weniger als „den Kraftstoff der Zukunft auf die Straße“, haben die Projektpartner bei der Vorstellung der neuen Kooperation am 29. Januar versprochen. Die Schweizer Clariant stellt in ihrer Demonstrationsanlage im bayerischen Straubing aus Stroh Bioethanol her. Die Entwicklung des dafür genutzten Sunliquid-Verfahrens wurde auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der grüne Alkohol wird anschließend von der Firma Haltermann im Werk Hamburg mit konventionellem Superbenzin und weiteren Additiven vermischt. Dieser Kraftstoff wird schließlich an das Mercedes-Werk in Stuttgart-Untertürckheim geliefert. An einer speziell dafür vorgesehenen werksinternen Tankstelle können die für den Test vorgesehenen Serienfahrzeuge dann mit dem neuen Kraftstoff betankt werden.
Bioethanol aus Stroh
In der im Juli 2012 eingeweihten Demonstrationsanlage kann Clariant jährlich rund 4.500 Tonnen Weizenstroh in 1.000 Tonnen . In dem 28 Millionen Euro teuren Ensemble entsteht aus lignocellulosehaltigem Weizenstroh und anderen Feldabfällen der Treibstoff Ethanol. Vom Strohschreddern über das enzymatische Aufschließen der Pflanzenfasern bis hin zur Vergärung von Zuckern bildet die Anlage den gesamten Umwandlungsprozess ab – und das nach Clariant-Angaben nahezu klimaneutral. „Cellulose-Ethanol ist ein wirklich nachhaltiger und fortschrittlicher Biokraftstoff neuester Generation, der in Deutschland aus Agrarreststoffen hergestellt wird“, betont Andre Koltermann, Leiter Group Biotechnology bei Clariant. So werde ein Konkurrenzkampf mit der Nahrungsmittelproduktion vermieden.
Mixquote lässt sich nicht beliebig erhöhen
Der für den Flottentest genutzte Kraftstoff enthält rund 20 Prozent Bioethanol. Das bedeutet, bei gleicher Motorleistung werden knapp 20 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen. Der neue Biosprit könnte nun im Praxistest beweisen, „dass er ohne Probleme in bestehenden Motoren und mit bestehender Infrastruktur verwendet werden kann,“ sagt Uwe Nickel, der Chef der zur Haltermann-Gruppe gehörenden HCS Group. Unbegrenzt kann der Bioethanol-Anteil am Kraftstoffmix aber wohl ohne weiteres nicht erhöht werden.
Bio-Isooktan als Alternative
Der Autohersteller Audi setzt bei seinen Biokraftstoffplänen daher auf eine andere Substanz. Erst kürzlich hatte das Unternehmen gemeinsam mit dem deutsch-französischen Biotech-Spezialisten Global Bioenergies das . Statt Bioethanol kommt dort Isooktan zum Einsatz, das aus 100 Prozent biologisch hergestelltem Isobuten synthetisiert wird. In einer Bioraffinerie-Pilotanlage in Leuna kann Global Bioenergies mit Hilfe spezieller Bakterien jährlich rund 100 Tonnen des Grundstoffs herstellen. Die Zukunft wird zeigen, welche der beiden Methoden sich am Markt durchsetzen wird.
bb