Monitoring der Bioökonomie: Aktueller Report zur Lage der Bioökonomie

Monitoring der Bioökonomie: Aktueller Report zur Lage der Bioökonomie

Im Rahmen einer Statuskonferenz wurden am 3. und 4. Dezember 2024 in Berlin Ergebnisse aus dem Bericht „Monitoring der deutschen Bioökonomie“ vorgestellt und diskutiert. Der Report liefert einen Überblick zur Leistungsfähigkeit der Bioökonomie in Deutschland – vor allem zu Daten, Trends und Potenzialen der Biomassenutzung.

Statuskonferenz zu Bioökonomie-Monitoring im Dezember 2024
Der in Berlin vorgestellte Monitoring-Report zeigt auf, wie nachhaltig die Bioökonomie in Deutschland ist.

Die Bioökonomie bietet vielfältige Lösungsansätze für den Übergang von einer fossilbasierten hin zu einer biobasierten und nachhaltigen Wirtschaftsweise. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Doch wie nachhaltig ist die Bioökonomie in Deutschland? Wo sind ihre Potenziale und Grenzen? Welche Auswirkungen ergeben sich in anderen Ländern? Das sind Fragen, die Forschende in zwei Monitoring-Projekten zur Bioökonomie in den vergangenen Jahren analysiert haben. Im Rahmen einer Statuskonferenz am 3. und 4. Dezember in Berlin wurden Ergebnisse aus den beiden Projekten präsentiert und mit Forschenden und Stakeholdern diskutiert.

Grundlage der Veranstaltung war der gleichzeitig veröffentlichte Report „Monitoring der deutschen Bioökonomie“. Dieser fasst die wichtigsten Ergebnisse des BMBF-geförderten Forschungsprojekts SYMOBIO 2.0 (Konsolidierung des Systemischen Monitorings und Modellierung der Bioökonomie) zusammen. Das Vorhaben wird vom Center for Environmental Systems Research (CESR) koordiniert. Der Bericht enthält zudem die Ergebnisse des vom BMEL geförderten Forschungsprojekts MoBi II (Aufbau eines systemischen Monitorings der Bioökonomie – Konsolidierungsphase), das vom Thünen-Institut durchgeführt wurde. An dem Bericht waren insgesamt mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als zehn Forschungseinrichtungen beteiligt.

Die Ergebnisse bauen auf dem im Jahr 2016 durch die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF), Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gestarteten Monitorings der Bioökonomie auf. Das BMBF förderte im Rahmen des Konzeptes „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ dazu den Forschungsverbund „Systemisches Monitoring und Modellierung der Bioökonomie“, kurz SYMOBIO. Mit dessen Nachfolgeprojekt SYMOBIO 2.0 unterstützt das BMBF seit 2022 eine Konsolidierungsphase. Ziel ist es, den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen, biobasierten und an natürlichen Kreisläufen orientierten Wirtschaftsweise zu analysieren und ihn so messbar und bewertbar zu machen.

Aktuelle Daten, Trends und Szenarien zur Bioökonomie

Der vorgelegte Bericht gibt einen umfassenden Überblick über aktualisierte und neue Daten, Trends und Szenarien zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen einer nachhaltigen Bioökonomieentwicklung und zeichnet damit ein aktuelles Bild der Leistungsfähigkeit der Bioökonomie in Deutschland.

Er zeigt, wie viel Biomasse aus Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei im Jahr 2020 für verschiedene Zwecke produziert, gehandelt und verbraucht wurde und welche Trends und Potenziale sich abzeichnen. Gleichzeitig werden Zielkonflikte benannt, die mit dem Verbrauch biogener Ressourcen verbunden sind. Der Bericht formuliert zudem Handlungsempfehlungen für die Politik. Um die Bioökonomie in Deutschland umfassend abbilden zu können, haben die Forschenden dafür unterschiedliche Methoden und Analysen kombiniert. 

Monitoring-Report

Biomassenutzung wird intelligenter

„Die Biomassenutzung in der Bioökonomie wird intelligenter“, lautet ein Fazit der Forschenden. Dem Report zufolge gab es beispielsweise in den vergangenen drei Jahren eine „deutliche Verschiebung von konventionellen Biokraftstoffen hin zu fortschrittlichen Biokraftstoffen aus Abfällen, Reststoffen und Nebenprodukten“. Da die Nachfrage nach biobasierten Rohstoffen durch den Einsatz innovativer Verfahren auch in anderen Bereichen wie der Textil- und Chemieindustrie steige, nehme auch der Wettbewerb um Abfall- und Reststoffe zu, heißt es. Das wiederum führt den Forschenden zufolge zu Zielkonflikten, die eine Herausforderung bei der erfolgreichen Umsetzung der Bioökonomie darstellen. „Synergien und Widersprüche zwischen verschiedenen Nutzungsoptionen müssen daher sorgfältig geprüft werden, zum Beispiel zwischen stofflicher und energetischer Nutzung.“

Dem Bericht zufolge wurden 2020 über 200 Millionen Tonnen biogener Trockenmasse aus Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei in der Bioökonomie in Deutschland eingesetzt. Doch Biomasse ist nicht grenzenlos verfügbar und hängt unter anderem von den Umweltbedingungen und „den Möglichkeiten für ein Wirtschaften innerhalb der ökologischen Grenzen ab“, heißt es in dem Report. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren sollten daher Verbrauch und nachhaltige Versorgung im Gleichgewicht gehalten werden. Fallstudien in der von Biogasanlagen stark geprägten Region Weser-Ems zeigen etwa, dass die Entwicklung hin zu mehr Biogasanlagen mit einer Veränderung der landwirtschaftlichen Bodennutzung einherging. Die Fläche für den Maisanbau stieg in den Jahren 1999 bis 2019 um 94 %, während Anbauflächen für andere Sommerkulturen und Grünland um 66 % beziehungsweise 14 % zurückgingen.

Gegenwärtig dienen „mehr als 60 % der für den deutschen Konsum genutzten landwirtschaftlichen Flächen“ der Ernährung von Nutztieren, um den Fleischverzehr zu decken, schreiben die Forschenden. Um die Nachhaltigkeitsziele erreichen zu können, sei nicht nur eine weitere Reduzierung des Fleischkonsums, sondern auch eine sorgfältige Planung in Bezug auf die Nutzungszwecke von Biomasse unerlässlich.

Fußabdrücke der deutschen Bioökonomie analysiert

Auch die Entwicklung der Fußabdrücke der deutschen Bioökonomie bildet der Report ab. Der Agrarfußabdruck zum Konsum ergibt beispielsweise, dass Deutschland für die Herstellung aller konsumierten Produkte 2,8-mal so viel landwirtschaftliche Fläche benötigt, als im Land verfügbar ist. Gleichzeitig könnte eine Ernährung, die sich an den Empfehlungen der DGE orientiert, die Klimabilanz der Landwirtschaft deutlich verbessern. Dem Bericht zufolge würde eine Reduzierung des deutschen Fleischkonsums auf 300 Gramm pro Woche, den Biomasse-, Flächen- sowie Klima-Fußabdruck der Landwirtschaft im Jahr 2050 um 13 %, 14 % beziehungsweise 17 % reduzieren. 

Report: Monitoring der deutschen Bioökonomie

Eine ausführliche Zusammenfassung des Monitoring-Reports zur Bioökonomie in Deutschland steht als Download auf der Webseite Monitoring Bioeconomy bereit. 

Hier geht es zum Download

Grundlage für Weiterentwicklung des Bioökonomie-Monitorings

Mit dem Monitoring-Report zur Bioökonomie in Deutschland liegt der Politik ein umfassender systemischer Überblick vor, auf dessen Grundlage mögliche Herausforderungen im Zusammenhang mit dem bioökonomischen Wandel noch besser analysiert werden können. Langfristig soll der Bericht auch als Grundlage für die Weiterentwicklung und Verstetigung eines regelmäßigen Monitorings der Bioökonomie in Deutschland dienen.

bb