Präbiotika aus Molkereireststoffen gewinnen
Forschende der Hochschule Anhalt wollen mithilfe von Enzymen aus Molke – einem Abfallprodukt der Käseherstellung – spezielle Präbiotika für die Darmgesundheit entwickeln.
Bei der Herstellung von Käse und Quark aus Milch entsteht Molke. Ein Großteil der grünlich-gelben Flüssigkeit wird bereits als Milchserum für Getränke oder als Molkepulver für Suppen und Backwaren weiterverarbeitet. Im Projekt "multiPS“ wollen Forschende der Hochschule Anhalt nun zeigen, dass dieser Reststoff noch anderweitig sinnvoll genutzt werden kann. Das Vorhaben wird von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt mit Unterstützung der Europäischen Union mit rund 857.000 Euro gefördert.
Präbiotika aus Molkereireststoffen
„Unser Ziel ist es, diese Rohstoffe effizient zu nutzen und in wertvolle Präbiotika umzuwandeln“, sagt Christof Hamel vom Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik der Hochschule Anhalt. Präbiotika sind Stoffe in Lebensmitteln, die die nützlichen Bakterien im Darm unterstützen. Das sogenannte Mikrobiom des Darms hilft wiederum, wichtige Inhaltsstoffe der Nahrung zu verwerten, und trägt damit zur Darmgesundheit bei.
Molke besteht zwar zum Großteil aus Wasser, enthält aber auch wertvolle Rohstoffe wie Milchzucker oder Eiweiße sowie Vitamin B, Kalium, Calcium und Phosphor. Im Fokus des Projektes steht das Präbiotikum Galactooligosaccharide – kurz GOS. Es besteht aus kleinen Zuckermolekülen und kann den Forschenden zufolge von den nützlichen Darmbakterien besonders gut verwertet werden. Gleichzeitig verhindert GOS, dass sich schädliche Keime an die Darmwand anheften können. Das Wachstum dieser guten Bakterien zu fördern, kann daher die Darmgesundheit deutlich verbessern.
Präbiotika mit Enzymen optimieren
Neben der besseren Nutzung der in Molkereien anfallenden Molke wollen die Forschenden im Projekt daher die GOS-Herstellung optimieren. Hierfür sollen vier verschiedene Enzyme kombiniert werden, sodass die Reinheit des Präbiotikums erhöht und die Ausbeute gesteigert wird. „Durch die verschiedenen Enzyme können wir Laktose und Glukose in wertvolle Produkte umwandeln, die in der Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie verwendet werden“, erläutert Hamels Kollegin Christin Fischer.
Leitfaden für Molkereien
Im Rahmen des Projektes, das im Januar 2024 gestartet ist und bis Ende 2027 läuft, will das Team auch einen Leitfaden für Molkereien erarbeiten. Damit sollen die Unternehmen in die Lage versetzt werden, „ausgehend vom Rohstoff und der gewünschten Produktreinheit, die benötigten Enzyme und Prozessparameter ablesen“ und so „ungenutzte Nebenströme aus der Käseherstellung noch besser verwerten“ zu können – etwa Zwischenprodukt weiterverkaufen oder ihr Portfolio um präbiotische Produkte erweitern.
bb