Von müllfressenden Fliegen und Kuh-Toiletten
Der kompakte Medienrückblick: Mit Fliegen Müll recyceln +++ Neue Agri-Photovoltaikanlage in Bayern +++ Milch aus klimafreundlicher Viehhaltung +++ Zu viel Plastik im Supermarkt
Gentechnik - Forschende aus Sydney wollen Insekten nutzen, um gleich mehrere globale Probleme zu lösen, wie Tina Baier in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Wie das Team in der Fachzeitschrift Communications Biology berichtet, sollen Soldatenfliegen gentechnisch so verändert werden, dass sie große Mengen Müll fressen und daraus wertvolle Rohstoffe machen, die industriell genutzt werden können. Derzeit würden 40 bis 70 Prozent der organischen Abfälle in Mülldeponien landen, wo durch den Abbau von Mikroben große Mengen des Treibhausgases Methan freigesetzt werden. Durch die gentechnisch veränderten Fliegen könnten die Emissionen reduziert werden, heißt es. Die Fliegen könnten zudem die Kreislaufwirtschaft fördern, indem sie Müll in hochwertige Proteine verwandeln. Die Larven der Fliegen seien effizient in der Müllverwertung und leicht zu handhaben. Mithilfe der genetischen Veränderungen könnten die Insekten dazu beitragen, nachhaltige Produkte wie Biotreibstoff und Schmierstoffe zu produzieren. Doch nicht nur die Larven der Soldatenfliege können nützlich sein, sondern auch erwachsene Insekten. Forschenden aus Texas ist es beispielsweise gelungen, aus dem chitinhaltigen Exoskelett der Insekten ein Gel herzustellen, das innerhalb kürzester Zeit große Wassermengen speichert. Das Gel könnte auf die Felder gebracht werden, wo es zur Wasseraufnahme bei Starkregen und zur Bewässerung in Trockenzeiten genutzt werden kann.
Landwirtschaft – Im Kreis Ravensburg wurde die bisher größte Agri-Photovoltaikanlage Deutschlands offiziell in Betrieb genommen, wie Martin Hattenberger im SWR berichtet. Auf 14 Hektar Ackerfläche in Schlier wird nun Strom aus Sonnenenergie erzeugt, während gleichzeitig Getreide angebaut wird. Die Solarmodule drehen sich mit der Sonne, um das Licht optimal zu nutzen, und lassen genügend Helligkeit für das Getreide. Der Anbau auf diesen Feldern umfasst derzeit Grünfutter und Buchweizen, ab Herbst soll auf allen Feldern Getreide wachsen. Trotz eines Verlusts von 15 % Anbaufläche durch die Solarmodule wird durch den zusätzlichen Stromertrag eine doppelte Bodennutzung erreicht. In der Bodensee-Region sind mehrere Agri-Photovoltaik-Projekte in Planung.
Landwirtschaft – Gerade die Milchviehhaltung verursacht große Mengen Treibhausgas. Weniger Fleisch zu essen, ist ein Weg, aber reicht nicht aus, wie ein Bericht von Martin Ballaschk im Tagesspiegel zeigt. Um Emissionen zu mindern, seien zusätzliche Maßnahmen erforderlich, sagt René Méité vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg. Im Rahmen einer Studie hat sein Team berechnet, dass Emissionen durch die Einführung neuer Technologien und Methoden um 20 bis 30 % gesenkt werden könnten. Beispielsweise würde die Fütterung der Tiere mit der Rotalge Asparagopsis, wie in Australien bereits praktiziert, die Methanproduktion der Tiere deutlich reduzieren. Mit einer „Kuh-Toilette" im Stall, die Urin von Kot trennt, könnten die Ammoniakemissionen gesenkt werden. Darüber hinaus würde die Zugabe von Schwefelsäure zur Gülle die Ammoniak- und Methanbildung reduzieren und gleichzeitig den Düngewert steigern, da weniger Stickstoff entweicht. Während diese Techniken in den Niederlanden und Belgien seit Jahren genutzt werden, verhindern rechtliche Hürden den breiten Einsatz in Deutschland.
Ökologie –Supermärkte und Discounter in Deutschland verwenden weiterhin viele Einwegverpackungen und bieten nur wenige Mehrwegverpackungen an, wie eine Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt. Die DUH hat dafür 48 Filialen von 12 Lebensmittelketten untersucht. Nach einem Bericht von Svenja Bergt in der taz ist Deutschland Spitzenreiter im Verpackungsmüll. Mit jährlich 237 Kilo pro Person liegt Deutschland weit über dem EU-Durchschnitt von 190 Kilo. Seit 2005 ist die Pro-Kopf-Menge hierzulande sogar um 26 % gestiegen, hauptsächlich durch Verpackungen von Getränken und Lebensmitteln. Die DUH stellte fest, dass Discounter und herkömmliche Supermärkte besonders viel Einweg- und Verpackungsmaterial nutzen. Besonders schlecht schnitt Aldi Nord ab, mit 78 % verpacktem Obst und Gemüse. Biomärkte wie Bio Company, Denns und Alnatura haben hingegen einen höheren Anteil unverpackter Ware. Doch auch hier kann den Fachleuten zufolge noch nachgebessert werden – etwa bei Frischmilch und Joghurt. Die DUH fordert daher klare Vorgaben von der Politik, da freiwillige Maßnahmen der Supermärkte nicht ausreichen. Zugleich hofft die DUH auf die neue EU-Verpackungsverordnung, die ab 2030 ein Verbot von Verpackungen für unverarbeitetes Obst und Gemüse vorsieht.