Von „grüner“ Jeansfarbe und Gentechnik
Der kompakte Medienrückblick: Mit Enzymen Jeans färben +++ Anreize für Smart-Farming schaffen +++ Aufklärung über grüne Gentechnik verbessern +++ Urbanes Gärtnern nicht per se nachhaltig
Chemie – Blue Jeans erhalten ihr typisches Aussehen durch den Farbstoff Indigo. Der Färbeprozess ist jedoch der umweltschädlichste Teil der Textilproduktion und verursacht 17 bis 20 % der weltweiten Wasserverschmutzung. Zudem wird Indigo nicht mehr aus Pflanzen gewonnen, sondern synthetisch hergestellt. Zum anderen werden bei der Jeansproduktion giftige Chemikalien und Lösungen eingesetzt. Dänische Biochemiker haben nun ein umweltfreundliches Verfahren zum Färben von Jeans entwickelt, wie Frauke Zbikowski in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Statt Indigo wird Indikan verwendet. Dabei handelt es sich um eine wasserlösliche Verbindung, die mit Enzymen behandelt wird, um umweltfreundliches Indigo zu erzeugen. Das Verfahren reduziert den Wasser- und Chemikalienverbrauch und kann sogar mit LED-Licht anstelle von Enzymen angewendet werden. Allerdings müssen alternative Pufferlösungen gefunden werden, um Phosphatverunreinigungen zu vermeiden. Durch den Einsatz dieses Verfahrens könnten weltweit jährlich 3,5 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden.
Landwirtschaft – Drohnen fliegen über die Felder, Sensoren messen die Bodenfeuchte oder den Reifegrad von Früchten, Satellitendaten geben Auskunft über die Düngung. Die Digitalisierung verändert die Landwirtschaft zunehmend und hat das Potenzial, Umwelt und Klima gleichermaßen zu schonen. Das zeigt auch ein neues Gutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation - ein Beratungsgremium der Bundesregierung. Im Deutschlandfunk spricht Kathrin Kühn in der Sendung „Forschung aktuell“ mit dem Kieler Umwelt-Ökonomen und Mitautor des Gutachtens Till Requate darüber, warum Smart Farming so wichtig ist, was Landwirte von der Digitalisierung abhält und welche politischen Maßnahmen nötig sind, damit solche Technologien zum Einsatz kommen. Nach Ansicht des Experten braucht der Sektor einen Digitalisierungsschub. Viele Landwirte seien offen für neue Technologien, schreckten aber vor deren Anschaffung zurück, weil die Maschinen zu teuer seien, die Digitalisierung - vor allem in ländlichen Gebieten - mangelhaft sei und eine gemeinsame Datenbasis sowie standardisierte Schnittstellen fehlten. Um die Biodiversität zu schützen, könnte man Steuern auf den Einsatz von Pestiziden erheben und diese Mehrausgaben durch die Belohnung von Ökosystemleistungen ausgleichen, so der Experte. Requate ist überzeugt: Wenn künstliche Intelligenz intelligent eingesetzt wird, könnte auch Bürokratie abgebaut werden.
Gentechnik – Die EU-Kommission möchte die Gentechnik-Gesetzgebung reformieren und die bis dato strengen Auflagen für den Umgang mit genom-editierten Nutzpflanzen lockern. Ihr im Juli vergangenen Jahres vorgestellter Regulierungsentwurf sieht eine Deregulierung von bestimmten Pflanzen vor, die mit Neuen Züchtungstechniken – den sogenannten New Genomic Techniques (NGT) – erzeugt wurden. Der Vorschlag stößt vor allem im Ökolandbau auf Ablehnung. In einem Interview mit dem 3sat-Wissensmagazin NANO spricht der Agrarökonom Matin Qaim über die Potenziale der Gentechnik - auch für den Ökolandbau. Die Mehrheit der Verbraucher habe diffuse Ängste, weil es noch zu viele Missverständnisse gebe. Dem müsse mit „besserer Aufklärung und wissensbasierter Kommunikation“ begegnet werden, so der Direktor für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn. Qaim betonte den wissenschaftlichen Konsens, dass gentechnisch veränderte Produkte genauso sicher für Gesundheit und Umwelt seien wie konventionell hergestellte. Zudem seien die Verfahren einfach, präzise und kostengünstig. Damit nicht nur große, sondern auch kleine Unternehmen und Labore diese Technologie nutzen können muss Qaim zufolge die Regulierung vereinfacht werden, und bestimmte Produkte, die mit herkömmlich gezüchteten Produkten identisch sind, aus der Regulierung herausgenommen werden, damit sie günstiger werden. „Das sorgt für Wettbewerb und dient der Landwirtschaft und der Gesellschaft“, sagt der Agrarökonom.
Landwirtschaft – Urbanes Gärtnern liegt im Trend. Eine Studie der Universität Michigan zeigt jedoch, dass Obst und Gemüse aus Stadtgärten oder von Dachterrassen doch nicht so umweltfreundlich sind, wie Kathrin Werner in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Der Studie zufolge verursachen selbstangebaute Lebensmittel in städtischen Gärten in Europa und den USA durchschnittlich sechsmal mehr CO₂ als konventionell angebaute Produkte. Die Untersuchung basierte auf Emissionen von Gartengeräten, Kompost, Bewässerung und Gewächshäusern in 73 Standorten in verschiedenen Ländern. Dennoch gibt es bestimmte Obst- und Gemüsesorten, die sich lohnen, selbst anzubauen, insbesondere solche, die normalerweise in Gewächshäusern angebaut oder per Luftfracht transportiert werden - wie etwa Tomaten. Darüber hinaus betonen die Forschenden, dass Gärtnern in der Stadt durchaus positive Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt und die psychische Gesundheit haben. Um den Klimaeinfluss zu minimieren, sei es daher wichtig darauf zu achten, welche Pflanzen angebaut werden und wie der Garten gepflegt und gestaltet wird. Die Autoren empfehlen daher, nachhaltige Praktiken wie Regenwassernutzung zu fördern und Geräte sowie Anlagen so lange wie möglich zu nutzen, um Emissionen während der Anbauphase zu reduzieren.