Von Pilzen und Holznutzung
Der kompakte Medienrückblick: Das Potenzial der Pilze +++ Das Leben im Boden +++ Holznutzung muss sich ändern +++ Plastikmüll als Rohstoffquelle
Biotechnologie – Pilze werden in der Regel gegessen oder bei der Herstellung von Käse oder Bier genutzt. Vera Meyers Visionen gehen jedoch viel weiter, wie Patrizia Pätzold im Tagesspiegel schreibt. Die Biotechnologin und Künstlerin ist überzeugt, dass Pilzen die Zukunft gehört und sie den Wandel von einer erdölbasierten in eine biobasierte Gesellschaft maßgeblich mitgestalten können. In einem von der Forscherin geleiteten Citizen-Science-Projekt zeigte sich das Potenzial von Pilzen. Aufgrund der Vielseitigkeit der Organismen kann man mit Pilzen nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kleidung, Baustoffe, Verpackungen und sogar Kunstgebilde herstellen. Für die Forscherin und ihr Team der TU Berlin steht fest: die Pilzbiotechnologie ist ein Innovationsmotor für die Bioökonomie. Denn Pilze sind „eine Art Müllabfuhr in der Natur, Meister der Zersetzung von Biomasse und können komplexe nachwachsende pflanzliche Rohstoffe durch aktive Enzyme in ihre Bestandteile zerlegen“.
Ökologie – In einer Handvoll Erde leben mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Auch wenn sie mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind, tragen sie doch entscheidend dazu bei, dass etwa unsere Nutzpflanzen nachhaltig und gesund gedeihen können – also das Ökosystem funktioniert. Spannende Einblicke über das tierische Leben im Boden liefert der Focus. Er beschreibt, welche Lebewesen im Erdreich agieren, welche Aufgaben sie übernehmen, warum Wurzelsysteme für die Bodengesundheit entscheidend sind und Pilze eine Sonderstellung haben.
Forstwirtschaft – Ob als Brennstoff, Baumaterial oder Biomasse für neue Materialien: Holz ist als nachwachsender Rohstoff sehr gefragt. Es gilt als CO2-neutral und somit klimafreundlich. Doch ganz so klimafreundlich wie gedacht ist die Holznutzung gar nicht, wie Verena Kern in der Frankfurter Rundschau schreibt. Eine Studie der gemeinnützigen Naturwald-Akademie im Auftrag von Greenpeace zeigt, dass durch die Bewirtschaftung der Wälder viele CO2-Emissionen vergeudet werden. Wenn nur die Hälfte dessen, was im Wald jährlich an Holz zuwächst, wieder entnommen wird, könnten die Wälder wieder natürlicher werden – und so auch eine größere Rolle als Kohlenstoffsenke spielen, heißt es. Derzeit werden in der Europäischen Union im Schnitt 77% des Holzzuwachses „geerntet“. Ein CO2-neutraler Energieträger ist Holz nicht. Denn bei Waldbewirtschaftung, Holzeinschlag, Transport und Verarbeitung wird fossile Energie verbraucht. Die Gesamtemissionen sind um bis zu 25% höher als die bei der Verbrennung direkt verursachten Emissionen. Hinzukommt: Durch den steigenden Holzverbrauch steigt auch der Anteil an kurzlebigen Holzprodukten. So wird das im Holz gespeicherte CO2 auch schneller wieder abgegeben. Außerdem bindet und speichert Holz – auch in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern – weniger CO2. Damit der Wald tatsächlich klimafreundlich wird, raten die Autoren der Studie, den Wald in Ruhe zu lassen und Forstwirte als Ausgleich finanziell zu entschädigen.
Chemie – Kunststoffe prägen seit Jahrzehnten den Alltag. Auf Grund ihrer hohen Lebensdauer sind sie jedoch ökologisch bedenklich. Neben der Entwicklung biobasierter und biologisch abbaubarer Kunststoffe, setzt die Bioökonomie auf die Rückgewinnung und Wiederverwertung der Rohstoffe. Bislang wird jedoch nur ein Bruchteil der Plastikverpackungen recycelt – nicht zuletzt, weil neue Verfahren wie die Pyrolyse oft viel Energie benötigen und Kunststoffe aus Erdöl zu gewinnen, kostengünstiger ist. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stellt Manfred Lindinger vielversprechende Forschungsansätze vor, die bald schon Plastikmüllberge zu Rohstofflagern machen könnten. Um das Recycling ökonomisch attraktiver zu gestalten, wäre es sinnvoll, Kunststoffe wie Polyethylen, das 40% des Hausmülls ausmacht, in hochwertige Chemikalien zu verwandeln. Forschenden aus Stockholm ist es gelungen, Tüten, Folien und Flaschen aus Polyethylen mithilfe von Mikrowellen und Salpetersäure in Bernsteinsäure, Glutarsäure und Adipinsäure umzuwandeln, aus denen wiederum Weichmacher zur Herstellung von Polymilchsäure gewonnen werden können. Dass dieser Prozess auch bei moderaten Temperaturen effizient läuft, haben wiederum Forschende der University of California in Santa Barbara gezeigt. Sie konnten Kohlenwasserstoffe aus der Gruppe der Aromaten herstellen, die wiederum mit Schwefel in biologisch abbaubare Tenside weiterverarbeitet werden können.