Von Tröpfchen-Biologie und Killerhornissen
Der kompakte Medienrückblick: Asiatische Hornisse eingewandert +++ Coronaforschung bei Nutztieren +++ Tröpfchen-Biologie für Arznei +++ Emissionsfreie Schokolade
Biodiversität – Eine Verwandte der heimischen Hornisse sorgt derzeit für Unruhe unter europäischen Imkern: Die Asiatische Hornisse, die ursprünglich aus China und Zentralasien stammt, ist längst auch in Ländern mit mildem Klima wie Spanien, Portugal, Italien und Frankreich heimisch. Ihre Vorliebe für Honigbienen hat ihr bereits den Ruf als „Killerhornisse“ eingebracht. In der EU steht sie daher auf der Liste der invasiven Arten. Anfang des Jahres wurde das eigentlich wärmeliebende Insekt zum Erstaunen der Forscher nun erstmals in der Nähe von Hamburg entdeckt, wie Judith Blage in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Die Forscher haben keinen Zweifel, dass die Asiatische Hornisse damit auch in Deutschland heimisch wird. Nun spekulieren hierzulande viele Imker und Insektenkundler über die Gefährlichkeit der Hornisse. Wissenschaftler beruhigen jedoch. Nur geschwächte Bienenvölker könnten gefährdet sein, so der Münchner Entomologe Christian Schmid-Egger. Allerdings besteht durchaus die Gefahr, dass einheimische Arten verdrängt oder natürliche Abläufe durcheinandergebracht werden.
Tierhaltung – Das Coronavirus breitet sich rasant aus und hat weite Teile des gesellschaftlichen Lebens zum Erliegen gebracht. Dass sich der Erreger durch Tropfeninfektion von Mensch zu Mensch überträgt, steht fest. Doch fragen sich zunehmen auch Landwirte und Haustierhalter, ob auch ihre Tiere mit dem Coronavirus infiziert werden oder als Virusüberträger gefährlich für den Menschen werden können. Am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald haben Forscher nun Tierversuche gestartet, um Antworten zu liefern, wie Silke Hasselmann im Deutschlandfunk berichtet. Bisher wurde das neuartige Sars-CoV-2 als ungefährlich für Tiere eingestuft. Im Fokus stehen Schweine und Hühner, die auch für die Lebensmittelproduktion relevant sind. Die Forscher wollen mögliche Übertragungswege erkennen und herausfinden, wie und in welchem Umfang sich das Virus im Tierorganismus vermehren kann. Erste Ergebnisse werden spätestens Ende April erwartet. Sie ermöglichen vielleicht auch Rückschlüsse auf Fragen, ob von Hund und Katze ein Infektionsrisiko für den Menschen ausgehen kann. Einige chinesische Forscher halten das durch aus für möglich.
Biomedizin – Wie schaffen es Millionen verschiedener Moleküle in einer Zelle, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein? Um diese Frage zu beantworten, bedurfte es jahrelanger Forschung. Die Antwort könnten Kondensate sein, die sich wie Tautropfen am Fenster auch in der Zelle bilden, wie Sascha Karberg im Tagesspiegel berichtet. Die Entdeckung machte einst Anthony Hyman. Der Direktor am Dresdner Max-Planck-Institut für Zellbiologie und Genetik fand heraus, dass fein verteilte Proteinmoleküle unter bestimmten Bedingungen auch in der Zelle zu winzigen Tröpfchen kondensieren. Offenbar kondensieren immer solche Proteine zu einem Tropfen, die eine bestimmte Struktur gemeinsam haben, sogenannte IDRs, Intrinsisch Desorganisierte Regionen. Das Phänomen der sogenannten Kondensat-Biologie war in jeder Zelle zu beobachten. Die Vermutung liegt nahe, dass dies mit krankhaften Veränderungen in der Zelle zusammenhängen. Ob daraus irgendwann eine Therapie für Krankheiten wie ALS, Alzheimer oder gar Krebs werden wird, ist jedoch noch offen. Auf Grundlage der Tröpfchen-Biologie will das von Hyman in Boston und Dresden neu gegründete Biotech-Unternehmen Dewpoint nun eine völlig neue Art von Medikamenten entwickeln. Und das auch in Berlin – auf dem Gelände der Pharmafirma Bayer, die Dewpoint mit 90 Millionen Euro unterstützt.
Umwelt - Schokolade ist auch in Deutschland eine beliebte Süßigkeit. 2019 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 8,6 Kilogramm. Mit knapp 90 Cent pro Tafel ist die Köstlichkeit im Supermarkt auch erschwinglich. Die Kakaobauern in den Anbauländern erhalten davon jedoch nicht viel. Der marktübliche Anteil von etwa 6% reicht oft nicht aus, um davon die Familien zu ernähren. Hinzukommen Transporte mit Containerschiffen, die zwar günstig, aber durch Schweröl angetrieben sind und damit die Umwelt belasten und das Klima nachhaltig schädigen. Doch es geht auch anders. Monika Kovacsics stellt in der SWR2- Hörfunksendung eine Amsterdamer Schokoladenmanufaktur vor, die solche Leckereien auf nachhaltige Weise und zu fairen Preisen produziert. So kommen die Bohnen direkt vom Kakaobauern in der Dominikanischen Republik, wo sie mitten in Regenwald ohne Pestizide wachsen. Angetrieben vom Wind wird die Ladung dann per Segelschiff nach Amsterdam gebracht und mit Energie aus Solarkollektoren in der Fabrik verarbeitet. Emissionsfrei ist auch der Transport zum Endverbraucher. Die Schokolade kommt per Fahrradkurier. Mit 3,50 Euro ist die Tafel zwar recht teuer. Doch dafür werden das Klima geschont und die Kakaobauern fair bezahlt.