Von Güllesensoren und Waldmanagement
Der kompakte Medienrückblick: Güllesensor misst Nitratbelastung +++ Künstliche Photosynthese +++ Wald verwaltet sich selbst +++ Fliegendes Gewächshaus für Tomaten
Landwirtschaft – Deutschland wurde gerade erst vom Europäischen Gerichtshof wegen zu hoher Nitratbelastung im Grundwasser verurteilt. Der Vorwurf: In Deutschland wird zu viel gedüngt. Die meisten Landwirte verwenden hierzu die im eigenen Betrieb anfallende Gülle und haben mengenmäßige Vorgaben, wie viel sie ausbringen dürfen. Das Problem: Die Nitratkonzentration in der Gülle ist nicht gleichmäßig verteilt. Während der Acker auf einer Seite so zu wenig Dünger erhält, wird die andere Seite überdüngt und überschüssige Stickstoffverbindungen sammeln sich im Grundwasser an. Kathy Ziegler berichtet im Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung aktuell“ über ein vielversprechendes Projekt im nordrhein-westfälischem Kreis Kleve, mit dem Güllemengen abhängig von ihrem Nitratgehalt ausgebracht werden können. Ein Lichtsensor misst die Stickstoffkonzentration der vorbeifließenden Gülle und berechnet so die Menge, die ausgebracht werden darf. Anja Janßen betreut den Modellbetrieb seit knapp zwei Jahren und prüft, ob die Nitratwerte im Grundwasser dank der sogenannten NIR-Sensoren abnehmen. Noch ist es jedoch zu früh für abschließende Erkenntnisse – es dauert mehrere Jahre, bis das Nitrat im Grundwasser ankommt.
Biotechnologie – Die Photosynthese ist eine der wichtigsten chemischen Reaktionen für das Leben auf unserem Planeten – ohne sie gäbe es nicht genügend Sauerstoff und wesentlich mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre. Dieses sammelt sich allerdings durch Umweltverschmutzungen mittlerweile trotzdem immer mehr an und ist somit auch an der globalen Erwärmung beteiligt. Silvia von der Weiden berichtet in der Berliner Zeitung über eine neue, technisch verbesserte Photosynthese, mit der Pflanzen noch mehr Kohlendioxid binden können und sogar ertragsreicher werden könnten. Die Autoren stellt den Marburger Biotechnologen Tobias Erb vor. Er und sein Team haben nach dem Vorbild der Photosynthese einen künstlichen, aber komplett biologischen Stoffwechselweg entwickelt, der Kohlendioxid aus der Luft mit 20% höherer Effizienz bindet, als das Pflanzen von Natur aus schaffen. Den neuartigen, aus vielen Einzelschritten zusammengesetzten Stoffwechselweg haben die Marburger Forscher zunächst am Rechner geplant und dann im Labor in die Realität umgesetzt. Erb wird für seine Leistung nun mit dem Otto-Bayer-Preis 2018 geehrt. Die Auszeichnung ist mit 75.000 Euro dotiert und wird von der Bayer-Stiftung für Wissenschaft & Bildung am 25. Juni in Berlin verliehen.
Forstwirtschaft – Ein Wald, der sich selbst verwaltet? Maximilian Sippenauer berichtet in der Süddeutschen Zeitung über ein Szenario in naher Zukunft, bei dem die Natur als virtuelle Gesellschaft von Ökosystemen in einem nicht hackbaren, digitalen Blockchain-Netzwerk repräsentiert wird. Und dabei selbst entscheidet, wann und welcher Baum gefällt werden soll; im Gegenzug erhält der Wald direkt die Krypto-Coin Bezahlung für den gefällten Baum. Möglich machen dies „Deep Learning Systems“, also Algorithmen, die maschinelles Lernen beherrschen und anpassungsfähig sind. Das Konzept wird derzeit viel diskutiert. Diese neue Wildnis bedeutet nicht mehr „unberührt“ sondern „ohne menschliches Eingreifen“. Sippenauer stellt außerdem die Berliner Forschungsgruppe „terra0“ und ihre biokybernetische Wald-Utopie vor.
Landwirtschaft - Forscher am Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) in Bremen arbeiten derzeit an einem fliegenden Gewächshaus, das in Form eines Satelitten um die Erde kreisen soll. Die Website stern.de hat darüber einen dpa-Bericht veröffentlicht. An Bord des Himmelskörpers sollen Tomatenpflanzen keimen, wachsen und im besten Fall auch Früchte tragen. Der Satellit wird dabei die Gravitation auf Mond und Mars simulieren. Im Sommer soll der Forschungssatellit mit den Tomatensamen ins All geschickt werden.