Von grünen Wüsten und Laborfleisch
Der kompakte Medienrückblick: Laborfleisch aus Israel +++ Vor- und Nachteile der Aquakultur +++ Im Interview: Ökopionier Hubert Weinzierl +++ Grüne Wüste mit Hydroponik
Ernährung – Das Geflügelfleischunternehmen PHW, bekannt unter dem Firmennamen Wiesenhof, beteiligt sich laut einem dpa-Bericht in der Frankfurter Rundschau an der Entwicklung von künstlichem, sogenannten In-vitro-Fleisch. PHW hat demzufolge eine Minderheitsbeteiligung an dem israelischem Start-up Supermeat erworben und sieht sich selbst vorrangig als strategischen Partner in der Entwicklung. Weitere Investoren für das israelische Unternehmen kommen beispielsweise aus den USA. Der Plan laut Supermeat Geschäftsführer Ido Savir: In drei Jahren könnte die erste Generation von In-vitro-Fleisch in Restaurants auf dem Teller landen. Gegenüber der herkömmlichen Fleischproduktion kann das Fleisch aus der Retorte mit größerer Effizienz punkten: es verbraucht nicht nur weniger Ressourcen, sondern verursacht auch geringere Kohlendioxid-Emissionen.
Aquakultur – Fisch wird als Nahrungsmittel immer beliebter, in Deutschland liegt der Verbrauch inzwischen bei etwa 14 Kilogramm pro Person und Jahr. Solche Mengen können nicht allein durch Fischfang dauerhaft gedeckt werden. Birger Nicolai berichtet für Die Welt von der Entwicklung hin zu immer mehr Fisch aus Aquakulturen und deren Vor- und Nachteile. Experten zufolge werden inzwischen fast gleichviel Fischwaren aus Zuchtanlagen wie aus Meeresfängen verwendet. Langfristig soll der Anteil aus Aquakulturen aber steigen. Obwohl dadurch die Wildpopulationen geschützt werden, haben Aquakulturen bei den Verbrauchern einen schlechten Ruf und werden mit hoher Nitratbelastung und Antibiotikaeinsatz in Verbindung gebracht. Um dem entgegenzuwirken, lassen inzwischen viele Betriebe ihre Zuchtmethoden von der Gesellschaft Aquaculture Stewardship Council (ASC) zertifizieren. Nach Auffassung von Umweltverbänden gewährleistet dies eine weitgehend umweltverträgliche Fischzucht. Ende 2017 trugen weltweit bereits 548 Fischfarmen das ASC-Siegel.
Umweltschutz – Christian Sebald führte für die Süddeutsche Zeitung ein Interview mit dem Naturschützer und Ökopionier Hubert Weinzierl, der bereits seit 50 Jahren für die Umwelt kämpft und aktuell unter anderem Mitglied des Rates für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung ist. Der 80jährige Weinzierl kritisiert den wachsenden Flächenverbrauch für Siedlungen und Infrastruktur und bezeichnet die moderne Landwirtschaft als den größten Feind der Natur und der Artenvielfalt. Konkret plädiert für eine neue Wertschätzung und Schutz von Grund und Boden und setzt sich für ein Bauen in die Höhe ein. Laut Weinzierl müsste die Politik wesentlich stärker durchgreifen, um die Natur zu schützen. So dürfte seiner Meinung nach kein Hektar freies Land mehr zugebaut werden und bereits bebautes Land der Natur zurückgegeben werden. Weinzierl fordert hierfür eindeutige Gesetze, da freiwilliger Naturschutz seiner Meinung nach nicht funktioniere.
Landwirtschaft – Eine Dokumentation auf 3sat berichtet über eine landwirtschaftliche Erfolgsgeschichte aus Algerien. In der Wüste wächst eigentlich nichts, es ist das ganze Jahr über trocken und das Grundwasser ist sehr salzig, wodurch die meisten Böden über kurz oder lang unfruchtbar werden. Die Folge: Mangelernährung bei Mensch und Tier. Eine neue Hydrokultur soll das nun ändern. Bisher konnten die Ziegen von ihren Bauern oft nur mit Pappe gefüttert werden und lieferten dadurch kaum Milch und Fleisch. Zusammen mit dem UN-Welternährungsprogramm hat Taleb Brahim die neue Anbaumethode entwickelt. Getreide wie Gerste gehört zu den wenigen verlässlichen Lebensmittellieferungen der UN. Statt diese direkt zu verwerten verteilt Brahim sie auf Plastikwannen und gibt regelmäßig Wasser dazu. Nach 24 Stunden fangen sie an zu keimen, nach sieben Tagen entsteht ein Gerstengrasteppich. Dieser dient als nahrhaftes und gesundes Futter für die Tiere, die daraufhin 250% mehr Milch geben. Dabei verbraucht die Hydrokultur zehnmal weniger Wasser als der herkömmliche Anbau. Inzwischen gibt es 30 dieser Low-Tech-Anlagen in den Flüchtlingscamps in Algerien, nächstes Jahr sollen es 200 werden. Anschließend will das Welternährungsprogramm die Hydrokultur weltweit in Flüchtlingslagern einsetzen.