Von Treibhaus-Vanille und Super-Clementinen
Der kompakte Medienrückblick: +++ Vanille-Anbau in den Niederlanden +++ Die Clementinen der Zukunft +++ Biotechnologische Seide mit Milliardenmarkt +++ Ölschwämme aus Zellulose +++
Landwirtschaft – Madagaskar, der bisher weltgrößte Vanilleproduzent, bekommt Konkurrenz aus den Niederlanden. Marco Evers berichtet für den Spiegel von neuen Anbaumöglichkeiten für das vielseitig einsetzbare Gewürz Vanille. In Bleiswijk nahe Rotterdam stehen gigantische Gewächshäuser, in denen es erstmal gelungen ist, Vanillepflanzen zu kultivieren. Der Forscher Filip van Noort hat hier eine Parzelle, auf der er den Vanilleanbau perfektionieren will. Dieses Jahr wird er bereits etwa 20 Kilo ernten können. Ab Dezember will das Start-up "Dutch Vanilla Growers" auf 6.000 Quadratmetern 30.000 Vanillepflanzen anbauen. Auf Grund der enorm gestiegenen Nachfrage nach natürlicher Vanille anstelle von synthetischem Vanillin liegt der Preis pro Kilo Vanille mittlerweile bei 600 US-Dollar. Bleibt die Nachfrage stabil und verläuft der Anbau und die Ernte für das niederländische Start-up nach Plan, könnte sich die Vanille für die niederländische Agrarindustrie zur Tomate des 21. Jahrhunderts auswachsen.
Pflanzenzüchtung – Im Agrarforschungsinstitut in Valencia, genauer, in dessen Zentrum für Genomforschung, wird an der perfekten Zitrusfrucht der Zukunft geforscht. Stephanie Eichler berichtet für den Tagesspiegel von der Suche nach dem optimalen Säure- und Zuckerverhältnis in den Früchten, sowie den herausgezögerten Reifungsprozess – denn die Früchte erzielen außerhalb ihrer eigentlichen Erntzeit deutlich höhere Preise. Um Geschmack und Reifung zu verändern, führten die Wissenschaftler eine Reihe von Mutationsversuchen durch: Tausende Kerne einer Clementinenart wurden bestrahlt, und so Veränderungen im Erbgut ausgelöst. Da so viele Kerne bestrahlt wurden, war die Wahrscheinlichkeit, dass ein auch die Reifung der Früchte beeinflusst wurde, relativ hoch. Die bestrahlten Kerne wurden dann eingepflanzt und aufgezogen, bis sie Früchte trugen. Dieser Prozess ist langwierig und teuer, deswegen setzen die Züchter heute vermehrt auf Erbgutanalysen. Die Funktion der Gene wird inzwischen viel besser verstanden. Mittlerweile können die Forscher bei jungen Pflanzen bereits Erbgutanalysen durchführen, und gezielt diejenigen selektieren, die die erwünschten Erbanlagen aufweisen.
Biotechnologie – In Martinsried bei München sitzt die noch recht junge Firma Amsilk. Axel Höpner berichtet im Handelsblatt , wie Amsilk die synthetische Seide herstellt. Anstelle Seidenspinnen zu melken oder Seidenraupen zu töten, hat die Firma ein biotechnologisches Verfahren entwickelt: Kolibakterien wurden gentechnisch verändert, dass sie in großen Stahltanks den Eiweißstoff produzieren können. Das getrocknete Seidenpulver kann dann für Textilien, Kosmetika oder als Ummantelung von Implantaten genutzt werden. Das Potenzial der Firma ist dementsprechend groß, weshalb sie sich auch nicht mit nur einem Industriepartner zufrieden geben. Doch die Konkurrenz schläft nicht – besonders aus den USA kommen etliche Start-ups, die an ähnlichen Produkten feilen. Insgesamt bieten die stabilen synthetischen Fasern eine enorme Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten und einen Milliardenmarkt, der in den nächsten Jahren heiß umkämpft sein wird.
Holzforschung – Seit drei Jahren arbeiten Forscher im Labor für Angewandte Holzforschung bei der EMPA, dem staatlichen Schweizer Zentrum für Materialforschung, an einem Schwamm, der Öl aus Gewässern aufsaugen kann. Volker Mrasek berichtet für den Deutschlandfunk in der Sendung "Forschung aktuell" in der Reihe Tolle Idee? Was wurde daraus? über das Projekt. Vor drei Jahren begannen die Forscher zusammen mit Kollegen von der ETH Zürich, an dem Holzgerüststoff zu arbeiten. Ihr Ziel damals: äußerst saugfähige Zellulose-Schwämme mit weitverzweigten Hohlräumen, die große Mengen Öl aufnehmen, zum Beispiel nach einer Schiffshavarie. "Nanoschwämme gegen die Ölpest" - so umschrieb die EMPA das Projekt, als es losging. Dieses Ziel scheint derzeit noch in weiter Ferne. Zwar haben die Forscher tatsächlich poröse, schwammartige Würfel und Platten entwickelt, die gezielt Öl und kein Wasser aufsaugen. Doch sind diese durch ihre vielen Hohlräume für das Öl so leicht, dass sie auf hoher See vermutlich wegwehen würden. Erste industrielle Anwendungen für kleinere Ölunfälle auf geschlossenen Gewässern sind hingegen bereits angedacht, und das Projekt läuft auch noch mindestens ein Jahr. Bis dahin hoffen die Forscher auf neue Erkenntnisse und weitere Entwicklungen, die auch auf dem Markt angewandt werden können.