Von Erbsen und Papphäusern
Der kompakte Medienrückblick: Vom Siegeszug der Erbse +++ Ganzheitliche Lösungen für die Bioökonomie +++ Häuser aus Pappe bauen +++ Amazonas wird zur CO2-Schleuder
Landwirtschaft – Vegane Lebensmittel liegen im Trend und konkurrieren zunehmend mit Fleischprodukten. Davon profitiert vor allem die Erbse – eine unscheinbare Pflanze, die in den vergangenen fünf Jahren zu einem Milliardenmarkt geworden ist. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Vom Siegeszug der Hülsenfrucht berichtet Sebastian Balzter in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Anbaufläche für Erbsen hat sich hierzulande in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Und noch immer wächst die Nachfrage schneller als das Angebot. Nicht nur Landwirtschaftsbetriebe setzen vermehrt auf den Erbsenanbau. Auch große Unternehmen der Fleisch- und Wurstproduktion und Start-ups nutzen für Fleischersatzprodukte Erbsen. Umweltschutz und veränderte Essgewohnheiten haben das Erbsengeschäft beflügelt. Hinzukommt: Wer die proteinreiche Pflanze anbaut, tut dem Boden etwas Gutes und hat gleichzeitig Futter fürs eigene Vieh und muss für dessen Eiweißversorgung nicht mehr so viel Soja aus anderen Ländern einkaufen. Doch warum ist ausgerechnet die Erbse zum Superstar der Fleischersatz-Branche geworden? Experten zufolge besitzt die Pflanze genau die richtige Mischung der wichtigen Aminosäuren und zudem kaum Stoffe, die Allergien auslösen können. Außerdem ist sie recht anspruchslos, was den Anbau erleichtert.
Wirtschaft – Die Bioökonomie setzt auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Stroh und Algen, um die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Längst werden biobasierte Rohstoffe in vielen Bereichen eingesetzt. Doch eine weitere Ausweitung der Bio-Rohstoffbasis sei nicht konfliktfrei, wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau schreibt. Hintergrund ist eine neue Studie, die das Internationale Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien (Iinas) in Darmstadt und Berlin im Auftrag des Umweltverbandes Nabu durchführte. Sie zeigt, welche Risiken die Umstellung auf ein biobasiertes Wirtschaftssystem birgt. Den Autoren zufolge dürfe der Wald nicht als „Holzfabrik“ dienen und Agrarflächen müssten künftig auch weiterhin vorrangig für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln genutzt werden. Auch die Nutzung organischer Reststoffe wie Grünschnitt, Stroh oder Altspeiseöl sei mengenmäßig und technisch begrenzt, heißt es. Die Autoren fordern von der Politik, die maximal nutzbare Biomassemenge anhand der ökologischen Belastungsgrenzen festzulegen, Anbausysteme voranzutreiben, die die Artenvielfalt fördern sowie Bio-Rohstoffe effizient einzusetzen. Zugleich plädieren sie für eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und eine deutliche Senkung des Futtermittelverbrauchs, da die Fläche für bioökonomische Rohstoffe begrenzt sind. Für den Bereich Bioökonomie brauche es „ganzheitliche Lösungen, bei denen nicht nur technische Innovationen, sondern auch Natur und Gesellschaft mit einbezogen werden“, so Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
Bauen – Bauen mit umweltfreundlichen Materialien wie Holz und Stroh wird immer beliebter. Evelyn Pschak von Rebay stellt in der Süddeutschen Zeitung ein holländisches Unternehmen vor, dass Mini-Häuser aus Wellpappe baut. Das so genannte Wikkelhouse besteht aus einzelnen Modulen, die einfach und schnell zusammengesetzt und ebenso leicht wieder auseinandergebaut werden können. Jedes Bausegment besteht aus mehreren übereinandergelegten Pappen, die um eine Form gewickelt, verklebt, mit einer wasserdichten, atmungsaktiven Membran versehen und zuletzt innen wie außen mit Holz verkleidet werden. Die Tiny-Häuser habe eine Lebenserwartung von 50 Jahren. Jedes Segment kann am Ende der Nutzungszeit jedoch komplett wiederverwertet werden.
Umwelt - Der Regenwald im Amazonasgebiet ist die mit 5,5 Millionen Quadratkilometern größte Waldfläche der Erde und gilt damit als große CO₂-Senke. Das gilt aber nur, wenn durch das Baumwachstum mehr Treibhausgas gespeichert wird als durch verschwundenen Wald freigesetzt wird. Und genau das ist das Problem, wie der Spiegel berichtet. Einer neuen Studie zufolge fällt die Treibhausgasbilanz des weltweit größten Waldgebiets eher negativ aus. Die aktuelle Klimabilanz des brasilianischen Regenwaldes ergab, dass aus den dortigen Grünflächen in den letzten zehn Jahren rund 20% mehr CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt wurden, als absorbiert werden konnte. Demnach nahmen die Pflanzen im Amazonas-Becken zwischen 2010 und 2019 rund 13,9 Milliarden Tonnen CO₂ auf. Abgegeben wurden aber nur 16,6 Milliarden Tonnen. Gründe dafür sind Abholzung oder Brandrodung, aber auch Dürre. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die Folgen der Walddegradation für das Klima inzwischen schwerwiegender sind als jene, die durch die Abholzung verursacht werden, die jedoch weiter voranschreitet. Im Beobachtungszeitraum ist der Grad der Entwaldung um das Vierfache gestiegen. Forschende mahnen seit langem, dass, wenn sich der Trend fortsetzt, Regenwälder schon bald von CO2-Senken zu CO2-Emittenten werden könnten.