Von künstlichen Mikroben und Klimarettern
Der kompakte Medienrückblick: Mikroalge als CO2-Speicher +++ Mikrobe mit künstlichem Genom +++ US-Veggie-Burger kommt nach Deutschland +++ Vorteile des Ökolandbaus
Umwelt – Die Mikroalge Spirulina wird meist als Nahrungsergänzungsmittel genutzt. Doch ihre Fähigkeiten gehen weit über den Speiseplan hinaus. In den Laboren der Brandenburgisch Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg tüfteln Forscher an weiteren Einsatzmöglichkeiten. Wie Vanja Budde in der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell“ berichtet, will ein Team um den Biologen und Unternehmer Jan-Heiner Küpper die Bakterien als Klimaretter etablieren. Geht es nach Küpper, soll die Mikroalge als CO2-Speicher dienen. Mehr als jede Pflanze auf dem Feld würde Spirulina Biomasse auf kleiner Fläche produzieren und damit große Mengen Kohlendioxid binden können, heißt es. An der BTU werden daher gezielt Spirulina-Algen im Bioreaktor gezüchtet. Mit seiner Firma Carbon Biotech will Küppers die Mikroalge aber auch als Biodünger und als Nahrungsmittel anbieten.
Synthetische Biologie – Am Computer entworfen und durch Maschinen im Labor zum Leben erweckt – so beschreibt Hanno Charisius in der Süddeutschen Zeitung die Entwicklung einer neuen Bakterienart, die Forscher im Fachjournal Nature vorstellen. Der Name des neuen Bakteriums: E.coli Syn61. An mehr als 18.000 Stellen wurde das Genom von E.coli verändert, bis Syn61 daraus entstand. Zweieinhalb Jahre hatten Biologen und Chemiker vom Medical Research Council Laboratory of Molecular Biology im britischen Cambridge vier Millionen Erbgutsteine von chemischen Synthetisierungsmaschinen nachbauen lassen und in das Erbgut des Bakteriums eingeschleust. Auch wenn E.coli Syn61 nicht der erste lebende Organismus mit einem komplett künstlichen Erbgut ist, ist er auf jeden Fall der mit dem bislang größten im Labor hergestellten Genom. Zudem wurden die Erbanlagen der Mikrobe so zusammengesetzt, dass Forscher diese künftig auch mit neuen Eigenschaften ausstatten können.
Lebensmittel – Er sieht aus wie ein richtiger Burger. Doch mit Fleisch hat der Bratling nur wenig zu tun. Veggie-Burger bestehen meist aus Erbsen oder Soja. Rote Beete geben dem Fleischersatz die gewünschte blutrote Färbung. Nach MacDonald´s und Metro können nun auch Lidl-Kunden einen solchen fleischlosen Burger im Kühlregal finden. Seit Mai bietet die Supermarktkette den veganen Bratling der US-Kultmarke Beyond Meat an. Prominente wie Leonardo di Caprio und Bill Gates haben Firmengründer Ethan Brown bei der Entwicklung des Burgers finanziell unterstützt. Anfang Mai ging das kalifornische Unternehmen damit an die Börse. Wie Heike Jahberg im Tagesspiegel berichtet, verkaufen sich die Burger-Aktien wie warme Semmeln.
Landwirtschaft – Mit einem Anteil von 7,5% ist der ökologische Landbau im Hinblick auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland zwar noch gering. Doch die Vorteile des Ökolandbaus überwiegen, wie Ralf Stork in der Berliner Zeitung schreibt. Der Autor verweist auf eine Studie des Thünen-Instituts in Braunschweig, wonach ökologisch bewirtschaftete Felder in punkto Artenvielfalt, Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit und Ressourcennutzung klar vor der konventionellen Landwirtschaft liegen. Ein Grund für die Überlegenheit des Ökolandbaus ist unter anderem der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Der Appell der Forscher: Um die Umwelt zu schützen, sei eine grundlegende Ökologisierung der Landwirtschaft notwendig. Die EU müsse daher weg von der Flächenprämie und konkrete umweltrelevante Leistungen der Landwirte unterstützen.