Evonik: Probiotika statt Antibiotika

Evonik: Probiotika statt Antibiotika

Der Futtermittelspezialist Evonik hat das erste probiotische Tierfutter für Geflügel entwickelt. Dies könnte eine Alternative zum umstrittenen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung sein.

Evonik, gesundes Tierfutter mit Probiotika
Evonik hat sein Probiotikageschäft erweitert und ein erstes Probiotikum für Geflügelfutter hergestellt.

Der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung muss minimiert werden – zum Wohl von Mensch und Tier. Dass die Gesundheit von Mensch und Tier eng miteinander verknüpft sind, ist seit langem bekannt und heute brisanter denn je. Der Einsatz von Antibiotika ist zunehmend umstritten, auch weil immer mehr Keime mehrfache Resistenzen gegen Antibiotika ausbilden. Mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) hat die Bundesregierung bereits 2008 Ziele formuliert, um diese Gefahr einzudämmen und Forschungsvorhaben initiiert, um die Suche nach neuen Antibiotika sowie alternativen Behandlungs- und Aufzuchtsmethoden voranzutreiben.

EFSA: Einsatz von Antibiotika bei Tieren minimieren

Zwar ist der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Entwarnung gibt es aber nicht. Gerade erst hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)  in einem gemeinsamen aktuellen Report mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) festgestellt, dass es hinsichtlich der Verwendung von Antibiotika bei Tieren keine „Patentlösung“ gebe, aber dass der Einsatz auf ein „notwendiges Minimum beschränkt werden muss“ .

Probiotisches Futter für gesunden Hühnerdarm

In der Wirtschaft wird daher bereits seit einiger Zeit an Alternativen geforscht, wie die Gesundheit der Nutztiere über gesundheitsfördernde Nahrungsmittel gezielt gestärkt werden kann - etwa der auf Futtermittel spezialisierte Konzern Evonik. Nun können die Essener erste Erfolge vermelden: Mit „GutCare PY“ bringt das Unternehmen erstmals ein eigenes probitotisches Tierfutter auf den Markt, das speziell für Geflügel entwickelt wurde.

Die Idee ist so ähnlich wie sie auch bei probiotischen Nahrungsmittel für den Menschen verfolgt wird: Es geht um ein gesundes Gleichgewicht an gesundheitsfördernden Mikroben. So soll der von Evonik entwickelte Futterzusatz positiv auf Bakterienpopulationen im Hühnerdarm wirken, insbesondere unter Stressbedingungen. „Das Produkt kann ein Baustein alternativer Lösungen zur Reduzierung des Einsatzes antibiotischer Wachstumsförderer sein, und kann damit einen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung der Tiere leisten“, sagt Emmanuel Auer, Leiter des Geschäftsgebiets Animal Nutrition bei Evonik. Das probiotische Tierfutter für Geflügel wird allerdings zunächst auf dem US-Markt eingeführt, wie Evonik in einer Presseerklärung mitteilt.

Gesunde Kost zunächst für US-Markt

Das Produkt ist Ergebnis eines langen Forschungsprozesses: Mehr als 500 Stämme der Bakterienart Bacillus subtilis wurden dafür in einem mehrstufigen Selektionsprozess untersucht und auf ihre probiotischen also gesundheitsfördernden Eigenschaften analysiert. Dabei erwies sich der Stramm DSM 32315 sowohl bei in-vitro als auch in-vivo-Studien als besonders geeignet. Das Probiotikum veränderte die Darmflora offenbar so, dass Krankheiten wie die nekrotische Enteritis vermieden werden konnten. Die Krankheit wird durch pathogene Bakterien der Art Clostridium perfringens hervorgerufen und soll Evonik zufolge in der Hühnerzucht weltweit jedes Jahr Schäden in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar verursachen. Erst im Sommer vergangenen Jahres hatte Evonik sein Portfolio auf dem Probiotika-Feld durch die Übernahme des Probiotikageschäfts der spanischen Firma NOREL erweitert.

Weitere Probiotika für Tierfutter geplant

„Wir sehen das Potenzial der Probiotika für eine nachhaltige Tierhaltung noch lange nicht ausgeschöpft und wollen deshalb genau verstehen, wie sie funktionieren“, erklärt Stefan Pelzer, verantwortlich für den Innovationsbereich Gut Health & Diagnostics. Evonik will daher zukünftig die Produktpalette an Probiotika für Tiernahrung noch erweitern und die Wirkung der guten Bakterien genauer untersuchen.

Im Rahmen der vom Bundesforschungsministerium geförderten strategischen Allianz „GOBI“ – „Good Bacteria and Bioactives in Industry" forscht der Spezialchemiekonzern Evonik beispielsweise gemeinsam mit Partnern wie der Berliner Organobalance GmbH nach guten Bakterien, die den Einsatz von Antibiotika verringern bzw. ablösen könnten.Dafür soll im Rahmen der GOBI-Allianz ein Simulationsmodell für den Hühnerdarm entwickelt werden. Damit wollen die Evonik-Experten schon im Labor untersuchen, ob und wenn ja, welche Futtermittelzusätze wie auf Verdauung, Darmbakterien und Immunsystem wirken und welche Dosis wie die Gesundheit beeinflusst.

bb