Potenzial mariner Pilze erkunden

Potenzial mariner Pilze erkunden

Die Forschung an Pilzen aus dem Meer ist zwar noch jung. Eine Konferenz in Kiel beleuchtete das große Potenzial – vor allem für medizinische Anwendungen.

Die marine Pilzkultur Scopulariopsis brevicaulis bei der Kultivierung im Labor.
Der aus einem Schwamm isolierte marine Pilz Scopulariopsis brevicaulis bei der Kultivierung im Labor.

Auf der Suche nach neuen Materialien und Wirkstoffen für die Medizin gewinnen marine Quellen zunehmend an Bedeutung. Die bekanntesten Lieferanten für Lebensmittel-, Arznei und Kosmetikindustrie sind Algen. Doch auch andere Meeresbewohner wie marine Schwämme sind wegen ihrer Eigenschaft, Biosilikat zu bilden, längst für neuartige medizinische Beschichtungen wie für Zähne oder Knochenimplantate interessant. Das Interesse an marinen Pilzen ist dagegen noch jung. Um die weltweite Forschung auf diesem Feld zu systematisieren und Anwendungsfelder zu erschließen, gründete sich 2014 das Konsortium „Marine Fungal Natural Products“, kurz MaFNaP.

Neue Kostbarkeit aus dem Meer

Ein erstes Treffen der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der marinen Pilzforschung fand 2015 im französischen Nantes statt. Ende Juni bot nun das Wissenschaftszentrum Kiel die Bühne für die zweite Internationale Konferenz. Das Treffen wurde vom GEOMAR Zentrum für Marine Biotechnologie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel organisiert. „Gerade in jüngerer Zeit gelten marine Pilze in der blauen Biotechnologie als eine besondere Kostbarkeit. Mit neuer Spitzentechnologie und dem Wissen, über das wir bereits heute verfügen, haben ihre Wirkstoffe das Potenzial, die Medizin, Landwirtschaft und viele weitere zentrale Lebensbereiche der menschlichen Gesundheit und des Wohlbefindens zu verändern“,  sagt Deniz Tasdemir, Organisatorin der Konferenz und Direktorin von GEOMAR-Biotech.

Schub für neue Forschung

Themen wie die Bio- und Chemodiversität mariner Pilze, Kultivierbarkeit, Genetik, Genomik, Epigenetik, mikrobielle Interaktionen aber auch Ökologie, Analytik und Metabolomik und angewandte Aspekte wie der Biotechnologie standen in Kiel auf der Tagesordnung. Dabei wurden auch jüngste Forschungsergebnisse vorgestellt. Im EU-Projekt „Marine Fungi“ haben Wissenschaftler unter Beteiligung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) sowie dem GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung 2015 aus einem Schwamm im Mittelmeer einen Marinen Pilz isolieren und kultivieren können, der Tumorzellen in Darm und Bauchspeicheldrüse hemmen kann. Gleichzeitig konnten sie jene Gene identifizieren, welche für die Bildung der krebshemmenden Stoffe verantwortlich ist. Im Ergebnis der Konferenz hofft Tasdemir vor allem auf einem Schub in der Forschung nach marinen Pilzen: „Ich erwarte, dass die Konferenz zukünftige Forschungskooperationen befeuert und mögliche gemeinsame Forschungsanträge des Konsortiums ermöglicht.“

bb